| EM 2016

Robert Sobera Überraschungssieger in Windlotterie

Der Überraschungs-Europameister im Stabhochsprung heißt Robert Sobera. Mit nur 5,60 Metern holte der Pole am Freitag in Amsterdam in einem von starken Winden verwehrten Wettbewerb Gold – weil Renaud Lavillenie zu hoch gepokert hatte.
Silke Morrissey

Erst als alle Konkurrenten schon ausgeschieden waren, griff Renaud Lavillenie zum Stab und nahm Anlauf auf den vierten EM-Titel in Folge: Bei 5,75 Metern hatte der Franzose die Einstiegshöhe gewählt – und er hatte zu hoch gepokert. Der Abstand zur Latte passte nicht, dreimal mühte er sich vergeblich und musste sichtlich frustriert quittieren, dass Gold schon für 5,60 Meter zu haben gewesen wäre.

Es war diese Höhe, die der Pole Robert Sobera gleich im ersten Anlauf meisterte, nachdem er auch zuvor ohne Fehlversuch geblieben war. Eine beachtenswerte Marke in einem Wettbewerb, in dem viele Athleten mit dem Wind haderten und sich deutlich unter Wert schlugen. Nach Silber bei der U23-EM 2013 konnte der 25-Jährige in Amsterdam unerwartet den größten Erfolg seiner Karriere feiern.

Karsten Dilla Siebter

Schon vor zwei Jahren bei der EM in Zürich (Schweiz) war Karsten Dilla als einziger DLV-Höhenjäger im Finale vertreten. Für 5,40 Meter gab’s damals Rang neun und die Erkenntnis, dass er die große Bühne für sich nicht nutzen konnte. Leider präsentierte sich am Freitag ein ähnliches Bild, auch wenn der Wettkampf für ihn vielversprechend mit einem blitzsauberen Versuch über 5,30 Meter begann.

Dann wurde die Latte auf 5,50 Meter gelegt und der Leverkusener brachte keinen vernünftigen Versuch mehr in die Höhe, lief einmal durch und brach zwei weitere Sprünge frühzeitig ab. Am Ende wurde es trotzdem Rang sieben, denn er war nicht der Einzige, der sich bei 5,50 Metern schwer tat: Unter anderem der ehemalige Hallen-Weltmeister Konstantinos Filippidis (Griechenland) und der WM-Dritte Pawel Wojciechowski (Polen) flogen bei dieser Höhe raus.

Die Gunst der Stunde nutzten Jan Kudlicka (Tschechische Republik) und der Slowene Robert Renner. Jan Kudliczka erkämpfte sich mit im zweiten Versuch übersprungenen 5,60 Metern Silber. Er war neben Sieger Robert Sobera der einzige Athlet, der diese Höhe meistern konnte. Robert Renner hätte sich wohl vor diesen Meisterschaften nicht erträumt, dass 5,50 Meter im ersten Versuch für Bronze reichen würden.

STIMME ZUM WETTBEWERB

Karsten Dilla (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Ich hätte gedacht, dass ich mit dem Wind besser zurecht komme. Bei 5,30 Meter ist mir das ganz gut gelungen. Dann habe ich einen härteren Stab genommen und war zuversichtlich, dass es klappt. Stattdessen bin ich aber etwas verkrampft. Eigentlich wollte ich meine Bestleistung angreifen. Von meiner Verfassung und der Anlage her, ist das drin gewesen. Ich habe es aber nicht auf die Kette gekriegt. Bei mir spielt sich momentan alles ein, der Trainerwechsel, Stabwechsel, ich arbeite mit einem Kampfsporttrainer zusammen. Das trägt langsam Früchte. 5,70 Meter bin ich schon ein paar Mal gesprungen. Auch im Training deutet sich an, dass 5,80 Meter drin sind. Dafür brauche ich Wettkämpfe auf hohem Niveau. 5,30 Meter wie heute bringen mich nicht weiter. Um in Rio fit zu sein, muss ich eine Trainingsphase einbauen. Ich bin früh in die Saison eingestiegen. Ich bin noch nicht nominiert, aber es sieht ganz gut aus. Wenn es klappt, freue ich mich wahnsinning und ein Traum geht in Erfüllung.

<link btn>EM 2016 kompakt

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024