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Rhythmusgefühl bringt Felix Franz in Europas Spitze

Die Deutschen Meisterschaften in Ulm haben eine Reihe von Titelträgern hervorgebracht, die noch nie zuvor in der Aktivenklasse ganz oben auf dem Treppchen nationaler Meisterschaften gestanden haben. Wir stellen neue Gesichter, Aufsteiger und alte Bekannte vor. Heute: Felix Franz (LG Neckar-Enz).
Jan-Henner Reitze

Felix Franz
LG Neckar-Enz

*06. Mai 1993
Größe: 1,93 Meter
Gewicht: 78 kg

400 Meter Hürden
Bestleistung: 48,96 (2014)
EM-Fünfter 2014
Deutscher Meister 2014
Fünfter U20-WM 2012
Achter U20-EM 2011
Vierter Olympische Jugendspiele 2010

Dieser 21-Jährige gehört zu den Aufsteigern des Sommers. Schon in den Jahren zuvor überzeugte Felix Franz durch gute Platzierungen bei internationalen Nachwuchs-Meisterschaften. Mit dem ersten deutschen Meistertitel und Rang fünf bei der EM hat er 2014 bewiesen, dass er sein Talent zu nutzen versteht.

Nachdem die Saison mit den ersten Zeiten knapp unter der 50-Sekunden-Marke schon mit einer erfreulichen Entwicklung gestartet war, begann ein fast märchenhafter Sommer: Im DM-Finale von Ulm zündete der Athlet der LG Neckar-Enz auf der Zielgeraden den Turbo, rollte das Feld auf und stürmte auf den letzten Metern an Varg Königmark (SC Magdeburg; 49,40 sec) vorbei zum Titel (49,34 sec).

Kapitel zwei im Sommermärchen trug sich in Zürich (Schweiz) zu, wo sich der frisch gebackene Deutsche Meister nach dem EM-Halbfinale ungläubig die Augen reiben musste. Gerade war er 48,96 Sekunden gelaufen und damit nicht nur ins EM-Finale, sondern auch auf Rang neun der ewigen DLV-Bestenliste. Im dritten Rennen im Letzigrund innerhalb von vier Tagen fehlten ein wenig die Körner. Rang fünf im verregneten Finale (49,83 sec) waren dennoch mehr, als im Vorfeld der Saison von dem jungen Langhürdler erwartet worden war.

Langfristiger Aufbau mit eingespieltem Team

Das Erfolgsrezept ist vor allem Kontinuität. Seitdem er vier Jahre alt ist, wird Felix Franz von Thomas Riegraf trainiert. Das Talent für die Langhürden führte im Nachwuchsbereich unter anderem zu Rang vier bei den Olympischen Jugendspielen 2010. Stück für Stück nahm das Sportlerleben professionelle Züge an.

Trainingslager mit dem DLV-Kader unter der Betreuung von Bundestrainer Volker Beck in Südafrika, medizinische Betreuung in Bruchsal oder spezielles Hürdentraining bei Marlon Odom und Sven Rees gemeinsam mit Hürdensprinter Gregor Traber in Stuttgart. Alles zusammen führte zu der Steigerung in diesem Sommer.

Die Verbundenheit zur Heimat bleibt. Haupt-Trainingsstandort ist immer noch Bietigheim, wo sich Felix Franz als Trainer in seinem Verein auch um den Nachwuchs bemüht. Außer auf den Sportplatz geht der Freizeit-Skifahrer und Kletterer auch regelmäßig in die Uni. Sein Bachelor-Studium der Verfahrenstechnik hat er allerdings von sechs auf zehn Semester gestreckt, um genügend Zeit für Training und Wettkämpfe zu haben.

Titel bei U23-EM angepeilt

Im Hinterkopf ist schon Olympia 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien). Der vergangene Sommer hat dieses Ziel ein Stück näher gebracht und motiviert, dem Vorbild und deutschen Rekordler Harald Schmid nachzueifern.

Nächste angepeilte Zwischenstation ist die U23-EM in Tallinn (Estland), wo Felix Franz  2015 um den Titel mitlaufen möchte. Bleibt er gesund und kann an seine Bestzeit anknüpfen, könnte auch eine noch weitere Reise anstehen - nach Asien zur WM in Peking (China).

Das sagt Bundestrainer Volker Beck:

Felix hat die Erwartungen übertroffen. Eine Zeit unter 49 Sekunden war nicht zu erwarten. Nachdem es 2013 nicht so eine große Verbesserung der Bestzeit gab, war aber schon klar, dass dieses Jahr mehr drin sein würde. Die deutliche Steigerung hat verschiedene Gründe. Felix profitiert von dem Netzwerk, das er sich aufgebaut hat. Das Training mit Marlon Odom und Sven Rees ist ein wichtiger Aspekt. Das hat Felix in Sachen Rhythmus und Hürdentechnik deutliche Fortschritte gebracht. Damit ist die Sicherheit gewachsen. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Felix ist ein sehr offener, zugänglicher Athlet, der sich mit der Materie auseinandersetzt und sich und sein Tun hinterfragt. Er ist sehr zielorientiert und hat sein Umfeld auf den Sport ausgerichtet. Die Zusammenarbeit ist sehr angenehm. Das große Ziel ist Olympia 2016. Er verfügt über gutes Entwicklungspotential und eine hohe Grundschnelligkeit. Für das nächste Jahr geht es darum, Zeiten um 49,25 und 49,50 zu stabilisieren. Die WM ist natürlich auch ein Thema. Der eingeschlagene Weg ist der richtige. Bei der EM in Zürich hat er außerdem sein Rennmodell etwas offensiver ausgerichtet. Das sollte auch stabilisiert werden.

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