Robert Harting - „Jetzt extrem befreit“
Das Projekt „Drei Titel in 365 Tagen“ ist geglückt und Robert Harting ist jetzt nicht nur Welt- und Europameister, sondern auch Olympiasieger. Was der Berliner nach seinem großen Diskus-Triumph von London (Großbritannien) noch am Dienstagabend bei der Pressekonferenz sagte, lesen Sie auf leichtathletik.de.
Robert Harting, Glückwunsch zum Olympiasieg. Wie schätzen Sie den Erfolg ein?Robert Harting:
Ich bin überglücklich, dass alles geklappt hat. Der Klitschko hat drei oder vier goldene Gürtel. Bei mir sind es gerade drei Goldmedaillen der höchsten Form, wie man sie in der Leichtathletik gewinnen kann. Ich bin den Leuten dankbar, die mich sehr stark unterstützt haben und natürlich auch meinem Trainer, der es mit mir aushält. Jetzt freue ich mich einfach auf die nächsten Stunden.
Sind Sie jetzt absolut am Ziel, haben Sie alles erreicht oder wollen Sie dem Beispiel eines Al Oerters folgen?
Robert Harting:
Diese Al Oerter-Geschichte ist natürlich legendär für das Diskuswerfen und generell auch für die Leichtathletik. Er hat das Diskuswerfen voran gebracht. Aber ich glaube nicht, dass man über 16 Jahre bei der Dichte und der Leistung sowie den fehlenden Regenerationsmaßnahmen, die man als Leistungssportler hat, das Niveau aufrecht erhalten kann. Ansonsten ist das eine typisch deutsche Frage. Was geht jetzt noch? In vier Jahren sind wir in Rio. Brasilien ist ein schönes, warmes Land. Aber ich genieße jetzt erst einmal den Abend, bevor ich mich um die nächsten Aufgaben kümmere. Ich warte ab, was auf mich zukommt, wie die Presse über mich schreibt und was mehr oder weniger daraus dann folgt.
Können Sie die Schmerzen beschreiben, die Sie heute beim Werfen hatten?
Robert Harting:
Das war für mich nichts Neues. Ich kann zehn Würfe gut belasten. Das eigentliche Problem war heute im Wettkampf, dass die Beine immer schwerer wurden. Man konnte richtig fühlen, wie der Zweifel vom Zeh an immer höher rutschte bis zum Knie und bis zur Hüfte.
Wie waren die letzten Sekunden, bis klar war, dass es gereicht hat?
Robert Harting:
Das war ein sehr unangenehmes Gefühl, weil ich auch nichts mehr machen konnte. Als der Diskus von Ehsan in die Luft abhob, dachte ich, der sieht gar nicht so schlecht aus. Er hat aber dann die eigentliche Steigphase nicht beschritten, so dass ich davon ausgehen konnte, dass es reicht. Er ist ja dann auch bei 65 Metern auf der Linie gelandet.
Auf der Ehrenrunde sind sie über die Hürden gelaufen. Wie kam es dazu?
Robert Harting:
Das war auch ein bisschen emotional für mich. Die Kampfrichter am Hürdenstart haben gesagt, dass das nicht geht. Sie haben mich ein wenig provoziert, dann habe ich es später doch gemacht. Sally Pearson war schon dort, vielleicht hat sie noch eine besonders effektive Technik gesehen. Es war einfach ein Spaß.
Sie sind jetzt ein Mega-Sportstar in Deutschland. Sagen Sie jetzt, her mit der „Sportler des Jahres“-Ehrung und den Werbe-Millionen?
Robert Harting:
Ich bin jetzt derjenige, der die Leistung generiert hat. Das versuche ich so gut wie möglich darzustellen. Wenn Sie sagen Sportstar, dann ist das Ihre Entscheidung, wie sie die Leistung aufnehmen und was Sie mit dieser Leistung machen. Das habe ich nicht in der Hand. Natürlich bestehe ich nicht auf irgendwelche Ehrungen, schon gar nicht, wenn es irgendwelche großen Institutionen sind. Ich fände es natürlich schön, wenn die Leute das so sehen und das honorieren würden.
Es gab vor den Olympischen Spielen keine Zweifel, dass Sie es machen sollten. Wie haben Sie diesen Druck so weggesteckt? Wie befreit sind Sie jetzt?
Robert Harting:
Befreit bin ich jetzt natürlich extrem. Jetzt muss sich natürlich erst einmal alles setzen. Druck war nichts Neues für mich. Aber in der Form, in der Dimension, in der Intensität war es schon neu. Ich wusste aber natürlich auch, was ich kann, dass ich gut in Form bin und wenn ich einen erwische, dann haben es die anderen schwer. Aber wie man gesehen hat, hätte es auch anders ausgehen können. Das wäre beinahe ein Schuss in den Ofen gewesen.
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