Robert Harting - „365 Tage für drei Titel“
Weltmeister, jetzt Europameister - und bald Olympiasieger?! Robert Harting hat einen 365-Tage-Fahrplan und der Berliner Diskuswerfer scheint auf seinem Weg derzeit nicht zu stoppen zu sein. In Helsinki (Finnland) feierte er seinen 28. Sieg in Folge. leichtathletik.de hat die Reaktionen des 27-Jährigen eingefangen.
Robert Harting, Gratulation zum EM-Titel. Gestern hatten Sie sich für das Finale Regen gewünscht…Robert Harting:
Ja, das habe ich gesagt. Es hat geregnet und ich habe meine Regensachen vergessen. Mein Trainer hatte gesagt, es regnet. Aber er ist ja öfter pessimistisch und ich bin Optimist. Ich habe noch im Bus gesessen und gesagt: Es regnet nicht. Ich wurde eines Besseren belehrt, dafür muss ich in London mehr aufpassen.
Gab es während des Wettkampfs Zweifel?
Robert Harting:
Nein, es gab keine Zweifel. Die ersten beiden Würfe sahen ein bisschen aus, als hätte ich Diskuswerfen gerade erst gelernt. Selbst der 68er, das hat man gesehen, flog sehr, sehr schlecht weg. Das ist ein Zeichen für eine mittelmäßige Technik. Eine, die sehr mit Kraft belegt ist. Ich hatte auch alle Kraft reingesetzt. Jetzt habe ich noch vier Wochen Zeit, da ein bisschen Harmonie zu finden und die Bewegung fein zu gestalten.
Wie ordnen Sie den EM-Titel jetzt ein?
Robert Harting:
Ich habe 365 Tage für drei Titel. Zwei habe ich jetzt und ich hoffe, ich kann noch einen dritten dazuholen.
68 Meter waren ja genau das, was Sie sich vorgenommen hatten…
Robert Harting:
Ja, geil. Ich habe schon gedacht, es klappt vielleicht nicht ganz. Ich habe auch reingehauen wie ein Irrer. Ich bin echt zufrieden gewesen. Man hat die Freude auch ein bisschen gesehen.
Warum haben Sie den fünften Versuch weggelassen?
Robert Harting:
Wegen meinem Fuß. Ich musste mich immer wieder warm machen. Im Wettkampf ist das immer wieder auszuhalten, weil das Adrenalin dabei ist. Im Training ist es immer ein bisschen hinderlich. Da habe ich noch andere Mittel wie Bandagen oder Cremes. Die vier Wochen schaffe ich jetzt noch damit.
Sie haben diesmal das Trikot nicht zerrissen…
Robert Harting:
Zu kalt war es gar nicht. Ich bin ja nicht aus Zucker und wenn ich aus Zucker bin, dann aus wetterresistentem Zucker. Man muss aber den Emotionen noch Reserven lassen.
War der EM-Titel nur ein Zwischenschritt?
Robert Harting:
Natürlich. Das ist eine Zwischenstation, das soll es auch bleiben. Ich glaube, das hat man auch an der Art und Weise gesehen, wie ich meinen Sieg verarbeitet habe. Natürlich kann man jetzt nicht groß feiern und groß die Sau rauslassen. Heute Abend werde ich ein teures finnisches Bier trinken. Das war’s dann auch.
Äußern sich die stärksten Gegner inzwischen irgendwie zu Ihrer beeindruckenden Siegesserie?
Robert Harting:
Eigentlich nicht. Die wissen das von Alekna, der auch mal eine Phase von 33 Siegen hatte. Also ich bin da nur Nummer zwei. Jetzt habe ich 28 Siege. Deshalb: Wettkampf Nummer 29 wird der wichtigste.
Ist es ein Ziel, Virgilijus Alekna zu toppen?
Robert Harting:
Das geht es um eine Haltung. Ich trainiere nicht für eine Medaille. Ich trainiere nicht für irgendwelche Statistiken. Du kannst nur soviel trainieren, dass du dich selber magst. Das ist bei mir echt schwer. Deshalb kämpfe ich auch ewig, bis ich in den Metern weit, weit oben bin. Die Meter produzieren dann die Statistik. So rum geht’s.
Robert Harting gewinnt die Regenschlacht
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