Robin Schembera - Nils Schumann auf der Spur
Robin Schembera, der junge Mittelstreckler vom TSV Bayer 04 Leverkusen, wird bereits mit Nils Schumann verglichen. Nicht wegen seines Aussehens, sondern wegen der Hallen-Zeiten, die er bisher lief und die ihn dicht an den Jugendrekord des Sydney-Olympiasiegers herangebracht haben.

Robin Schembera, ein Gesicht mit großer Zukunft (Foto: Schröder)
Seine Hallen-Bestzeit über 800 Meter steht bei 1:49,42 Minuten, der Jugend-Hallenrekord von Nils Schumann aus dem Jahr 1997 bei 1:48,94 Minuten. Keine große Differenz, auch wenn solche Vergleiche natürlich hinken.Wie geht ein junger Athlet überhaupt damit um? "An sich schmeichelt es mich schon, wenn ich mit Nils Schumann verglichen werde", meint der Leverkusener bescheiden. Aber, und da wirkt er sogleich selbstbewusst: "Ich habe eine eigene Persönlichkeit, bin ein eigenes Individuum."
Geschehen im Griff
Im Februar war Robin Schembera bei den Deutschen Jugend-Hallen-Meisterschaften in Leipzig erfolgreich, gewann die 800 Meter in 1:49,94 Minuten klar vor dem Erfurter Sebastian Keiner (LC Erfurt; 1:51,18 min). "Ich hatte das Geschehen im Griff und war fast überrascht, dass ich schon wieder unter 1:50 gekommen bin." Doch damals stand ein Entschluss fest: "Das war`s mit der Halle, jetzt kommt der Skiurlaub."
Damit verzichtete er sogar auf eine eventuelle Medaille bei den Titelkämpfen der Erwachsenen, was doch ein wenig überraschte. "Sicher wäre es nicht schwer gewesen, nochmals dieses Zeitniveau abzurufen, aber erstens war ein bisschen die Motivation für die Halle weg, und zweitens ist mir meine Freundin wichtig."
Winterurlaub mit Freundin
Der Youngster gönnte sich also den Winterurlaub, pflegte die Zweisamkeit. "Es war wichtig, eine Regenerationsphase einzulegen, um dann mit frischer Kraft das Frühjahrstraining zu beginnen, damit ich im Sommer die U20-Weltmeisterschaften in Peking gut bestehen kann." Da ist er, dieser Ehrgeiz, ohne den Leistungssport nicht möglich ist.
Robin Schembera wurde am 1. Oktober 1988 im sachsen-anhaltinischen Halle/Saale geboren und begann dort am Sportgymnasium mit der Leichtathletik. "Es war damals vor allem allgemeines Training angesagt", erinnert er sich. Im Jahr 2002, also mit 14 Jahren, wechselte er nach Leverkusen, kam sofort zur Laufgruppe und zu Trainer Adi Zaar, bei dem er auch heute noch trainiert. Er übte auf den Strecken von 200 bis 3.000 Meter, bewegte sich aber immer mehr in Richtung Mittelstrecke. Auch heute noch, so meint er, könne er von 400 bis 1.500 Meter alles rennen.
800 Meter in die Wiege gelegt
Doch am meisten Spaß machen ihm letztlich doch die 800 Meter. Warum? "Meine Mutter ist damals auch 800 Meter gelaufen", kommt es wie aus der Pistole geschossen. Unter dem Namen Antje Schröder wurde sie bei der Weltmeisterschaft 1983 Achte. Ihre Bestzeit lag bei 1:57,57 Minuten, gelaufen 1983 in Leipzig im Zentralstadion. Sie ist damit in der Ewigen Deutschen Bestenliste noch heute auf Rang zehn notiert.
Doch auch weitere Gründe für die Vorliebe für die 800 Meter nennt der 1,85 Meter große und 65 Kilogramm leichte Athlet: "400 Meter, das ist nur eine Runde, das ist mir zu schnell. Und 1.500 Meter, da hat man viel zu lange Zeit, darüber nachzudenken, was einem wehtut."
Hauptziel Peking
Denken muss er vor allem auch in der Schule, auf dem Gymnasium in Leverkusen macht er gerade sein Abitur. "Und später wirst Du reich", wird er von einem Journalisten etwas flapsig auf seine Zukunftspläne angesprochen: "Ja, ich werde reich, was alle wollen." Aber das meint er nicht ganz im Ernst, der Schalk sitzt ihm im Nacken. Und damit auch eine gewisse Lockerheit, die ihm in harten Rennen zugute kommen könnte.
Die berufliche Zukunft liegt also noch in den Sternen, für die nahe sportliche Zukunft hat Robin Schembera schon genauere Pläne. "Mein Hauptziel für die Sommersaison 2006 sind die Junioren-Weltmeisterschaften in Peking. Nicht das Qualifizieren dafür..", meint er selbstbewusst, "sondern ein gutes Abschneiden. Doch das wird schwer, weil ich dort zu den jüngeren Jahrgängen gehöre." Auf eine Medaille schaut er also noch nicht, "unter den ersten Acht in der Welt zu sein, das wäre schon etwas."
Jugendstaffel in Ulm
Vor Peking will er sich bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften in Wattenscheid den Titel über 800 Meter holen. Mit einem Start bei den "Großen" in Ulm wird es sicher wieder nichts, "denn ich werde die 3x1.000-Meter-Staffel der Jugend mitlaufen, die dort im Rahmen der Deutschen Meisterschaften ihre Medaillen auskämpft."
Doch mit gerade mal 17 Jahren hat Robin Schembera noch mehr als genug Zeit, sich Medaillen bei den Erwachsenen zu holen. Die Voraussetzungen dafür bestehen. Und ausgeschlossen ist es nicht, dass er dann auch erstmals in einem Wettkampf auf den nach seiner langwierigen Verletzung um Anschluss bemühten Frankfurter Nils Schumann trifft. Und das wäre dann ein echter, direkter Vergleich zwischen diesen beiden.