Robert Wimmer läuft die Tortur mit Bravour
Robert Wimmer ist in der vergangenen Woche durch die Hölle des Badwater Ultramarathons gegangen. Beim härtesten aller Ultramarathons über 216 Kilometer nonstop durch das Tal des Todes in den USA kommt er als erster Deutscher durchs Ziel. Nicht nur das. In der Gesamtwertung liegt er auf Platz neun und gehört damit zu den internationalen Top Ten.
Robert Wimmer bezwang den Badwater Ultramarathon
Die Zeit, die er für die Wahnsinnsstrecke vom niedrigsten bis zum höchsten Punkt der USA benötigt, beträgt 36 Stunden, 53 Minuten und acht Sekunden. Rund 80 Extremsportler laufen dieses Rennen. Gestartet wird in drei Gruppen, die jeweils im Abstand von zwei Stunden inmitten der Salzwüste des Death Valley losliefen. "Unser Mann" mit der Startnummer 34 ist hoch motiviert.Robert Wimmers Tortur beginnt in der letzten, der als am besten eingestufte Gruppe. Der Höllenlauf ist gnadenlos. Viele Teilnehmer des Badwater Ultramarathons schneiden sich schon vor dem Rennen ihre Schuhe an den Zehen auf, um Schmerzen, Blasen und Schlimmeres zu vermeiden. Robert Wimmer hat dies dank bestmöglicher Schuhausstattung nicht nötig.
Notoperation
Doch er wird knapp 24 Stunden nach Beginn seines Laufs von Sebastian Bär "notoperiert, weil er am rechten Fuß unter drei prallvollen, dicken Blasen leidet, verursacht durch 80 Grad Celsius Bodentemperatur und klitschnasse Socken.
Fünf Stunden nach Rennbeginn ein großer Schreck. Robert Wimmer wird auf heißer Asphaltstrecke von einem britischen Touristen angefahren. Der hat den Läufer übersehen und bleibt bei vollem Tempo mit seinem Rückspiegel an Wimmers Hüfte hängen. Der Spiegel bricht ab, und Robert Wimmer wird vollkommen aus seinem Rhythmus gebracht. Mehr als blaue Flecken trägt er glücklicherweise nicht davon. Und dennoch: Sein "psychischer Lauf ist extrem unterbrochen. Wird er es schaffen oder nicht?
Die Stimmung während des gesamten Laufs ist unglaublich angespannt, aber trotzdem gehen die Teams fair und respektvoll miteinander um. Robert Wimmer wird von seinem Team zu jeder Zeit hundertprozentig unterstützt. Alle eineinhalb Kilometer erhält er von der Versorgungs-Crew Spezialnahrung und Flüssigkeit, um die unmenschlichen Bedingungen überhaupt überleben zu können (Elektrolyt, Frubiase, Wasser, Gel mit Kohlehydraten, Babynahrung).
Gehen ein Problem
Und obwohl er gleichmäßig läuft wie eine Maschine, fordert dieser
Marathon sein Äußerstes. Robert Wimmer ist es gewohnt zu laufen. Mit dem teilweise kilometerlangen Gehen hat er ein Problem.
Während dieses Laufs der Giganten werden im Death Valley Lufttemperaturen von bis zu 60 Grad Celsius gemessen. Beinhart und gnadenlos ist die irrsinnige Strecke mit zwei zu überwindenden Bergketten, ein mörderisches Rennen gegen sich selbst und gegen die wahnsinnigen Temperaturen. Es gibt keinen Schatten. Die USA und Kanada machen das Rennen unter sich aus. Sieger ist Dean Karnazes aus den USA (27:22:48 h), gefolgt von den beiden Kanadiern Ferg Hawke (27:30:20 h) und Monika Scholz (29:22:29 h). Eine Frau auf Platz drei darf als Sensation gewertet werden.
Hauptsache durch die Hölle kommen. Das heißt es für viele. Doch Robert Wimmer will mehr, weit mehr. Und er erreicht sein Ziel; allen Fährnissen zum Trotz. Zwar nicht in der von ihm angedachten Zeit von weniger als einem Tag. Aber das gelingt nicht einmal den absoluten Kennern der Todesstrecke. In weniger als einem Tag ist diese Tortur von 216 Kilometern wirklich nicht zu packen.
Bester Deutscher
Robert Wimmers persönlicher Sieg ist auch der seines Teams: er ist bester Deutscher im diesjährigen Badwater Ultramarathon.
Nicht nur das: Er gehört zu den Top Ten der internationalen Ultralaufelite. Und wer weiß, wo er gelandet wäre ohne den Zwischenfall mit dem britischen Touristen, der ihm in die Flanke fuhr und für eine gewisse Zeit außer Gefecht setzte.
Seinen "Badwater belt buckle – jene prestigeträchtige Gürtelschnalle die jeder Läufer erhält, der unter 45 Stunden bleibt – jedenfalls hat er sich reichlich verdient. Und so wie Robert Wimmer konstituiert ist, lässt er sich auf Dauer nicht stoppen. Vermutlich peilt er schon in Bälde einen weiteren Superlativ an.