Riesenstimmung am Brandenkopf
"Eine großartige Werbung für den Berglauf", lobte Präsident Danny Hughes (England) den TV Unterharmersbach als Ausrichter der 4. Berglauf-Masters-WM in den höchsten Tönen. "Damit hat Unterharmersbach neue Maßstäbe für künftige Veranstaltungen gesetzt". Der Präsident der World Mountain Running Association zeigte sich höchst beeindruckt über die organisatorischen Leistungen des vierten Weltchampionats der Masters.
Der Brandenkopf rief die Masters
Eine Rekordbeteiligung von 849 Läufern aus 22 Nationen, eine Riesenstimmung auf der 10,6 Kilometer langen Strecke hinauf zum Brandenkopf, ein umfangreiches Rahmenprogramm mit der SWR-DanceNight, einer stimmungsvollen Eröffnung und Abschlussparty mit Siegerehrung, der spektakulären Live-Übertragung des Zieleinlaufes in die Schwarzwaldhalle sowie einer gelungenen Pastaparty – und großartigen sportlichen Wettkämpfen auf höchstem Niveau sind Grund genug für die Lobeshymnen, die rundum von Läufern, Betreuern und Zuschauern gleichermaßen geäußert wurden. "Das ist einer der Höhepunkte in meiner sechzehnjährigen Präsidentschaft", zog Badens Leichtathletik-Chef Hans Motzenbäcker ein positives wie auch sehr persönliches Fazit, denn der seit 1958 in verschiedenen Positionen im badischen Leichtathletik-Verband tätige Brühler Funktionär wird im Frühjahr 2004 in den Ruhestand treten.
Unbedingte Werbung für den Berglauf
"Organisatorisch und sportlich ein absolutes Highlight", staunte Wolfgang Münzel, der als WMRA-Wettkampfdirektor, deutscher Berglaufchef und Mastersläufer in dreifacher Funktion diese Masters-WM erlebte. "Durch die Teilnahme von Klasseläufern wie Helmut Schmuck, Daniela Gassmann oder Ludmila Melicherova, die im bereits fortgeschrittenen Alter in der Weltspitze der Aktivenklasse immer noch eine bedeutende Rolle spielen, ist das Niveau enorm angestiegen. Die Teilnahme dieser Berglauf- Cracks war eine Aufwertung der Masters-WM und zudem eine unbedingte Werbung für den Berglauf!" Hochklassige Wettkämpfe in nahezu allen Wettbewerben unterstreichen diese Aussage.
Glänzend wussten sich dabei die deutschen Läufer in Szene zu setzen. Allen voran Charly Doll, der nicht nur Chef in der Küche, sondern auch einmal mehr Chef auf dem Parcours war. Mit hohem Tempo hatte sich der 49jährige Hinterzartener bereits kurz nach dem Start an die Spitze des mit 170 Teilnehmern stärkstbesetzten Laufes gesetzt – und diese auch nicht mehr bis in den Zieleinlauf auf dem Brandenkopf abgegeben.
"Mal sehen, ob meine Zeit von 43:56 Minuten von den Vierzigjährigen unterboten wird", flachste Charly Doll noch etwas außer Atem im Ziel. "Ich bin Vollgas gelaufen, allerdings muss ich sagen, dass mir die Strecke etwas zu steil war. Es klingt zwar paradox, doch jetzt laufe ich lieber flacher und schneller als früher, wo mir die Berge nicht steil genug sein konnten!"
Von der Gattin überredet
Doch bereits wenig später war die Streckenbestzeit von Charly Doll hinfällig, weil sich in letzter Minute der Europameisterschaftszweite und dreifache Weltmeister Helmut Schmuck aus Wien noch in die Startlisten eingeschrieben hatte – und seine exzellente Verfassung in eine neue Rekordzeit von 42:42 Minuten umsetzte.
"Eigentlich wollte ich nach dem EM-Start meine Karriere beenden, aber meine Frau hat mich einfach zu diesem Rennen überredet!" Wie sehr sich der 40jährige über den ersten Masterstitel seiner Karriere freute, das zeigte er spontan auf der Zielgeraden, als er triumphierend die österreichische Flagge schwenkte.
Aber nicht nur Charly Doll ging unter die Titelsammler, sondern auch Annemarie Stiegmann (Detmold/ W 65), Emmi Schneider (Eschenburg/ W 60), Marianne Spronk (Goch/ W 55), Liane Muschler (Leipzig/ W 50) und Marie-Luise Heilig-Duventäster (Welfen/ W 40) sowie Peter Lessing (Önsbach/ M 60) nutzten den Heimvorteil.
Furiose Taktik der Bahnläuferin
Besonders überraschend dabei der Titel für Marie-Luise Duventäster, die als 800-Meter-Weltmeisterin gegen die ausgewiesenen Berglaufasse wie Fabiola Rueda-Oppliger aus Kolumbien, Barbara Imgraben (Britzingen) und der Titelverteidigerin Carline McDonald (Neuseeland) mit einer furiosen Taktik die Nase vorne hatte. "Ich laufe immer, was das Zeug hält – und habe mir so den Titel geholt!"
Der mit Spannung erwartete Abschlusswettbewerb der Frauen der W 35-Klasse hielt das, was er versprochen hatte. Die Schweizer Weltklasseläuferin Daniela Gassmann distanzierte in 49:18 Minuten die Slowakin Ludmila Melicherova, die Duathlon-WM-Fünfte Tina Walter sowie die frühere 100-Kilometer-Weltrekordlerin Birgit Lennartz im Stil einer Weltklasseläuferin.
Unerwartete Stimmung
"Diese tolle Stimmung auf der Strecke hätte ich nie erwartet", freute sich die Schweizerin im Ziel, "das hat mich immer weiter angespornt, so dass ich meine Oberschenkel-Verletzung kaum gespürt habe!" Hochzufrieden auch Tina Walter aus Schwäbisch Gmünd, die drei Wochen vor dem Ironman-Start auf Hawaii eine Spitzenleistung abliefern konnte. "Es lief einfach genial".
Genial ist gewiss auch das Wort, das im bunten Treiben im dicht bevölkerten Zielbereich am Brandenkopf am meisten in Richtung Organisation gefallen ist. Eine Kurzsiegerehrung, die einmal dichter nach dem jeweiligen Zieleinlauf nicht hätte sein können und zum anderen selten lustigere Läuferinnen und Läufer zu bieten hatte.
Eine muntere Musikgruppe aus den umliegenden Ortschaften sorgte dabei für eine ausgelassene Stimmung, so dass manches Tänzchen auf dem Podest einfach dazu gehörte. Das ist sicherlich nur eine kleine Randnotiz, verdeutlicht aber die Liebe im Detail, die an allen Orten spürbar wurde und letztlich den großen Erfolg des TV Unterharmersbach erklärt.
Ergebnisse finden Sie im Internet unter www.brandenkopfberglauf.de