Robert Harting jubelt, plant und kritisiert
Seine Triumph-Geste ist längst Kult. Am 13. August narrte Robert Harting im Luzhniki-Stadion die Fotografen, rannte vor ihnen davon - und zerriss dann doch mit einem Freudenbrüller sein Trikot. Der damals 28 Jahre alte Diskuswerfer holte in Moskau (Russland) sein drittes WM-Gold in Serie und verteidigte seine Vormachtstellung im Wurfring mit Rückenschmerzen und guten Nerven. Im Kurhaus von Baden-Baden verteidigte er nun auch den Titel als „Sportler des Jahres“ und meldete sich erneut politisch zu Wort.
Zwölf Jahre nach 800-Meter-Läufer Nils Schumann hatte 2012 mit Robert Harting erstmals wieder ein Leichtathlet die begehrte Auszeichnung zu Deutschlands "Sportler des Jahres" erhalten. Am Sonntag stand der 2,01-Meter-Hüne schon zum zweiten Mal in Folge im feinen Zwirn auf der Bühne.„Die Titelverteidigung ist ein bisschen schwieriger. Es ist immer leichter, jemand zu jagen und in die Enge zu treiben“, sagte Harting schon bei der WM nach seinen siegreichen 69,11 Meter sichtlich erleichtert und geschafft. Am Ende lagen sich er und seine Freundin und Diskus-Kollegin Julia Fischer in den Armen und sein Trainer Werner Goldmann jubelte: "Sensationell!"
Dabei hatte Harting schon vor der Medaillenvergabe über technischen Schwierigkeiten gegrübelt und gestanden: "Die Stunden im Hotel waren furchtbar." Zudem habe er einen "kleinen Schlag auf die Bandscheibe" bekommen, der Muskel habe sich zusammengezogen.
Gaucks Olympia-Verzicht "falsches Signal"
Doch Robert Harting kann nicht nur einstecken, sondern auch austeilen. 2013 sorgte er erneut außerhalb der Leichtathletik-Arenen für Schlagzeilen. Zum Beispiel als beständiger Kritiker des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und seines speziellen "Freundes" Thomas Bach, jüngst zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gewählt.
Aber der Diskus-Weltmeister tut auch was: Mit der Sportlotterie rief er eine alternative Sportförderung ins Leben; für diesen Dienstag ist in Mainz die Übergabe des Lizenzantrags geplant. "Wir wollen langfristig erreichen, dass die Topsportler statt 300 Euro auf 1.000 Euro Förderung monatlich kommen", erklärte er sein Ansinnen.
In Baden-Baden tat er am Sonntag auch seine Meinung hinsichtlich des Olympia-Verzichts von Bundespräsident Joachim Gauck kund: Die Absage sei "halt auch ein Zeichen", sagte der 29-Jährige. Als Beispiel führte er die Besuche von Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft an, wodurch der Öffentlichkeit vermittelt werde, welche Veranstaltung angeblich wichtig sei. "Das ist das falsche Signal", bewertete Harting nun Gaucks Verzicht.
Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)