Robert Harting setzt Glanzpunkt der Militär-EM
Robert Harting (SCC Berlin) hat am Sonntag der Militär-EM in Warendorf besonderen Glanz verliehen. Der Diskuswurf-Olympiasieger und Dreifach-Weltmeister ließ seinem Dauer-Rivalen Piotr Malachowski (Polen) keine Chance und verbesserte den Militärmeisterschafts-Rekord auf 67,89 Meter. Christina Schwanitz krallte sich ebenfalls den CISM-Rekord. Auch Sabrina Mockenhaupt, Elina Sujew, Homiyu Tesfaye und Julian Reus trugen sich in die Siegerliste ein, letzterer gar zum zweiten Mal.

"Jetzt wird erst einmal entspannt und dann neue Reize gesetzt, um 2016 in Rio wieder Gold zu holen", so der 29 Jahre alte Stabsunteroffizier. Einen prima Wettkampf lieferte Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01) ab. Seine im letzten Versuch notierten 62,03 Meter brachten ihm viel umjubeltes Silber.
Piotr Malachowski (Polen), mit 71,84 Metern weltweit der beste Diskuswerfer des Jahres, kam auf für ihn magere 61,80 Meter und Platz drei. Markus Münch (SC Potsdam; 59,01 m), der einen Feldwebel-Lehrgang unterbrach, um an der Militär-EM teilzunehmen, wurde mit Platz fünf belohnt.
Christina Schwanitz führt deutsche Phalanx an
Das Kugelstoßen der Frauen wurde von den Gastgeberinnen zu einer regelrechten Leistungsdemonstration auf breiter Front genutzt. Immerhin bekleideten die Damen mit dem Bundesadler auf dem Trikot die vorderen vier Plätze. Standesgemäß voran marschierte Vize-Weltmeisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge), die mit im letzten Versuch erzielten 19,30 Metern eindrucksvoll ihrer Favoritenrolle gerecht wurde und sich in die Rekordliste des Militär-Weltverbandes eintrug.
Diese Bestmarke wurde bislang von Nadine Kleinert (SC Magdeburg) gehalten, die endgültig Abschied nahm. Bei ihrem allerletzten Kugelstoß überhaupt katapultierte die 37-Jährige den vier Kilogramm schweren Eisenball auf 17,79 Meter. Die 14-fache Deutsche Meisterin, amtierende Europameisterin und vierfache WM-Zweite im Freien und in der Halle spielte damit noch einmal ihre ganze Routine aus und schob sich auf den Silberrang vor.
Bewegender Abschied von Nadine Kleinert
"Die Lücke ist geschlossen. Es geht so weiter wie ich es in den letzten Jahren gemacht habe", zeigte sie sich mit der Entwicklung ihrer (Noch-)Disziplinkolleginnen zufrieden. Dem Publikum, das ihr stehende Ovationen bereitete, rief Nadine Kleinert über das Stadionmikrofon zu: "Bitte bleibt doch sitzen." Aber Pustekuchen. Ebenso herzlicher wie langanhaltender Applaus trieb der Ausnahme-Könnerin schließlich mehrfach mehr als eine Träne in die Augen.
Josephine Terlecki (SC Magdeburg), im Vorjahr in Helsinki EM-Vierte, gefiel nun auf dem Bronzerang mit 17,62 Metern. Lena Urbaniak (LG Filstal; 17,01 m) schrammte knapp an einem Podestplatzvorbei.
Ralf Bartels verletzt
Das Kugelstoßen der Männer gewann U23-Europameister Jakub Szyszkowski (Polen), der seinen Hausrekord auf 20,32 Meter steigerte. Schade: Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) musste wegen eines lädierten Knies auf seinen allerletzten Wettkampf verzichten.
Julian Reus (TV Wattenscheid 01), am Vortag über 100 Meter vorn, erweitere seine Goldmedaillensammlung durch einen souveränen Sieg über 200 Meter. In 20,82 Sekunden hielt der einzige deutsche Doppel-Sieger den Brasilianer Bruno Lins Tenorio de Barros (21,03 sec) deutlich auf Distanz. Mit der deutschen Sprintstaffel holte Julian Reus hinter den starken Brasilianern (40,08 sec) Silber. An den 40,67 Sekunden waren zudem die Wattenscheider Christian Blum und Alexander Kosenkow sowie Aleixo Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen) beteiligt.
Elina Sujew klar vorn
Elina Sujew (LT Haspa Marathon Hamburg) fügte dem 1.500-Meter-Sieg ihrer Zwillingsschwester Diana Gold über 800 Meter hinzu - buchstäblich ein Sister Act in Vollendung. In 2:10,48 Minuten lief die 22-Jährige ungefährdet vorne weg. Nach verhaltener Auftaktrunde in 67 Sekunden übernahm sie die Führung, um der Griechin Maria Papadopoulou (2:16,20 min) postwendend unaufhaltsam zu enteilen.
Bei den Männern gab Marcin Lewandowski (Polen) Anschauungsunterricht. Zehn Tage, nachdem sich der 26-Jährige in Brüssel (Belgien) als Vierter auf 1:43,83 Minuten verbessert hatte, spielte der Europameister von 2010 nun förmlich mit den Mitbewerbern. 400 Meter in 56,13 Sekunden - Schlafwagentempo. Dann die entscheidende Attacke eingangs der Zielgeraden - schon war der Erfolg in 1:50,05 Minuten perfekt - vor Kleberson da Vide (Brasilien; 1:50,14 min).
Homiyu Tesfaye im Schongang
Ähnlich agierte Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt), seit Monatsbeginn bei der Bundeswehr. Die Strapazen der Grundausbildung, aus der der Wahl-Hesse eigens abgeholt worden war, um sein Debüt in der Auswahl seines neuen Arbeitgebers feiern zu können, steckten ihm noch in den Knochen. Aber dennoch: Der WM-Fünfte demonstrierte ein weiteres Mal seine Klasse, als er nach 3:51,89 Minuten für 1.500 Meter zum Titel sprintete. Und zwar mit einem vehementen Antritt auf der Zielgeraden, dabei in bewährter Manier Richtung Publikum blickend und dabei kurz die Finger zum Gruß an die Stirn tippend.
Langstrecklerin Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) machte zwei Runden vor Schluss ernst und lief - nach einem strammen Dauerlauf am Morgen - in 15:58,92 Minuten einen letztendlich mühelosen 5.000-Meter-Sieg nach Hause. Dass sie mitten in der Vorbereitung auf den New York-Marathon Anfang November steckt, sah man ihrer überaus frisch wirkenden Vorstellung nicht an.
Passabeler Auftritt von Mario Kral
Weitspringer Mario Kral (Hamburger SV; 7,08 m) reihte sich hinter Rogeira da Silva Dispo (Brasilien; 7,43 m) und Alexander Hochuli (Schweiz; 7,19 m) auf Rang drei ein.
Auf der Stadionrunde lieferten sich die Polen Kacper Kozlowski (46,45 sec) und Marcin Marciniszyn (46,49 sec) einen packenden Zweikampf. Den Hürdensprint beherrschte Matheus Facho Inocencio (Brasilien; 14,05 sec) vor Dominik Bochenek (Polen; 14,10 sec). Franciela Das Grasas Krasucki (Brasilien; 23,55 Sekunden) sicherte sich den Titel über 200 Meter. Die Staffelläuferinnen aus der Ukraine verbesserten den CISM-Rekord auf 44,66 Sekunden.
Detlef Uhlemann zufrieden
Detlef Uhlemann, einst Dritter der Cross-WM und seit geraumer Zeit Team-Koordinator der Bundeswehr-Auswahl, zog ein überaus positives Fazit der Titelkämpfe - nicht nur wegen der zehn deutschen Siege, sondern auch aufgrund der guten Stimmung in der Mannschaft.
Viel Lob gab es für die Organisation, in die der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) und der Leichtathletikverband Westfalen maßgeblich eingebunden waren. Das Ambiente gefiel. Wurf- und Sprunganlagen sowie die Laufbahn präsentierten sich dem Anlass angemessen in einem überaus propperen Zustand. Letztere war erst vor sechs Wochen neu gegossen worden.
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