Robin Schembera - „Moskau unbedingtes Muss“
Robin Schembera möchte nach sportlichen Rückschlägen en masse endlich wieder durchstarten. Am Samstag (26. Januar) tritt der 24-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen beim Hallen-Länderkampf in Glasgow (Großbritannien) über 600 Meter an. Für die Rückkehr ins DLV-Team testete er am vergangenen Wochenende vor heimischem Publikum über 400 Meter. Wichtigstes Fazit: Die Knie- und Oberschenkelprobleme, die ihm lange übel mitgespielt haben, sind offenbar beseitigt. Im Interview mit leichtathletik.de schmiedet der 800-Meter-Spezialist Zukunftspläne.
Robin Schembera, herzlichen Glückwunsch zum 400-Meter-Sieg bei der Nordrhein-Hallenmeisterschaft. Wie bewerten Sie Ihre 48,12 Sekunden?Robin Schembera:
Meine Bestzeit steht bei 47,74 Sekunden, insofern war die Zeit nicht so wahnsinnig schnell. Aber ich bin aus dem vollen Training heraus angetreten und habe anschließend auch noch ein paar 200er gemacht. Von daher kann ich ein positives Fazit ziehen. Zumal die Konkurrenten gewiss nicht schwach waren. Vor allem Lukas Schmitz (Deutscher U20-Meister der letzten beiden Jahre; d.Red.), der bis 50 Meter vor Schluss heftig aufs Tempo gedrückt, aber hinten heraus noch nicht das Stehvermögen hat. Aber bei ihm wird das wohl in den nächsten Wochen noch kommen so wie bei mir über 800 Meter. Ich fand es extrem geil, endlich mal wieder über die Ziellinie zu laufen. Und das noch als Erster. Es ist ein erhabenes Gefühl, schmerzfrei und auch wieder schnell laufen zu können. Darauf möchte ich in den nächsten Wochen unbedingt aufbauen.
Wie fällt Ihr Rückblick auf 2012 aus?
Robin Schembera:
Das letzte Jahr war extrem frustrierend. Ich war in zwei Höhentrainingslagern, aber die haben nichts gebracht, weil ich nachher verletzt war. Ich habe quasi ein ganzes Jahr lang immer wieder angefangen zu trainieren, aber die erhofften Leistungen sind ausgeblieben, weil der Körper einfach nicht mitgespielt hat.
Wo lagen die Ursachen?
Robin Schembera:
Zunächst hatte ich Probleme mit der Oberschenkelaußenseite und mit dem Knie. Zuletzt hat sich der Oberschenkel bei höherem Tempo immer und immer wieder zusammen gezogen. Eine Tempoeinheit oder einen Wettkampf zu absolvieren wurde immer schwerer und zuletzt unmöglich. Ärztlichen Diagnosen zufolge sind die Probleme im unteren Rücken ausgelöst worden, im Iliosakralgelenk und im dritten Lendenwirbel. Letztendlich lässt sich aber sagen, dass der Komplettapparat einfach nicht mehr so funktioniert hat wie er sollte.
Wer hat Ihnen wieder auf die Beine geholfen?
Robin Schembera:
Die Spezialisten im St. Josef-Stift in Sendenhorst. Sie behandeln nicht nur akute Sportverletzungen, sondern haben auch Programme zur Vermeidung von chronischen Überlastungsschäden entwickelt. Viele andere DLV-Kaderathleten sind dort ebenfalls bereits sporttherapeutisch begleitet worden.
Seit wann sind Sie wieder im Training?
Robin Schembera:
Fast den kompletten November war ich mit anderen DLV-Athleten in Flagstaff im US-Bundesstaat Arizona. Im März geht es wieder dorthin. Sören Ludolph und andere Kaderathleten waren dann teilweise sogar bis gestern in Monte Gordo an der Ost-Algarve, aber darauf hatte ich keine Lust. Das wäre mir zuviel gewesen.
Welche Bedeutung hat der Länderkampf am Samstag in Glasgow für Sie?
Robin Schembera:
In Glasgow laufe ich 600 Meter, das ist krass. Da werde ich wohl mit einem gewissen Schmunzeln an den Start gehen. Nicht nur, weil ich mich prima in Schuss fühle, sondern weil bei dieser Distanz wirklich voll auf Platz gelaufen wird, denn die Zeiten kommen ja in keine Bestenliste. Richtig ernst wird es erst am 8. Februar in Düsseldorf und bei der Deutschen Hallen-Meisterschaft zwei Wochen später in Dortmund.
Was heißt richtig ernst?
Robin Schembera:
In Düsseldorf möchte ich definitiv eine erste Duftmarke setzen. Das heißt die Quali für die Hallen-EM, die bei 1:47,80 Minuten steht, sollte schon erreicht werden. Anders ausgedrückt: Wenn ich sie laufe, wäre ich nach dem ganzen Mist der letzten Jahre extrem zufrieden. Die Zeit ist zu schaffen, weil auch das Feld in Düsseldorf passt.
Man kann also sagen, dass Sie zur Hallen-EM wollen?
Robin Schembera:
Mein Trainer Paul-Heinz Wellmann und ich haben entschieden, dass wir die Hallen-EM mitnehmen, wenn ich mich dafür qualifiziere und nominiert werde. Sollte ich noch nicht soweit sein, dann muss ich halt weiter hart arbeiten und auf die nächste Chance warten.
Wie sehen Ihre Ziele für den Sommer aus?
Robin Schembera:
Die WM, was sonst. Und wenn ich gesagt habe: Hallen-EM, da müssen wir noch abwarten, so sage ich in Bezug auf Moskau: unbedingtes Muss. Zumal ich denke, dass es cool wäre, allmählich einmal mit einer 1:44er Zeit belohnt zu werden. Das sollte in diesem Sommer eigentlich drin sein. Ich bin da zuversichtlich. Zumal wir in Leverkusen bald wieder eine recht ausgeglichene Trainingsgruppe haben. Denn auch einige andere starke Mittelstreckler kommen nach Verletzungen gerade wieder in Tritt.