Rico Freimuth als Favorit gefordert
Auf die Frage, wer bei den Deutschen Hallen-Mehrkampf-Meisterschaften am Wochenende (28./29. Januar) in Dortmund für ihn der Favorit im Siebenkampf der Männer sei, antwortet Bundestrainer Rainer Pottel erst nach einigem Zögern.
"Normalerweise würde ich sagen, dass Rico Freimuth als WM-Teilnehmer von Daegu für den Titel in Frage kommt. Inzwischen haben sich aber auch andere Athleten zu Wort gemeldet, so dass es am Wochenende in der Helmut-Körnig-Halle sicherlich spannend wird", sagt der Coach.Zu den Titelkandidaten zählt für Rainer Pottel auch Arthur Abele (VfL Sindelfingen), der seit den Olympischen Spielen vor vier Jahren keinen Mehrkampf mehr bestritten hat. Um nach solch einer langen Verletzungsmisere (u.a. Schambeinentzündung, Knochenödem, Bänderriss sowie Nabel- und Leistenbruch) wieder Wettkampfsicherheit zu bekommen, nahm der frühere Sieger des Ratinger Mehrkampf-Meetings (2007) am vergangenen Wochenende an Test-Wettkämpfen im Sindelfinger Glaspalast teil und ließ dort mit Leistungen von 7,90 Sekunden über 60 Meter Hürden, 1,94 Metern im Hochsprung, 4,80 Metern im Stabhochsprung und 13,47 Metern im Kugelstoßen aufhorchen.
Spaß bringt Leistung
Während seiner dreieinhalbjährigen Zwangspause dachte der 8.372-Punkte-Zehnkämpfer nie ans Aufhören: "Dazu bin ich noch viel zu jung und zu ehrgeizig. Ich habe mir immer gesagt: Da muss ich durch."
Sein Ziel für Dortmund drückt Arthur Abele nicht in einer bestimmten Punktzahl oder Platzierung aus. Der Sindelfinger will in erster Linie wieder Spaß am Wettkampf gewinnen, und er ist überzeugt: "Wenn der stimmt, stimmt auch wieder die Leistung."
Im Fahrplan
Wie Arthur Abele hat auch Rico Freimuth in dieser Hallensaison schon einige respektable Leistungen abgeliefert. So erzielte der 23-jährige Hallenser in den letzten Wochen unterm Dach 4,60 Meter im Stabhochsprung, 8,15 Sekunden über 60 MeterHürden, 7,03 Sekunden über 60 Meter flach und 14,19 Meter mit der Kugel.
"Nach diesen guten Einzelergebnissen peile ich für Dortmund 5.800 Punkte an. Damit wäre ich im Fahrplan hinsichtlich der Freiluftsaison, in der ich mich für die Olympischen Spiele in London qualifizieren möchte", betont Rico Freimuth, der im letzten Sommer mit 8.287 Punkten im Zehnkampf aufhorchen ließ.
Auch Kai Kazmirek und Matthias Prey mit Chancen
Sehr viel traut Rainer Pottel auch dem 20-jährigen Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) zu, der sich 2011 in mehreren Disziplinen (u.a. 2,12 m im Hochsprung) entscheidend verbessert hat. Seine augenblicklich gute Form unterstrich er am vergangenen Wochenende bei einem Wettkampf in Halle, als er sich im Stabhochsprung über respektable 4,80 Meter schwang.
Ein ernsthaftes Wort möchte auch Matthias Prey (Ahrensburger TSV) bei der Titelvergabe mitreden. Der frühere U20-Europameister im Zehnkampf (2007) machte in diesem Winter bereits mit Leistungen von 8,21 Sekunden über 60 Meter Hürden und 7,68 Metern im Weitsprung auf sich aufmerksam. "Gerade in der Halle", sagte Rainer Pottel, "wo die Sprünge mit drei Disziplinen eine wichtige Rolle spielen, hat Matthias Prey recht gute Karten."
Maren Schwerdtner mit Aussichten
Im Fünfkampf der Frauen fehlen die WM-Starterinnen Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen), Lilli Schwarzkopf (LG Rhein-Wied) und Julia Mächtig (SC Neubrandenburg), weil sie ihren Fokus auf die Olympischen Spiele in London (Großbritannien) legen. Favoritin ist daher in Dortmund die EM-Neunte Maren Schwerdtner (Hannover 96), die in nahezu allen Disziplinen ausgeglichen ist.
Gespannt kann man auf den Auftritt von Tilia Udelhofen (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Christina Kiffe (ASC Darmstadt) sein, die sich erstmals in der Frauenklasse bewähren müssen. "Diese drei Athletinnen kommen meiner Meinung nach für den Titel in Frage. Wir haben noch einige hoffnungsvolle Nachwuchskräfte in Dortmund am Start. Da sollten wir aber die Erwartungen jedoch nicht zu hoch spannen, denn sie sollen sich erstmal orientieren, wo sie in der Frauenklasse stehen", betont Frauen-Bundestrainer Wolfgang Kühne.
Gehen trifft Mehrkampf
Erstmals werden im Rahmen der Hallen-Mehrkampf-Meisterschaften die Geher-Wettbewerbe ausgetragen. Fast ein "Heimspiel" wird dabei Sabine Krantz aus dem benachbarten Bochum-Wattenscheid haben.
Die WM-Teilnehmerin freut sich in der Westfalen-Metropole auf den zu erwartenden Zweikampf mit der Potsdamerin Melanie Seeger. "Ich brauche jetzt erst einmal eine Abwechslung", sagte Sabine Krantz, "da ist ein Hallenwettkampf genau das Richtige für mich. Nach Dortmund mache ich noch mal einen Ausdauerblock. Am 3. März geht es für drei Wochen nach Flagstaff ins Trainingslager, denn am 14. April starten bereits die Qualifikationswettkämpfe für London.“
Die Wettkämpfe beginnen am Samstag um 10 Uhr und am Sonntag um 9.50 Uhr. Wegen des Bundesliga-Spiels Dortmund gegen Hoffenheim empfiehlt sich am Samstag eine rechtzeitige Anreise (bis 11.00 Uhr).