Riesiger Goldpokal für John Yuda in Fontenay
Es war einer jener Tage, die man am besten gleich morgens vom Kalender reisst: kalt, feucht und zum Davonlaufen. Bonjour Tristesse! Tief hingen die Wolken über dem Schlosspark von Fontenay-les-Briis, einem kleinen Örtchen nahe Paris, und tief war auch der Parcours beim "Cross du CE RATP", eine der größten Winter-Veranstaltungen Frankreichs.
John Yuda ist ein Mann für große Pokale (Foto: Hörnemann)
Wieder diktierten die Afrikaner das Geschehen: John Yuda, 23 Jahre jung und einer von vielen Klasseläufern aus Tansania, beherrschte den Hauptlauf der Männer und Isabella Ochichi aus Kenia, auch vom Jahrgang 1979, den der Frauen.An zwei Tagen standen 26 Wettbewerbe auf dem Programm. Mehr als 15.000 Teilnehmer waren auf den Beinen. Während der Cross-Cup in Deutschland ein karges Schattendasein fristet, sind solche Zahlen in unserem Nachbarland nichts Ungewöhnliches. "Der Crosslauf", weiß Altmeister Dominique Chauvelier, 1992 Marathon-Dritter bei der EM in Split, "hat von seiner Attraktivität nichts eingebüßt."
Und wenn der traditionelle Figaro-Cross im Bois de Boulogne von Paris, der aus finanziellen Gründen vom Hauptsponsor, der renommierten Tageszeitung "Le Figaro", schon vor Wochen abgesagt worden war, am ersten Dezember-Wochenende stattfinden würde, wäre die Zahl der Aktiven noch höher gewesen als in Fontenay-les-Briis.
Prominente Teilnehmer standen in der Vergangenheit in der Teilnehmerliste. Paulo Guerra, der viermalige Cross-Europameister aus Portugal, war im Département Essonne 1994 und 1995 erfolgreich gewesen. Tom Nyariki aus Kenia, 1997 WM-Dritter über 5000 Meter, hat diese Massen-Veranstaltung gleich drei Mal gewonnen.
John Yuda dominiert
Auch bei der 13. Auflage war ein Afrikaner vorn: John Yuda aus Tansania, 2001 in Bristol WM-Dritter im Halbmarathon hinter den beiden Äthiopiern Haile Gebrselassie und Tesfaye Jifar, dominierte das Rennen vor den Franzosen Mustapha Essaïd und Loïc Letellier.
Auf dem tiefen, aufgewühlten Kurs schlug Yuda sogleich ein höllisches Tempo an, dem kaum einer folgen konnte. "Ich war gut in Form", erzählte der Mann aus Ostafrika, "und habe deshalb sofort die Initiative ergriffen." Mustapha Essaïd, der wie die meisten guten Langstreckler Frankreichs (Driss El Himer, Mohamed Ouaadi, Abdellah Behar unter anderem) aus Marokko stammt, aber längst die Staatsbürgerschaft in der "Grande Nation" erhalten hat, bemühte sich verzweifelt, die Lücke zu schließen. Vergebens.
John Yuda, der als Vizeweltmeister auf der Cross-Langstrecke ohnehin der hohe Favorit war, feierte im Hauptlauf über 9040 Meter einen Start-Ziel-Sieg in 26:41 Minuten, wiederholte damit seinen Coup aus der Vorjahr und schleppte erneut einen riesigen Goldpokal nach Hause. Mit zehn Sekunden Rückstand holte sich Mustapha Essaïd das zweite Preisgeld.
Dann wurde es spannend, denn dichtauf kamen die Verfolger angeflogen. Loïc Letellier, Außenseiter in diesem Klasse-Feld, besaß die größten Energiereserven und kletterte als Dritter auch noch aufs Podium. Als Lohn für ihre starke Vorstellung bekamen Essaïd und Letellier bereits die Fahrkarten für die Cross-EM in Meduin am 8. Dezember in Kroatien, wo die Franzosen wie vor zwei Jahren den Mannschaftstitel erobert haben. Abdellah Behar, der als Marathonspezialist auch gerne Crossläufe bestreitet, Hassan El Lahssini und Bertrand Fréchard müssen sich die begehrten Ticktets bei den kommenden Wettkämpfen erwerben.
Knappes Rennen bei den Frauen
Isabella Ochichi, WM-Dritte auf der Cross-Kurzstrecke in Dublin, beendete ihr Solo bei den Frauen mit knappem Vorsprung. Nach 4610 Metern siegte die Kenianerin in 15:17 Minuten vor der gebürtigen Kenianerin Margaret Maury (15:32 min), die nach ihrer Heirat in Frankreich eingebürgert wurde.
Yamna Belkacem, die amtierende Europameisterin im Gelände musste sich weit abgeschlagen mit dem zehnten Rang begnügen. "Ich bin momentan nicht in allerbester Verfassung", erklärte die 28-jährige Ex-Marokkanerin, "und bereite mich auch nicht speziell auf die Cross-EM vor." Sie hat keine große Lust auf einen Start, erklärte sich aber bereit auszuhelfen: "Wenn man mich braucht, werde ich in Kroatien laufen." In der Teamwertung holte sie mit ihren Kolleginnen in Thun immerhin Bronze. Nicht zuletzt dank Belkacem, die als Einzelsiegerin entscheidenden Anteil am guten Mannschaftsabschneiden hatte.
Fontenay-les-Briis, "13. Cross du CE RATP"
Männer, 9040 Meter:
1. John Yuda (Tan) 26:41
2. Mustapha Essaïd (FRA) 26:51
3. Loïc Letellier (FRA) 27:07
4. Abdellah Behar (FRA) 27:11
5. Khalid El Aamri (MAR) 27:13
6. Wilson Onsare (KEN) 27:14
7. Hassan El Lahssini (FRA) 27:18
8. Wilson Omwoyo (KEN) 27:21
9. Wesley Ochoro (KEN) 27:22
10. Bertrand Fréchard (FRA) 27:26
Frauen, 4610 Meter:
1. Isabellah Ochichi (KEN) 15:17
2. Margaret Maury (FRA) 15:32
3. Rodica Maroianu (FRA) 15:39
4. Nancy Omwenga (KEN) 15:48
5. Ilena Fugigi-Dorca (ROM) 15:55
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10. Yamna Belkacem (FRA) 16:24