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Road to Berlin: DLV-Sprinter kommen in Florida auf Hochtouren

Ein Großteil des Olympia- und Perspektivkaders im Kurz- und Langsprint hat seit knapp zwei Wochen seine Zelte in Florida aufgeschlagen. Im National Training Center in Clermont entwickeln die DLV-Athleten bei Top-Bedingungen (30 Grad und leichter Wind) Schnelligkeit für den Sommer mit dem Höhepunkt der Heim-EM in Berlin. Für die meisten steht in Florida am 28. April der Saisonstart bevor.
Pamela Ruprecht

„Man fühlt sich fast schon ein bisschen heimisch hier“, berichtet Staffel-Teamleiter Ronald Stein aus Clermont. Der Bundestrainer der Kurz-Sprinterinnen kommt seit 2010 Jahr für Jahr mit dem DLV-Sprint-Team nach Florida (USA). Erstmals sind auch 400-Meter-Läufer dabei, der gesamte Männer-Kader sowie von den Frauen Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg) und Hannah Mergenthaler (MTG Mannheim).

Das Trainer-Team setzt sich aus Bundestrainern – neben Ronald Stein sind Jörg Möckel (100 m, Männer) und Edgar Eisenkolb (400 m, Männer) vor Ort – und Heimtrainern wie Uli Kunst, Andre Ernst und Michael Manke-Reimers zusammen.

Im Mittelpunkt steht in diesem Jahr, in dem keine Staffel-WM stattfindet, die individuelle Vorbereitung auf den EM-Sommer. Eine zentrale zehntägige Staffel-Maßnahme für potenzielle EM-Starter über 4x100 oder 4x400 Meter folgt dann Mitte Mai auf Teneriffa (Spanien): Pflicht-Programm für alle Staffel-Teilnehmer an den Europameisterschaften in Berlin (7. bis 12. August).

Heim-EM sorgt für Extra-Motivation und gute Stimmung im gesamten Team

Drei Staffel-Einheiten gibt es in Clermont dennoch. „Staffel-Wechsel sind ein gutes Schnelligkeitstraining, weil man maximal an- und ablaufen muss“, sagt Ronald Stein. Neben dem Auffrischen der Wechsel-Fertigkeiten kann so gleichzeitig Geschwindigkeit getankt werden. Weitere Trainingsschwerpunkte sind gemeinsame Starts, in denen die Konkurrenzsituation gesucht wird, und Tempolauf-Programme in Gruppen. Alles, um richtig schnell zu werden.

Dass in diesem Sommer eine Heim-Europameisterschaft ansteht, merkt man nicht nur an den hoch motivierten Athleten, sondern auch im gesamten Betreuer-Team. „Es herrscht eine positive Grundstimmung. Alle freuen sich auf die besondere EM“, erzählt der Staffel-Bundestrainer. Ein medizinisches Team mit Physiotherapie (Sven Wobser, Martin Kober, Raffael Raabe und Peter Müller), Chiropraktik (Lasse Tietje) und den DLV-Ärzten Dr. Wolfgang Herb und Dr. Thomas Oehmichen ist ebenso zur Unterstützung mitgereist wie Trainingswissenschaftler Dr. Ralf Buckwitz.

Neu an Bord ist Prof. Dr. Rainer Knöller vom Olympiastützpunkt Hannover. Der Leistungsphysiologe führt ein Belastungs- und Erholungs-Monitoring zum Zustand der Athleten während der intensiven Trainingswochen durch, das im Grundsatz unter anderem auch von der norwegischen Olympiamannschaft in Pyeongchang (Südkorea) angewendet wurde. Ziel ist es, den Gesundheitszustand der Sprinter zu beobachten und Überbelastung mit der Folge von Krankheit oder Verletzung zu vermeiden.

Im Berliner Olympiastadion um die Medaillen rennen

Untergebracht sind die deutschen Athleten erneut in kleinen Gemeinschaftshäusern rund 20 Autominuten vom Trainingszentrum entfernt. Im vergangenen Jahr war der Andrang im National Training Center um die gleiche Zeit groß: Viele Nationen bereiteten sich dort auf die Staffel-WM auf den Bahamas vor. Diesmal teilt sich das DLV-Team die Leichtathletik-Anlage überwiegend nur mit heimischen US-Athleten. Der stärkste Staffel-Rivale für die EM in Berlin – Großbritannien – ist parallel bei den Commonwealth Games in Gold Coast (Australien) in Aktion gewesen.

Ein Aufeinandertreffen gibt es spätestens im August im Berliner Olympiastadion: Dort will die DLV-Frauen-Staffel mit verbesserten Wechseln um die Goldmedaille laufen. Die schnellen 60-Meter-Zeiten der Hallensaison von Tatjana Pinto (LC Paderborn; 7,06 sec), Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund; 7,11 sec) und Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar; 7,12 sec) machen Mut für den Sommer. „Das sind Ausgangswerte, mit denen man die 100 Meter auf jeden Fall um die elf Sekunden laufen kann“, meint Ronald Stein.

Erster Test-Wettkampf Ende April in Clermont

Die 4x100 Meter-Staffel der Männer hat seit 2010 bei jeder EM eine Medaille mitgenommen. „Deshalb wollen wir bei der Heim-EM natürlich auch auf dem Treppchen stehen“, sagt der Staffel-Teamleiter. Realistisches Minimal-Ziel ist aktuell die Bronzemedaille, denn die Briten sind ohne einen Fehler kaum zu schlagen und auch die Franzosen bringen mit Jimmy Vicaut und Christophe Lemaitre in ihren Reihen die schnelleren Einzel-Zeiten mit.

Einen ersten Test zum Leistungsstand der DLV-Sprinter gibt es gegen Ende des Florida-Camps am 28. April beim Meeting in Clermont. Die Wettkampf-Stätte ist bekannt für ihre schnelle Bahn und Rückenwind-Garantie. Womöglich gelingt es beim Saisoneinstieg vereinzelt schon, die Norm für die EM in Berlin abzuhaken.

Während Gina Lückenkemper (TSV Bayer 04 Leverkusen) zu diesem frühen Zeitpunkt noch kein Rennen bestreiten wird, wollen Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge), Alexandra Burghardt (MTG Mannheim), Aleixo Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen), Sven Knipphals (VfL Wolfsburg) und Co. an den Start gehen. Nach dem Test-Wettkampf folgt die Rückkehr nach Deutschland, wo als nächste EM-Qualifikations-Möglichkeiten die Stationen Jena und Weinheim (beides 26. Mai) warten.

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