Rollentausch für Hochspringer Marius Hanniske
Vor gut einem halben Jahr bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm war er der Jäger. Elanvoll und kraftvoll schob sich der jugendliche Berliner Marius Hanniske an die deutsche Hochsprung-Spitze im Männerbereich heran und trieb den späteren Deutschen Meister Roman Fricke (TSV Bayer 04 Leverkusen) fast zur Verzweifelung, als er 2,23 Meter meisterte und Fricke auf die nächste Höhe wechseln musste, um zu gewinnen. Der Wettkampf glich einem Thriller. So war jetzt auch der Hochsprung bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Neubrandenburg. Allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. Marius Hanniske wurde gejagt, Daniel Schäfer (Team Erfurt), Marcus Klink (SV Stuttgarter Kickers) und Matthias Haverney (SC Magdeburg) hießen die Jäger.
Bei 2,16 Metern hatte es Marius Hanniske geschafft. (Foto: Klaue)
"Jetzt weiß ich, wie Roman sich damals in Ulm gefühlt hat", meinte ein erleichterter Marius Hanniske nach seinem heutigen Sieg, bei dem er mit 2,19 Metern letztlich doch noch fünf Zentimeter vor den Konkurrenten lag. Und man konnte förmlich spüren, wie in diesem Moment ein enormer Druck von ihm abfiel.Stetig Plätze verloren
Als Letzter war der aus Cottbus stammende Athlet in den Wettkampf eingestiegen, hatte bis 2,04 Meter gewartet, nahm diese Höhe im ersten Versuch, ließ anschließend jedoch die 2,07 Meter aus und griff erst bei 2,10 Metern wieder ins Geschehen ein. Doch mit dem ersten Anlauf riss er die Latte, genau wie zwei der drei Konkurrenten. Nur Matthias Harverney nahm die Höhe auf Anhieb, so wie zuvor schon seine anderen drei Höhen. Das Spiel wiederholte sich bei 2,12 Metern. Allerdings schaffte auch Daniel Schäfer diese sofort. Hanniske war nur noch Dritter und der Druck lastete auf seinen Schultern. Als die Latte im zweiten Versuch liegen blieb, fiel ein bisschen vom Druck wieder ab.
Nicht so beim Vierten im Bunde, dem Stuttgarter Marcus Klink. Weil er sich aber seine Medaillenchancen bewahren wollte, sparte er seinen letzten Versuch für die nächste Höhe auf. Das waren die 2,14 Meter und hier sollte der Druck für Marius Hanniske noch größer werden. Denn Markus Klink und Daniel Schäfer flogen gleich im Ersten drüber. Matthias Haverney und der Favorit selbst scheiterten. Zwar blieb die Latte anschließend bei beiden liegen, doch der von Rainer Pottel betreute Hanniske war plötzlich nur noch Vierter, den Haverney hatte erst einen Fehlversuch im ganzen Wettbewerb, während er selbst schon deren drei verbuchen musste. Jetzt hing der Erfolg am seidenen Faden. Das Publikum ging fasziniert mit, die Halle konzentrierte sich fast ausschließlich auf den Hochsprung und das zeitgleich laufende Stabhochsprung-Finale.
Matthias Haverney der Pechvogel
Angepeitscht von den Zuschauern, unter denen seine gesamte Familie war, wendete der vor eineinhalb Jahren nach Berlin gewechselte Marius Hanniske bei 2,16 Metern das Blatt. Als einziger floppte er über diese Höhe, während die anderen hängen blieben.
Das meiste Pech hatte dabei Matthias Haverney. Obwohl mit der geringsten Anzahl von Fehlversuchen, blieb ihm ob der gefallenen Latte bei 2,14 Metern nur Platz zwei. "Ich habe das erst gar nicht gecheckt. So gut war mir das Regelwerk nicht vertraut", haderte er am Ende ein wenig mit seinem Schicksal, schaute dann aber schnell in Richtung Sommer: "Da greife ich wieder an. Ich möchte unbedingt mit zur Junioren-WM", so der von Peter Bernhardt betreute Athlet.
In Dortmund die Konkurrenten ärgern
Derweil saß Marius Hanniske am Stellplatz Siegerehrung und gab fleißig Interviews: "Als ich bei 2,16 Metern drüber war, bin ich mit den Nerven am Ende gewesen und hätte nicht gedacht, dass es mit den 2,19 Metern auch noch klappt."
Trainer Rainer Pottel schon: "Marius hat noch viel mehr drauf als das heute Gezeigte". Gleichzeitig erinnerte er daran, dass sein Schützling noch in der vergangenen Hallensaison lediglich 1,95 Meter gesprungen war. Damals allerdings mit dem "falschen", dem rechten Bein. "Das haben wir gemacht, um die Technik zu schulen." Ausgezahlt hat sich diese Maßnahme schon im Sommer und letztlich auch jetzt bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften. Und die nächste Gelegenheit kommt schon nächste Woche: bei den Deutschen Meisterschaften in Dortmund. "Da will ich Roman (Fricke) und Eike (Onnen) ein bisschen ärgern." Dann ist Marius Hanniske wieder der Jäger auf der Jagd nach den anderen.
Die kompletten Ergebnisse der Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften und auch von den Winterwurfmeisterschaften finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.