Roland Wegner plant Weltrekord rückwärts
Der Biologe Charles Darwin hat Mitte des 19. Jahrhunderts die Evolutionstheorie formuliert. Den Kampf ums Überleben gewinnt derjenige, der sich am besten an veränderte Lebensumstände anpassen kann. Das trifft 150 Jahre später auch die Situation der Kern- und Randsportarten auf den Punkt. Überleben kann nur, wer sich den jeweils gültigen Gesetzen des Marktes anpasst – und die schreiben seit einigen Jahren vor, dass nicht allein die sportliche Leistung das Wichtigste ist, um eine Sportart interessant zu machen, sondern auch ein gewisser Unterhaltungswert.
Auf die Plätze, rückwärts los! Roland Wegner ist bereit
So oder so ähnlich dürfte die Motivationsgrundlage für das Retrorunning, zu deutsch Rückwärtslaufen, aussehen. Kein Zweifel: Bei Rückwärtslaufen wird man hellhörig und es lässt das Laufen gleich in einem anderen Gewand erscheinen. Vorbei die Zeit der Rennen, bei denen nur einer gewinnen kann und der zweite Sieger schon nicht mehr zählt! Bei dieser Sportart gewinnen alle. So sieht es jedenfalls Roland Wegner vom LAC Quelle Fürth/München/Würzburg, im eigentlichen Sportlerleben 400-Meter-Läufer.
Bewunderung und Staunen
Der, der als erster die Ziellinie überschreitet, ist seiner Meinung nach genauso ein Gewinner als auch der, der sich mit zwei Minuten Rückstand ins Ziel quält. Denn auf eines kann man sich als Rückwärtsläufer wieder verlassen: auf die Bewunderung und das Erstaunen der Zuschauer!
Seit einem Jahr läuft Roland Wegner auf der Tartanbahn auch in "verkehrter" Laufrichtung und hat sichtlich Spaß dabei: "Man erlebt das Laufen bewusster und ist sich der Aufmerksamkeit der Zuschauer sicher", so der 28-jährige Verwaltungsstudent.
Dass das Rückwärtslaufen auch für die Physiotherapie bei Verletzungen von Bedeutung werden wird, davon ist der Augsburger überzeugt: "Seitdem ich an jede Trainingseinheit noch einen Lauf rückwärts anhänge, sind meine Probleme mit dem Oberschenkelbeuger verschwunden. Früher hatte ich in jeder Saison Zerrungen und auch Muskelfaserrisse, was bei Sprintern scheinbar normal zu sein scheint, durch die neue Belastung werden Dysbalancen ausgeglichen", schwärmt er von dem positiven Nebeneffekt.
Weltrekordversuch
Richtig ernst wird es für ihn am kommenden Samstag um 15:45 Uhr, wenn er einen Weltrekordversuch über 200 Meter rückwärts unternehmen wird. Im Rahmen der Bayerischen Seniorenmeisterschaften in Hof/Saale will er den 13 Jahre alten Rekord des Amerikaners Bud Badyna knacken, der seinerzeit sagenhafte 32,78 Sekunden auf die Bahn zauberte.
Und Roland Wegner ist sich der Magnetwirkung sicher: "Es werden dort auf alle Fälle nicht nur Trainer, Sportler und deren Begleiter als Zuschauer auf der Tribüne sitzen."