Robert Harting - „Ein sehr cooles Gefühl“
Robert Harting sitzt wieder auf dem Leichtathletik-Thron. Der Berliner Diskus-Olympiasieger wurde mit 35,84 Prozent der Stimmen zum zweiten Mal zum „Leichtathleten des Jahres“ gewählt. Im Interview spricht der Superstar der deutschen Leichtathletik auch über seinen jüngsten „Wetten dass..?“-Auftritt, den Weltrekord und seine Siegesserie sowie eine „farbige Explosion“.
Robert Harting, herzlichen Glückwunsch. Die Sport-Fans haben Sie zum zweiten Mal nach 2009 zum „Leichtathleten des Jahres“ gewählt ...Robert Harting:
Dankeschön. Ich freue mich wirklich sehr darüber.
Welche Bedeutung hat die Auszeichnung für Sie?
Robert Harting:
Es ist ein sehr cooles Gefühl, weil mich die Leichtathletik-Fans gewählt haben. Ich habe nach 2009 nicht unbedingt damit gerechnet, noch einmal die Chance zu haben, die Wahl zu gewinnen.
Sportler des Jahres, Silbernes Lorbeerblatt, Goldene Henne, Verdienstorden des Landes Berlin und nun Leichtathlet des Jahres. Kommen Sie mit den ganzen Ehrungen nach Ihrem Olympiasieg nicht langsam durcheinander?
Robert Harting:
Nein. Natürlich sind diese Auszeichnungen eine schöne Nebensache. Aber ich bin Sportler. Gedanklich bin ich schon längst wieder in der neuen Saison.
Am Samstag waren Sie in Offenburg bei „Wetten, dass…?“ Sind Sie vor dem Auftritt in der größten Show im deutschen Fernsehen eigentlich nervöser als vor einem großen Finale?
Robert Harting:
Klar war ich angespannt, es war aber eine andere Nervosität. Das muss auch so sein. Ist diese Nervosität einmal weg, ist man leer.
Wie erleben Sie es, Teil des Show-Geschäfts zu sein?
Robert Harting:
Nach „Wetten, dass…?“ ist damit Schluss. Ich werde mich wieder voll auf den Sport konzentrieren. Andere Termine wird es nur noch am Wochenende geben, schließlich geht es ja für mich auch noch an der Uni weiter. Aber noch einmal zurück zu den Auftritten im Fernsehen: Vor zehn Jahren hat in „leichtathletik“ der Manager von Heike Drechsler das „Star-Potenzial“ von jungen Leichtathleten bewertet. Da habe ich nur zwei von fünf Sternen bekommen. Das hat mich damals schon ziemlich getroffen. Gleichzeitig war es aber ein Ansporn, das Gegenteil zu beweisen.
Die zuletzt sehr zahlreichen Termine haben viel Zeit gekostet. Wie viel weniger als in den Vorjahren konnten Sie in den vergangenen Monaten trainieren?
Robert Harting:
Das muss ich schätzen. Aber rund 20 Prozent werden es schon gewesen sein. Wie gesagt: Nun fokussiere ich mich wieder voll aufs Training.
Sie sind Welt- und Europameister. Was unterscheidet den Olympiasieg von den anderen beiden Titeln?
Robert Harting:
Der Olympiasieg hat eine ganz andere Nachhaltigkeit, da es nur alle vier Jahre um Olympiamedaillen geht. Anders als bei einer Welt- oder Europameisterschaft gibt es auch keinen Vize-Olympiasieger.
Wie oft holen Sie die Goldmedaille von London eigentlich noch hervor?
Robert Harting:
Nur selten. Wenn Freunde sie zu Hause sehen wollen, muss ich sie schon regelrecht suchen. Ich habe mir längst neue Ziele gesetzt. Schließlich ist meine Zeit als Sportler begrenzt und ich muss mich noch besser vorbereiten, um weiter erfolgreich zu sein. Nichtsdestotrotz hat die Goldmedaille eine sehr große Bedeutung für mich.
Bis zum Weltrekord von Jürgen Schult fehlen Ihnen dreieinhalb Meter. Ist es trotzdem ein Ziel von Ihnen, weiter als 74,08 Meter zu werfen?
Robert Harting:
Das mit dem Weltrekord ist ein endloses Thema. Um die Marke zu übertreffen, braucht man Top-Bedingungen: eine außergewöhnliche Form, Zuschauer, die dich antreiben und böigen Wind von vorn. Das gibt es vielleicht nur einmal im Jahrzehnt. Und ich weiß nicht, ob unbedingt ich diesen einen Tag erwische..
Auch die Gesundheit muss dafür passen. Wie geht es Ihren lädierten Knien?
Robert Harting:
Momentan ganz gut. Obwohl ich schon seit zweieinhalb Monaten trainiere, gab es am linken Knie noch keine Reaktion. Vor einem Jahr hatte ich schon viel früher Schmerzen. Rechts habe ich oberhalb des Knies leichte Probleme.
Welche Rolle spielt Ihr Trainer Werner Goldmann bei Ihren Erfolgen?
Robert Harting:
Meine Interpretationen des strategisch meisterhaften Trainings von Werner Goldmann und mein Leistungswille führen zu einer farbigen Explosion und vielen Siegen. Julia Fischer und Christoph Harting versuche ich diese Übersetzung aufzuzeigen, ich hoffe wir können 2013 als Trainingsgruppe die Nummer eins werden.
Schauen wir auf diesen Sommer. In Moskau können Sie zum dritten Mal hintereinander Weltmeister werden. Das hat bisher nur einer geschafft …
Robert Harting:
… ja?
Lars Riedel.
Robert Harting:
Der war ja sogar viermal in Folge Weltmeister. Eine wirklich große Leistung.
Was unterscheidet Sie vom insgesamt fünfmaligen Weltmeister?
Robert Harting:
Wir sind unterschiedliche Typen, obwohl wir beide Stützwerfer sind. Allerdings versuche ich, den Diskus beim Abwurf weiter zu beschleunigen. Lars hat ihn mehr angehoben. Aber die Details sollten andere analysieren.
Seit Ihrer letzten Niederlage am 8. August 2010 in Nottwil gegen Mario Pestano haben Sie 33-mal in Folge gewonnen. Wann werden Sie wieder einmal verlieren?
Robert Harting:
2013 wird auf jeden Fall ein interessantes Jahr. Ich habe mehr Aufgaben als früher, es wird eine große Herausforderung, die Serie weiterzuführen. Schließlich sind viele geil darauf, den Harting endlich zu bezwingen.
Und wer wird den Diskus-Dominator besiegen?
Robert Harting:
National ist Martin Wierig ein Kandidat. Sein toller sechster Platz bei Olympia ist viel zu wenig gewürdigt worden. International rechne ich vor allem weiter mit dem Iraner Eshan Hadadi. Er trainiert jetzt ja bei Wolfgang Schmidt in den USA. Ich bin gespannt, was unser Landsmann ihm noch zeigen kann.
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