Kirsten Bolm – "Bin noch total heiß"
Kirsten Bolm hat bei der WM in Helsinki als Vierte über 100 Meter Hürden ihre Ansprüche in der Weltspitze untermauert und war in Finnland auf der Bahn eine der herausragenden DLV-Athletinnen. Beim Grand-Prix-Meeting in Linz bewies sie am gestrigen Dienstag als Dritte in einem hochklassigen Feld, dass dieser Erfolg kein Zufall war. Christian Fuchs hat sich nach dem Rennen mit der Mannheimerin unterhalten.

Kirsten Bolm ist in diesem Sommer eine gefragte Gesprächspartnerin (Foto: Chai)
leichtathletik.de:Kirsten, in Linz kam es praktisch zur WM-Revanche mit den fünf Erstplatzieren von Helsinki. Sie konnten sich mit einem dritten Platz erneut glänzend verkaufen. Wie sind Sie mit dem Ergebnis selbst zufrieden?
Kirsten Bolm:
Ich bin super zufrieden. Ich hatte ein bisschen Bammel in Linz zu laufen, weil ich letzte Woche noch mit einem bakteriellen Infekt kämpfte. Deshalb hatte ich auch für Zürich noch Laufverbot. Ich ahnte bereits, dass ich nun in Linz hinten raus schlapp machen würde. Ab der sechsten, siebten Hürde kam es auch noch zu einem Gerangel mit der Jamaikanerin neben mir. Normalerweise stört mich das nicht, aber jetzt hatte ich einfach nicht mehr die Kraft, um dagegenzuhalten und bin deshalb auch ein wenig aus dem Rhythmus gekommen.
leichtathletik.de:
Kann man das ungefähr abschätzen, wie viele Körner so ein Infekt kostet?
Kirsten Bolm:
Nein, eben nicht. Es war ja sogar dieses Fragezeichen, ob ich in Linz überhaupt laufen soll. Ich habe mir nach den letzten Wettkämpfen aber gedacht, ich bin die Saison so gut gelaufen, soviel kann da nicht verloren gegangen sein. Klar, meine Stärke am Ende fehlt jetzt momentan. Aber bis zum ISTAF in Berlin habe ich noch zehn Tage Zeit und ich hoffe, dass ich bis dahin wieder auf dieses Niveau komme.
leichtathletik.de:
Das Ergebnis in Linz ist eine Bestätigung ihres vierten Platzes von der WM. Wie schätzen Sie dieses Ergebnis von Helsinki jetzt mit ein paar Tagen Abstand ein?
Kirsten Bolm:
Viele haben gesagt, dass ich doch als Vierte so knapp an einer Medaille vorbei gelaufen wäre. Aber ich sehe das nicht so. Es war ein Riesenerfolg, in dem Finale in der vorderen und nicht in der hinteren Hälfte ins Ziel zu kommen. Das hatte ich auch bei den Meetings schon gezeigt. Ich war nie schlechter als Platz vier. Das soll mir in meiner Disziplin erst einmal jemand nachmachen.
leichtathletik.de:
Damit war es zweifelsohne auch eine exzellente Saison. Wie können Sie den Sommer zum jetzigen Zeitpunkt schon bewerten?
Kirsten Bolm:
Ich bin froh, dass ich alles so durchziehen konnte, wie es geplant war. Für mich war es auch sehr wichtig, dass ich die ganzen Meetings zur Vorbereitung auf die WM bestritten habe. Dadurch kam ich zu meiner Wettkampfstärke. Dass ich die komplette Saison auf diesem hohen Niveau gestalten konnte, ist für mich genauso bedeutend wie das Abschneiden bei der WM.
leichtathletik.de:
Was gibt es für das nächste Jahr, woran Sie noch arbeiten müssen? Was gilt es noch besser zu machen?
Kirsten Bolm:
Es gibt technisch ein paar Dinge, die ich besser machen kann. Am Start ist immer noch etwas drin. Insgesamt wäre es schön, wenn ich dieses Niveau in den nächsten Jahren einfach nur halten kann, also stabil zwischen 12,55 und 12,70 Sekunden laufe. Selbst wenn ich nicht irgendwann eine 12,40 schaffe, wäre das auch schon Wahnsinn. Es ist mein Ziel, dass ich mich damit weiterhin behaupten kann.
leichtathletik.de:
Sie sind momentan auch in der Weltrangliste nach Punkten Vierte. Damit lockt das Mitte September das lukrative "World Athletics Final" in Monaco, davor steht der ISTAF-Start in Berlin auf dem Programm. Fällt es Ihnen noch leicht, sich trotz der langen Saison zu motivieren?
Kirsten Bolm:
Ich habe auf jeden Fall Lust auf diese Wettkämpfe, weil ich in diesem Sommer ja auch nicht alles mitgemacht hatte. Ich bin noch total heiß, nachdem die WM von den Bedingungen her so ins Wasser gefallen ist. Das war schade, ich hatte dort echt ein Pfund drauf.
leichtathletik.de:
Die Sommersaison neigt sich dem Ende. Die Hallensaison mit der WM in Moskau ist das nächste Ziel. Was kann man da von Ihnen erwarten?
Kirsten Bolm:
Ich will die Hallensaison vor allem nutzen, um meine Schwächen auf der ersten Hälfte auszumerzen. Wenn ich bei der Hallen-WM dann ins Finale komme, wäre das super. Aber das wird sehr schwer, weil meine Stärke auf den 100 Meter Hürden und dort hinten raus liegt.