Robert Harting - „Bin der gejagte junge Wilde"
Diskuswerfer Robert Harting aus Berlin behauptete sich am vergangenen Wochenende beim Winterwurf Europacup im kroatischen Split gegen starke Konkurrenz. Mit 64,34 Metern wurde er hinter Weltmeister Gerd Kanter (Estland) Zweiter. Im Interview berichtet er über seine Ziele im Olympia-Jahr und schaut darauf zurück, was sich seit seinem zweiten Platz bei der WM geändert hat.
Herr Harting, herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz beim Winterwurf-Europacup. Haben Sie schon einmal so früh in der Saison so weit geworfen?Robert Harting:
Nein, so früh noch nicht. Der Winterwurf-Europacup stand bei mir immer nicht in einem besonders guten Licht, die Ergebnisse waren meist nicht so gut. Aber mit diesem Wochenende bin ich wirklich zufrieden. Durch den Wind von vorne links waren es schwere Bedingungen und die Konkurrenz war stark. Aber ich habe mich trotzdem behauptet. Schade nur, dass die 16 Zentimeter bis zur Olympia-Quali gefehlt haben.
Diskuswerfer sind ja meist nur im Sommer bei den Wettkämpfen zu sehen. Welchen Stellenwert hat für Sie der Winterwurf?
Robert Harting:
Aus taktischen Gründen ist er für mich wichtig. Ich kann so sehen, wo ich stehe und woran ich noch arbeiten muss. Ich starte immer gern beim Winterwurf-Europacup, ich denke nur, dass es dem Deutschen Leichtathletik-Verband nicht so wichtig ist. Aber mir hat es dieses Jahr wieder sehr viel Spaß gemacht. Wir hatten ein junges, duftes Team.
Wie geht es bei Ihnen jetzt weiter? Wie bereiten Sie sich auf die Olympia-Saison vor?
Robert Harting:
Ich werde wieder zweimal je zwei Wochen nach Albufeira in Portugal fahren und mir dort den Feinschliff für die nächsten Wettkämpfe holen. Das erste Mal fahren wir am 2. April. Aus dem zweiten Trainingslager kommen wir dann am 14. Mai zurück und am 17. Mai steht der erste Wettkampf an.
Wo wird das sein?
Robert Harting:
In Versmold. Den Wettkampf organisiere ich zusammen mit meinem Vater. Die meisten deutschen Top-Werfer werden dort am Start sein.
Welche Ziele haben Sie sich für dieses Jahr gesetzt?
Robert Harting:
Rein von der Weite habe ich mir 67,50 Meter vorgenommen. Und bei den Olympischen Spielen möchte ich eine Medaille gewinnen. Ich will mich im Vergleich zu den Weltmeisterschaften ja nicht verschlechtern. Nach dem zweiten Platz in Osaka kann ich mir also kein anderes Ziel setzen.
Setzt Sie dieser zweite Platz von der WM jetzt unter Druck?
Robert Harting:
Nein, ich stehe nicht mehr unter Druck als letztes Jahr. Natürlich gucken jetzt mehr Leute nach mir und ich werde in einige Kalkulationen miteinbezogen. Aber für mich persönlich hat sich nichts verändert. Das ist Diskuswerfen und nichts anderes.
Im vergangenen Jahr haben Sie in Osaka Ihr Trikot zerrissen und sich die Startnummer in den Mund gestopft. Was können die Zuschauer dieses Jahr erwarten?
Robert Harting:
Da müssen wir erst einmal warten, wie es läuft. Aber so etwas kommt spontan und wird nicht vorbereitet. Sonst wäre es aufgesetzt und blöd.
Hat sich für Sie seit Ihrem Erfolg von Osaka irgendetwas verändert?
Robert Harting:
Rein finanziell stehe ich jetzt natürlich viel besser da. Aber in Bezug auf meinen Freundeskreis habe ich versucht, nichts zu ändern. Nur wegen des Erfolgs sollte er nicht größer werden.
Wie ordnen Sie sich national ein? Sind Sie noch immer der „junge Wilde“, der die Arrivierten wie Lars Riedel und Michael Möllenbeck jagt, oder sind Sie selbst schon der Gejagte?
Robert Harting:
Ich würde mich als der gejagte „junge Wilde“ bezeichnen.
Im vergangenen Jahr gab es einige Unstimmigkeiten zwischen Ihnen und Gerhard Janetzky, dem Geschäftsführer des DKB-ISTAF. Er hatte den Diskuswurf der Männer nicht in das Programm genommen und sich zudem negativ zu den Wurfdisziplinen geäußert. Haben Sie sich mittlerweile einmal ausgesprochen?
Robert Harting:
Ja, wir haben uns vor etwa zwei Wochen getroffen und uns eigentlich auch ganz gut unterhalten. Ich hoffe, dass wir Diskuswerfer dieses Jahr beim ISTAF mit dabei sein werden.