Eric Kaiser führt Gabi Kutscherauer in Erfolgsspur
Eine Urlaubsvertretung als Trainer hat an diesem Wochenende die 19-jährige Wasserburgerin Gabi Kutscherauer bei den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Vaterstetten zu einem aufsehenerregenden Überraschungserfolg in der A-Jugend geführt. Der Coach ist aber nicht irgendwer. Es handelt sich um den früheren Hürdensprinter Eric Kaiser, was die Geschichte interessant werden lässt.
Trainer Eric Kaiser hatte in Vaterstetten Gabi Kutscherauer stets im Blick, auch bei der kalten Dusche (Foto: Kiefner)
Der inzwischen 33-jährige, der Mitte der Neunziger Jahre zur deutschen Spitze gehörte, ist in diesem Sommer nach zwölf Jahren in Ostdeutschland nun wieder in seine bayerische Heimat zurückgekehrt, um dort als Trainer Fuß zu fassen: "In Leipzig hatte es mir nicht mehr gefallen." Also heuerte er in Wasserburg an und kümmert sich dort nun vor allem um die Kinder und Schüler. So kam auch der Kontakt zu Gabi Kutscherauer, die er zunächst nur als Hürdentrainer betreute, zustande. Nachdem sich deren eigentlicher Trainer Walter Chucholl jetzt für fünf Wochen nach Afrika in den Urlaub verabschiedete, übernahm Eric Kaiser die Vorbereitung auf die Titelkämpfe im nahe gelegenen Vaterstetten. Der nun unter diesen Vorzeichen erzielte kurzfristige Erfolg könnte sich als Glücksfall erweisen.
Nur drei Wochen gemeinsames Training
"Wir haben nur drei Wochen zusammen spezifisch auf die Deutschen trainiert", erzählt Eric Kaiser, der das vor allem im Kugelstoßen und Speerwerfen noch brach liegende Potenzial bei seinem neuen Schützling erkannte und nach der zuvor gelegten Basis wecken konnte, "ich wollte ihr vermitteln, was ihr Niveau ist."
Einen Schwerpunkt legte er auch auf die mentale Vorbereitung. "Ich habe ihr den Kopf gewaschen", sagt er. Dabei ging er aber hochsensibel vor, denn seine Vermutung, dass Gabi Kutscherauer deutlich mehr als die angepeilte B-Kader-Norm von 5.500 Punkten schaffen könnte, bestand nur insgeheim. "Ich konnte es ihr nicht sagen. Sie ist nämlich sehr ehrgeizig, das kann dann auch zu einer Verkrampftheit führen. Auf ihre Gegnerinnen habe ich sie aber mental eingestellt. Siebzig Prozent werden beim Wettkampf über die Einstellung im Kopf entschieden."
Steigerung um 343 Punkte
Dort wurden nun wohl die richtigen Schalter umgelegt. Mit einer Bestleistung von 5.352 Punkten, die sie Anfang August beim Nachwuchs-Länderkampf in Merignac erzielte, war sie nach Vaterstetten angereist, mit vier neuen Bestmarken in den Einzeldisziplinen und einem neuen Hausrekord von 5.695 Punkten zog die Blondine strahlend wieder von dannen. Damit avancierte sie am Samstag zur Entdeckung der Mehrkampf-Meisterschaften, zumal sie auch die Junioren-WM-Teilnehmerinnen Kathrin Geißler und Julia Mächtig besiegte.
Das gibt der angehenden Medizinstudentin, die dafür demnächst nach München, wo sie auch gute Trainingsbedingungen erwartet, umziehen wird, natürlich gehöriges Selbstvertrauen: "Es war jetzt schon alles super, aber ich weiß, dass es noch besser geht." Das sieht auch der in Kamerun geborene Eric Kaiser, selbst mit 7.762 Punkten 1990 Junioren-Weltmeister im Zehnkampf, so. Er attestiert ihr in allen Disziplinen noch Potenzial. Deshalb wollen die beiden auch weiter zusammenarbeiten, während sich Gabi Kutscherauer mit neuen Zielen wie etwa der U23-EM im nächsten Jahr in Erfurt befasst.
Kontakt mit BLV
Der 1999 in einen Dopingfall verwickelte und deshalb für zwei Jahre gesperrte Eric Kaiser möchte sich überhaupt, mit pädagogischen Grundlagen ausgestattet, nach seiner Rückkehr nach Bayern im Süden der Republik als Leichtathletik-Trainer etablieren und wohl auch rehabilitieren. Er hat deshalb auch schon das Gespräch mit dem Bayerischen Leichtathletik-Verband gesucht.
"Es muss sich etwas ändern. Es gibt einfach nur wenig gute Heimtrainer. Ich will mithelfen, die jungen Athleten nach oben zu bringen." Ein erster Anfang scheint gemacht.