Roman Sebrle – Athlet des Jahres in Tschechien
Die Saison ist längst gelaufen, doch Roman Sebrle ereilte noch eine schöne Bescherung in der vorweihnachtlichen Zeit. Mit 885 Punkten wurde er in einer Umfrage unter 89 Trainern, Funktionären und Journalisten zum "Leichtathleten des Jahres" in Tschechien gekürt. Hinter dem Vizeweltmeister im Zehnkampf folgten zwei weitere Leichtathleten: Vera Pospisilova (733 Punkte), die WM-Fünfte im Diskuswerfen, wurde Zweite und Jan Zelezny (719 Punkte), WM-Vierter im Speerwerfen, Dritter.
Roman Sebrle ist weiter die Nummer eins der tschechischen Leichtathletik (Foto: Krebs)
"Ich hätte lieber in diesem Jahr auf der Bahn gewonnen", sagte Roman Sebrle zu dieser Auszeichnung, "es hat nicht geklappt, deshalb gehe ich mit großen Erwartungen in das nächste Jahr."In jedem Zehnkämpfer steckt ein Atlas. Sie alle tragen das Himmelsgewölbe unter Ächzen und Stöhnen auf ihren breiten Schultern. Roman Sebrle, ein Muskelpaket auf zwei Beinen, zählt auch dazu. In Ratingen strotzte er noch vor Kraft. Da war er nicht zu schlagen, doch eine Virusinfektion zwei Wochen vor der WM schwächte ihn offensichtlich so sehr, dass ihm der US-Amerikaner Tom Pappas das heiß ersehnte Gold vor der Nase wegschnappte.
Roman Sebrle, der Weltrekordler (9026 Punkte in Götzis 2001) und erste Mensch, der die 9000-er Marke übertroffen hat, war großer Favorit im "Stade de France" von Paris. "Ich will die Goldmedaille", hatte er noch in Ratingen nach seinem Sieg (8606 Zähler) optimistisch verkündet, "und wenn ich verletzungsfrei bleibe, kann ich das auch schaffen." Denn der WM-Titel war sein großes Ziel.
"Trauma" von Edmonton
Das Trauma von Edmonton spukt immer noch in seinem Kopf herum. Damals war er mit hohen Ambitionen angetreten und ist dann tief gefallen. Die Leiste bereitete ihm so heftige Probleme, dass Roman Sebrle, Olympia-Zweiter in Sydney 2000, meilenweit unter seinem gewohnten Leistungsniveau blieb. Dennoch dachte er nie ans Aufgeben, hielt bis zum bitteren Ende durch und musste sich enttäuscht mit dem zehnten Platz und mageren 8174 Pünktchen begnügen.
Deshalb hatte er noch was gutzumachen. Dass es wieder nicht geklappt hat, wirft ihn nicht um. Zwei Zehnkämpfe hat Roman Sebrle in diesem Sommer absolviert und zwei davon gewonnen: erst in Götzis mit 8807 Punkten, der aktuellen Weltjahresbestleistung, dann auch in Ratingen, wo ihm 8606 Punkte reichten, um die schwache Konkurrenz leicht und locker zu distanzieren. Doch in Paris kam ihm Tom Pappas in die Quere, der den tschechischen Riesen überraschend aufs kreuz legte.
Neuer Anlauf in Athen
Roman Sebrle wird in wenigen Tagen 29, genau genommen am 26. November, ein Alter, in dem ihm noch alle Türen sperrangelweit offen stehen. Sebrle, der Ex-Fußballer ("Mit meinem rechten Schussbein habe ich mich als Linksaußen recht schwer getan"), denkt bereits an die Olympischen Spiele 2004 in Athen.
Wenn es schon mit dem WM-Gold nicht hingehauen kann, so hofft er jetzt verstärkt auf einen Triumph in Athen. Olympia-Silber hat er schon. Olympia-Gold fehlt ihm noch in seiner Medaillensammlung.
Die Vorbereitung ist für Roman Sebrle bereits angelaufen. Nachdem er bereits ein Trainingslager in der Slowakei hinter sich gebracht hat, fliegt er in wenigen Tagen nach Südafrika, wo er ein Monat verbringt, um sich insbesondere auch auf seinen Start bei der Hallen-WM in Budapest vorzubereiten.