Robert Harting - „Wollte nur noch nach Hause“
Trotz seines lädierten Knies hat Robert Harting (SCC Berlin) bei der WM in Daegu (Südkorea) am Dienstag seinen Weltmeistertitel im Diskuswerfen erfolgreich verteidigt. Im ersten Versuch legte er 68,49 Meter vor, im fünften gab es noch eine Steigerung auf 68,97 Meter. leichtathletik.de hat in der Mixed-Zone erste Reaktionen eingefangen.

Robert Harting:
Es schockt natürlich die Konkurrenz. Wir hatten alle Probleme in diesem Jahr. Da hofft man so anzufangen. Wenn gleich 68einhalb rauskommen, müssen die anderen gleich Gas geben. Ich war als Dritter dran, das war meine Chance. Ich habe gleich Gas gegeben, damit ich diesen Wurf setzen kann. Das war taktisch sehr gut.
Was haben Sie nach ihrem letzten Wurf gemacht?
Robert Harting: Ich habe den Ring geküsst, weil ich damit gar nicht gerechnet habe. In der Qualifikation war es so, dass das Knie gar nicht wehtat, weil die Ärzte beim Spritzen die richtigen Stellen erwischt haben. Der Nachteil ist: Die Betäubung lässt nach, hat aber heute noch angehalten. Das heißt, man fühlt nicht mehr so richtig, wo es genau wehtut. Ich konnte nicht mehr genau die richtige Stelle zeigen. Deshalb wurde ein bisschen blind gestochen. In der Qualifikation war ich vom Knie her viel fitter.
Wie haben Sie reagiert, als die Probleme mit dem Knie auftraten?
Robert Harting:
Ich habe gedacht, dass ich die Weltmeisterschaften sausen lassen muss, um bei den Olympischen Spielen zurück zu kommen. Ich habe Spritzen gegen die Schmerzen bekommen, die Dosis war dreimal so hoch, wie eigentlich vorgesehen. So konnte ich trainieren.
Was haben Sie, mit den Knieproblemen im Hinterkopf, vom Wettkampf erwartet?
Robert Harting:
Ich dachte: 67 Meter bekomme ich hin, dann musst du kämpfen. Wir haben viel Wurfkraft trainiert und die kam oben ganz gut durch. Man hat gesehen, die Disken sind nie weich geflogen. Die waren alle angeschlagen. Daran sieht man, dass die Bewegung nicht optimal ist.
Welchen Einfluss hat das verletzte Knie auf ihre Würfe?
Robert Harting:
Den letzten und den zweiten Versuch, die ich aggressiv angegangen bin, habe ich nicht getroffen. Das ist das Problem. Wenn ich aggressiv werfe, sieht man eindeutig einen Unterschied zwischen der Beingeschwindigkeit und der Oberkörpergeschwindigkeit. Was logisch ist, weil ich von den Beinen wenig machen konnte, wegen der Knieverletzung. Es hört sich zwar falsch an, aber: Würfe mit 90 Prozent vom Herangehen her waren besser. Da habe ich den Unterschied zwischen oben und unten nicht, deshalb sind die durchgekommen.
Können wir dann im nächsten Jahr zehn Prozent mehr Weite erwarten?
Robert Harting:
Das wäre schön. Zehn Prozent mehr im Herangehen, sind aber nicht zehn Prozent mehr Weite.
Warum sind Sie zwischen den Versuchen im Innenraum gejoggt?
Robert Harting:
Ich musste mein Knie warm halten. Das war das Problem. Es ist im Laufe des Wettkampfes immer schlimmer geworden. Ich wollte nur noch nach Hause und habe die Versuche runtergezählt.
Wie machen Sie es, im richtigen Moment voll da zu sein?
Robert Harting:
Das ist Training und viel, viel Kopf. Es gibt Leute, die sind Trainingsweltmeister und Leute, die können es im Wettkampf.
Was tun Sie jetzt für ihr Knie?
Robert Harting:
Im Hotel mache ich ein Wechselbad. Temperaturwechsel führen dazu, dass das Knie stark durchblutet wird. Morgen müsste es dann gehen und übermorgen fange ich an, wieder zu trainieren.
Und langfristig?
Robert Harting:
Mit einem sehr guten MRT, mit einer hohen Auflösung, muss geschaut werden, wie stark die Schädigung ist. Dann kann man sagen, ob eine Stromreiz- oder Röntgentherapie noch infrage kommen. Wenn das geht, ist eine OP weggeschoben. Wenn nicht, muss das kranke Gewebe abgeschält werden. Danach fühlt sich das Knie wieder an wie neu, ist aber schwächer.
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