Robert Harting will Wohnzimmer verteidigen
Beim ISTAF am Sonntag (2. September) will sich Diskus-Olympiasieger Robert Harting (SCC Berlin) mit einem Heimsieg aus der so erfolgreichen Saison verabschieden. Auf der Sprintbahn im Berliner Olympiastadion steht der Hürden-Dominator des Jahres Aries Merritt (USA) im Mittelpunkt. Insgesamt werden mehr als 50.000 Zuschauer neun Olympiasieger zu sehen bekommen, zwei davon haben in London (Großbritannien) mit der Sprintstaffel jeweils Weltrekord erzielt.
"Ich kann hier nicht verlieren. Das geht nicht." Für Robert Harting ist es eine Frage der Ehre, in seinem Heimatstadion als Sieger aus dem Ring zu gehen. Er hat einen Vergleich parat, der wohl eher in einen Western-Film gehört. "Wenn das eigene Haus bedroht wird, steht jeder in Boxershorts mit der Mistgabel in der Hand vor der Tür und verteidigt es." Man darf also gespannt sein, in welchem Outfit der Welt- und Europameister am Sonntag in den Ring tritt, oder ob Fans den Olympiasieger mit einem entsprechenden Aufzug unterstützen.Die Konkurrenz um 70-Meter-Mann Virgilijus Alekna (Litauen) und Martin Wierig (SC Magdeburg) ist stark. "Alle wollen mich schlagen, weil es zu Hause am meisten wehtut", erklärte Robert Harting. Er ist aber optimistisch, die Lufthoheit in seinem "Wohnzimmer" verteidigen zu können.
Danach will sich der 27-Jährige voll auf die vielen Medienanfragen konzentrieren und die Saison beenden. "Es ist nicht möglich professionell zu trainieren und das Niveau zu halten, wenn gleichzeitig professionelle Mediengeschichten stattfinden." Das große Interesse an seiner Person wurde auch bei der ISTAF-Pressekonferenz am Freitag deutlich: Als die anderen anwesenden Athleten, immerhin Hürden-Olympiasieger Aries Merritt und der Stabhochsprung-Dauer-Zweite Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) schon beim Buffet zugreifen konnten, war Robert Harting immer noch von Journalisten umlagert.
Meeting-Rekord über die Hürden wackelt
Dabei hatte Aries Merritt vorher durchblicken lassen, dass am Sonntag Großes passieren könnte. "Ich will unter 13 Sekunden laufen. Vom Weltrekord möchte ich lieber nicht reden, dann kommt oft schlechtes Wetter oder schlechter Wind dazwischen." Der Olympiasieger und Hallenweltmeister ist mit seiner Bestzeit von 12,92 Sekunden nicht weit vom Weltrekord (12,87 sec) entfernt und hat diese Marke offensichtlich im Hinterkopf. Zumindest der 18 Jahre alte Meeting-Rekord (13,02 sec) dürfte fällig sein.
Björn Otto will nach der Regenschlacht von Zürich (Schweiz) am Donnerstag, wo für ihn 5,55 Meter schon zu Platz zwei reichten, wieder höher hinaus. "Das Stadion gibt eine Menge her, gerade wegen der Atmosphäre." 52.000 Tickets sind schon verkauft. Die Veranstalter rechnen mit 54.000 Zuschauern.
Mit dem Olympia-Dritten Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken), Malte Mohr (TV Wattenscheid 01) und Karsten Dilla (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) ist die geballte deutsche Spitze am Start, einen deutschen Sieg will allen voran Brad Walker (USA) verhindern.
David Storl mit Wadenproblemen
Im Kugelstoßen der Männer ist gleich das ganze Treppchen von Olympia vertreten: Goldhühne Tomasz Majewski (Polen) trifft auf den Olympia-Dritten Reese Hoffa (USA), der in Zürich zuletzt vorne lag. David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) hatte dort mit einer Wadenverletzung zu kämpfen und keinen gültigen Versuch zustande gebracht. Auf seiner Facebookseite hat der Olympia-Zweite ein Foto von der nicht ganz schmerzfreien Behandlung gepostet. ISTAF-Meeting-Direktor Gerhard Janetzky ist aber zuversichtlich, dass "Storl startet, sofern beim Aufwärmen nichts passiert."
Ebenfalls die ersten Drei von London bekommen im Hammerwerfen der Frauen die Möglichkeit, sich auf großer Bühne zu präsentieren. Wie schon im vergangenen Jahr, könnte Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt), die Chance zur Revanche nutzen. Olympia-Siegerin Tatyana Lysenko musste sich auch schon 2011 als frisch gebackene Weltmeisterin der Deutschen geschlagen geben. Auch die Frankfurterin Kathrin Klaas lässt sich die seltene Chance in ihrer Disziplin nicht entgehen, sich im Hauptprogramm zu zeigen.
Felix Sanchez geht auf die Hürden-Runde
Wenn sie einen Wurf trifft und die Bedingungen stimmen, ist Barbora Spotakova (Tschechische Republik) gut für den Meeting-Rekord im Speerwurf (68,32 m), der immerhin schon zwölf Jahre alt ist. Dreimal musste die Olympiasiegerin in diesem Jahr allerdings schon eine Niederlage einstecken. Das zeigt, dass auch Christina Obergföll (LG Offenburg) und Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) ein Wörtchen um den Sieg mitreden könnten.
Mit Weitspringer Greg Rutherford (Großbritannien), Langhürden-Wiederauferstehung Felix Sanchez (Dominikanische Republik) und den Sprintstaffel-Weltrekordlern Michael Frater (Jamaika) und Bianca Night (USA) sind vier weitere Olympiasieger am Start.
Nadine Müller wirft am Samstag
Schon am Samstag (1. September) im Rahmen der DKB-Duelle in Elstal geht die erste ISTAF-Disziplin über die Bühne. Die WM-Zweite Nadine Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde) bekommt es im Diskuswerfen unter anderem mit der Olympia-Zweiten Darya Pishchalnikova (Russland) und der WM-Dritten Yarleys Barrios (Kuba) zu tun. Auch Julia Fischer (SCC Berlin) und Shanice Craft (MTG Mannheim) wollen noch einmal zeigen, was sie können.
Das ISTAF im Stadion beginnt dann am Sonntag um 12.20 Uhr mit den Schulstaffeln und kurz danach dem Speerwurf der Frauen, ab neun Euro gibt es noch Tickets an der Tageskasse. Ein Familienticket gibt es für 25 Euro. Die ARD überträgt zwei Stunden live. Die Übertragung soll um 14.48 Uhr beginnen.
Meeting-Direktor Gerhard Janetzky (von links), Björn Otto, Aries Merritt, Robert Harting und ISTAF-Geschäftsführer Martin Seeber sind bereit für Sonntag (Foto: Camera4/ISTAF)