Muriel Hurtis - Ein Job schützt vor Medaillen nicht
Was haben Muriel Hurtis, Karin Mayr und Gabi Rockmeier gemeinsam? Die drei haben bei den Hallen-Europameisterschaften in Wien über 200 Meter Medaillen in Gold, Silber und Bronze geholt und das obwohl – oder gerade weil? – sie halbtags arbeiten. Die Französin Muriel Hurtis trainiert immer von 17 bis 19:30 Uhr, weil ihr die Ausbildung zur Buchhalterin nur abends Zeit dazu lässt. Darüber hinaus arbeitet sie viermal pro Woche beim Sportamt von Bobigny, einer Gemeinde im Süden von Paris, wo sie Sportveranstaltungen organisiert und vermarktet. Ziemlich bodenständig für eine 23-jährige, die nun schon zum zweiten Mal Halleneuropameisterin wurde und mit 22,51 Sekunden den französischen Hallenrekord über 200 Meter und die Weltjahresbestleistung hält.
Trotz Hallentitel will Muriel Hurtis nicht Favoritin für München sein
In München will die 1,80 grosse Athletin eine Medaille holen und ihre Bestleistung über 200 Meter verbessern. Eigentlich müsste sie aufgrund ihrer Grösse draussen besser abschneiden, als auf der engen Hallenbahn, aber bislang war sie immer in der Halle erfolgreicher. Ende Juni 2001 hatten Probleme am Ischias ihre Medaillenhoffnungen über 200 Meter zunichte gemacht. Nach einmonatiger Verletzungspause reichte es noch zur Bronzemedaille mit der 4x100 Meter Staffel bei den Weltmeisterschaften in Edmonton. Als Favoritin für die Europameisterschaften will sie nicht gelten, da man von einem Hallentitel nicht auf die Platzierung draussen schliessen könne. Zudem haben Sprinterinnen wie die Ukrainerin Shanna Pintusevich komplett auf die Hallensaison verzichtet. Hurtis rechnet auch stark mit den Deutschen – allen voran Gaby Rockmeier – die vor heimischem Publikum über sich hinauswachsen könnten.
München, Bayern, Bier!?
Deutschland kennt die Französin ausschliesslich von den Meetings in Dortmund, Cuxhaven, Leverkusen und Stuttgart. "Die Deutschen sind sehr gastfreundlich und lieben die Leichtathletik. Anders als in Frankreich sind die Stadien bei Meetings voll und das Publikum kennt sich wirklich aus." München wird sie im August zum ersten Mal kennenlernen. "Alles, was ich von München weiss, ist, dass die Leute dort Bier mögen. Das sind Bayern, also mögen sie Bier."
Ulrike Philipp