Robert Harting - "Weiß, wie es unten ist"
Olympiasieger Robert Harting steht für Explosionsgefahr - nicht nur im Diskusring. Zuletzt kritisierte er den DOSB, jetzt konzentriert er sich aber wieder auf die großen sportlichen Ziele. Im SID-Interview spricht der Berliner über seinen Triumph von London (Großbritannien), seine Jagd nach zwei Weltrekorden und einen riesengroßen Abdruck auf seinem Körper.
Herr Harting, wie fällt Ihr Fazit zur vergangenen Saison aus?Robert Harting:
Damit muss ich noch bis ins allerletzte Ende des Jahres abwarten. Mit dem Schnitt in das neue Jahr zu gehen - da kann man dann wirklich Fazit ziehen, wie es wirtschaftlich, moralisch, wie es generell kräftemäßig aussieht, was es gekostet und gebracht hat.
Was verbinden Sie im Nachhinein mit dem Triumph von London?
Robert Harting:
Natürlich war das eine gute Zeit. Wichtig ist, dass alle Menschen, der Großteil der Gesellschaft die Situation so erlebt hat wie ich. Das ist kurios: Auch vor dem Fernseher war es plötzlich nicht mehr klar, dass Harting gewinnt. Alle waren emotional gefordert und das ist das Schöne daran. Dass wir alle in der gleichen Situation das Gleiche gefühlt haben.
Hat sich Ihr Leben nach dem Sieg verändert?
Robert Harting:
Verändern tue ich mich selber ja eher weniger. Ich weiß, wie es unten ist, und ich weiß, wie es oben ist als Weltmeister. Ich kenne die ganzen Sachen, ich weiß, wer mir am Ende noch die Hand schütteln wird, wenn es nicht läuft. Natürlich ist es stressiger geworden, man muss gucken, was von den neuen Sachen interessant ist - von daher ist es natürlich erstmal positiver Stress.
Werden Sie der großen Medienpräsenz schon überdrüssig?
Robert Harting:
Natürlich werden einige Themen redundant, weil man auch nicht vorwärts kommt. Die ganzen Sendungen waren sehr neu für mich, eine andere Ebene. Aber letzten Endes war vieles nur angerissen - wir müssen gucken, was sich am Ende des Jahres in Deutschland im ganzen Sportsystem entscheidet.
Sie haben 33 Wettkämpfe in Folge gewonnen. Steht der Weltrekord von 38 Siegen als Ziel auf Ihrer Liste für die kommende Saison?
Robert Harting:
Ja. Es ist natürlich ein Sekundärziel. Wichtig ist natürlich, Gesundheit und Leistungsperformance zu halten. Wenn aber natürlich die 38 Siege dabei rumkommen, habe ich einen der Weltrekorde, die ich holen kann - dann hätte ich wenigstens einen.
Der andere ist 26 Jahre alt und liegt bei 74,08 Metern.
Robert Harting:
Ja gut, den gibt es natürlich schon sehr lange. Heute baut man Häuser aus Steinen, früher aus anderen Sachen, das kann man schwer verrechnen. Klar, im Sport ist alles möglich und ich werde bis zuletzt daran glauben. Aber der Weltrekord von 74 Metern ist jetzt keine Größe, an der ich mich messe. Das kann man eh nicht trainieren. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich den 74er-Weltrekord nehmen. Aber in der dekadenten Form sind wir im deutschen Sport nicht.
Haben Sie sich noch andere Ziele für die Zukunft gesetzt?
Robert Harting:
Natürlich Rio, keine Frage. Mein Hauptziel ist es ja, mich mit der Medaille an den Strand zu legen und dann einen riesengroßen Abdruck zu erzeugen, dass die Medaille immer an meinem Körper ist. Klar wäre die Goldmedaille toll, aber man kann nicht den Status quo nicht einfach in die Zukunft kopieren. Da gibt es neue Gegner, neue Situationen für mich. Da gibt es viele Sachen, die kann man jetzt einfach noch nicht vorhersehen.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)