Robert Harting im Rampenlicht
Diskus-Riese Robert Harting (SCC Berlin) wird mehr und mehr zum deutschen Gesicht der Olympischen Spiele von London (Großbritannien). Am Sonntag beendet der Olympiasieger die Saison als Lokalmatador beim Berliner ISTAF. Doch anschließend könnte der Stress für den 27-Jährigen erst richtig losgehen.
Keine Frage: Robert Harting ist seit seinem hemdzerreißenden Akt im Olympiastadion von London in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit mächtig gewachsen.Nicht auf die gigantischen 50x56 Meter, mit denen das "deutsche Gesicht der Spiele" vor dem letzten Saisonstart am Sonntag beim ISTAF via Mega-Poster den Berliner Wittenbergplatz dominiert. Doch so enorm, dass die Agentur mit dem beziehungsreichen Namen "Triceps" von Sponsoren-Anfragen und Einladungen des Diskus-Stars zu TV-Sendungen und Interviews zuweilen überflutet wird.
Gefragter TV-Gast
"Robert Harting ist ein Charaktertyp, er wird als der deutsche Star der Spiele angesehen, das wird bei vielen Anfragen an uns deutlich", sagt Marcel Göllnitz, Sportmarketing-Manager der Beratungs- und Betreuungs-Agentur Triceps aus dem rheinischen Moers. Das zehn hauptberufliche Mitarbeiter zählende Unternehmen betreut auch den zurückgetretenen Biathlon-Star Magdalena Neuner.
Marcel Göllnitz macht deutlich: "Sponsoren und Medien reißen sich um Robert Harting. Bis zum Jahresende wird es sicherlich noch etliche neue Werbeverträge geben. Und es werden nach Talks bei Markus Lanz und Beckmann weitere TV-Auftritte folgen, über die ich aber noch nicht reden kann, weil noch nichts unverzeichnet ist."
Kantiger Typ
Robert Harting ist gefragt, auch weil er kein Blatt vor den Mund nimmt. Nicht, wenn er die im Vergleich zu anderen Ländern aus seiner Sicht unzureichende Athletenförderung kritisiert ("wer mit Bananen zahlt, wird Affen kriegen"). Nicht, wenn er Kanzlerin Angela Merkel die kritische Bemerkung verpasst, bei der Fußball-EM habe sie die deutsche Mannschaft besucht, bei Olympia nicht.
"Er ist schon ein kantiger Typ. Ganz sicher ist es nicht immer leicht mit ihm", räumt auch Werner Goldmann ein, dessen Name Programm zu sein scheint angesichts der bisher vier Siege seines Diskus-Stars bei WM, EM und Olympia. Auch er ist froh, dass die Saison angesichts der vielen PR-Termine am Sonntag in Berlin endet: "Zuletzt betrieb Robert nur noch Formerhaltungs-Training."
Entscheidung gegen Brüssel
Der letzte Wettkampf in Brüssel (Belgien) findet ohne den Berliner statt. "Wir sind uns einig geworden, dass Robert dort nicht mehr startet", sagt Werner Goldmann mit Blick auf die vagen Chancen des Olympiasiegers im Kampf um den mit 40.000 Dollar dotierten Sieg im Diamond Race.
Der Este Gerd Kanter, 2008 Olympiasieger in Peking (China), würde ein dritter Platz reichen, um die Prämie zu kassieren – selbst wenn Robert Harting beim 34. Sieg in Serie seit dem 8. August 2010 zum dritten Mal in diesem Jahr über 70 Meter werfen würde.
Doch erst einmal muss Deutschlands erster Leichtathletik-Olympiasieger seit Sydney (Australien) 2000 am Sonntag den 33. Erfolg unter Dach und Fach bringen. "Alle brennen natürlich darauf, mich zu schlagen. Aber ich werde mein Bestes geben, damit das nicht passiert", sagt Robert Harting.
Hohe Ziele für 2013
2013 will er nicht nur zum dritten Mal in Serie Weltmeister werden, sondern auch einen "Weltrekord" aufstellen: "38 Siege in Serie wären ganz gut, denn bei 37 liegt der aktuelle Rekord von Virgilijus Alekna", sagt Robert Harting mit Blick auf Litauens zweimaligen Olympiasieger, der zwischen dem 19. August 2005 und 28. Juli 2007 ungeschlagen war. Zumindest in der Zahl der Tage hat der Berliner ihn längst überholt.
Mit einem Blick ins Jahr 2016 hat Robert Harting dieser Tage auch schon versichert: "Da will ich in Rio mein Gold verteidigen! Und mich dann mit der Medaille an den Strand legen." Doch er weiß auch: "Ab 30 Jahren fängt es an, schwer zu werden. Wenn es gut läuft, geht es so bis 35." Und wie das Beispiel Alekna beweist: Auch mit 40 kann man noch Weltklasse sein.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)