Robert Harting - „Da ist noch einiges drin“
Diskuswerfer Robert Harting (SCC Berlin) schleuderte die Diskusscheibe am Samstag bei den Halleschen Werfertagen erstmals über die 70-Meter-Marke und gewann mit 70,31 Metern. Peter Grau sprach für leichtathletik.de mit dem Weltmeister.
Robert Harting, zuerst herzlichen Glückwunsch zum ersten Siebziger. Hatten Sie solch eine Weite erwartet?Robert Harting:
Ganz unerwartet kam sie nicht, denn schon in Wiesbaden hatte ich eine solche Weite drin. Aber ich muss ehrlich gestehen, dass ich heute doch ein wenig überrascht bin.
Warum das?
Robert Harting:
Die Woche nach Wiesbaden hat mich sehr müde gemacht. Man sah es heute, denn die Würfe waren nicht superstabil vorn im Abwurf. Es ist eigentlich schade, denn es hätte noch weiter gehen können. Der letzte, leider ungültige Versuch war ein 71er, wie man mir sagte. Da ist also noch einiges drin.
Sie sind am Knie operiert worden, verspürten Sie im Wettbewerb irgendwelche Probleme?
Robert Harting:
Nein, seit Donnerstag ging es vorwärts, ich bin heute schmerzfrei angetreten, das sieht man natürlich auch gleich im Ergebnis. Man ist dann vom Wesen her gleich ein ganz anderer Mensch. Ich hoffe, dass das so bleibt, ich bin da guter Dinge. Allerdings, wenn ich wieder mehr trainiere, könnte es auch wieder schlimmer werden.
Wie waren die äußeren Bedingungen?
Robert Harting:
Es ist eine Segelwiese hier. Der Ring war zwar nicht so bombastisch, aber die Feuchtigkeit der letzten Tage, die sich auf dem Rasen abgesetzt hatte, ist durch die Hitze etwas aufgestiegen und das ergab dann günstige Bedingungen. Deshalb haben meine Kollegen und ich auch so weit geworfen.
Stichwort Kollegen: Wie schätzen Sie deren Leistungen ein?
Robert Harting:
Es war eine harte Konkurrenz und sicher einer der besten Diskus-Wettkämpfe, die es je gegeben hat. Deshalb bedeutet es mir auch viel, gerade in einem solchen Wettkampf die 70 Meter übertroffen zu haben.
Wie geht es jetzt weiter?
Robert Harting:
Am Montag reise ich nach Turnov in die Tschechische Republik, dort beim Ludvik-Danek-Memorial ist am Dienstag mein nächster Wettkampf.
Und was folgt danach?
Robert Harting:
Danach starte ich in Hengelo und in Rom.
Für Sie war es heute sicherlich ein historisches Ereignis…
Robert Harting:
Ja, aber man darf nicht so lange darüber nachdenken und muss die Ruhe bewahren. Bis zu den Olympischen Spielen ist es noch ein ganzes Stück hin und es kann viel passieren. Außerdem gibt es da noch ein Problem, das viele vergessen: Piotr Malachowski [Anm.: Europameister aus Polen] lag bisher immer in den geraden Jahren vorn. Ich hoffe, dass ich mich 2012 von dem Trauma befreien kann.