Robert Harting - Sprüche, Gesten, Würfe
Markige Sprüche, martialische Gesten, goldene Würfe: Der Mann, der sich bei großen Siegen mit wildem Urschrei das Trikot vom Leibe fetzt und durch verbale Rempler das Image des Bad Boy pflegt, wurde am Sonntag als erster Diskuswerfer zeitgleich Olympiasieger, Welt- und Europameister. Seit Sonntag ist Robert Harting, der die Konkurrenz seit 2010 als Seriensieger diktiert und Funktionäre öfter ohne Umschweife verpasst, auch als erster Diskuswerfer Deutschlands "Sportler des Jahres."
„Ja! Ich dachte nie, das es dafür noch einmal reicht“, twitterte der Berliner nach seiner Auszeichnung, die ihn zur Nummer eins unter Deutschlands Sportlern machte, gleich direkt aus Baden-Baden und richtete seinen Dank an die Sportpresse. Der 2,01 Meter große deutsche Olympiastar, liiert mit der 1,92 Meter langen Diskus-Kollegin Julia Fischer, war damit an einem weiteren Höhepunkt angelangt.Monatelang wurde Robert Harting, der momentan in Berlin-Weißensee ein Loft als Domizil ausbaut, in fast allen TV-Talkshows präsentiert. Er nahm selten ein Blatt vor den Mund. "Er ist ein offener Typ, dafür mögen ihn die Leute", sagt Marcel Göllnitz, Sportmarketing-Manager der Beratungs- und Betreuungs-Agentur Triceps, die Dutzende Athleten betreut, in Magdalena Neuner auch die "Sportlerin des Jahres." Laut Marcel Göllnitz hat Robert Harting seit London die Zahl seiner Sponsoren um 50 Prozent gesteigert. Doch die Einnahmemillion ist noch nicht in Sicht.
Robert Harting (28), der angesichts seiner latenten Knieprobleme ständig über den Schmerz trainierte ("Es ist, als ob Du die Hand einfach auf der heißen Herdplatte liegen lässt"), gibt gern den Widersprüchlichen: Der gebürtige Spreewälder wird als Sportsoldat gefördert, hat Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Berliner Universität der Künste studiert, präsentierte sich auf seiner Homepage auch mal in Ketten, bezeichnet sich als Unternehmer und sensiblen Künstler.
Traum von Rio
Vor London hat der Schützling von Trainer Werner Goldmann ("mit Robert ist es nicht immer leicht") seine Fans durch ein Interview irritiert, sich als ein von Selbstzweifeln geplagter Athlet mit Beinahe-burn-out offenbart. "Um nicht zu zerbrechen" müsse er unbedingt sein erstes Olympiagold holen: "Ich brauche diesen Sieg, um die negativen Sachen aus meinem Leben zu spülen.
Robert Harting, der sich vor Topevents den Bart kunstvoll rasiert ("meine Kriegsbemalung") setzt sich gezielt unter Druck, um am Ende wieder der Sieger zu sein. Um wie bei den WM-Titeln 2009 und 2011 das Trikot zu zerfetzen. "Meine Art, Gefühle rauszulassen", sagt der Mann, der längst vom zweiten Olympiagold 2016 träumt: "Ich möchte mich dann mit der Medaille an den Strand legen, durch den Sonnenbrand einen riesengroßen Abdruck erzeugen, so dass die Medaille immer an meinem Körper ist."
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)