Rosemarie Ackermann feiert 60. Geburtstag
Sie war 1976 Olympiasiegerin, sprang sieben Weltrekorde. Doch in Erinnerung geblieben ist Rosemarie Ackermann vor allem als die erste Zwei-Meter-Hochspringerin der Welt. An diesem Mittwoch wird sie 60 Jahre alt.
Rosemarie Ackermann übersprang im Straddle die 2-Meter-Marke (Foto: Krebs)
Hätte Rosemarie Ackermann ihre Größe nicht gefälscht, sie wäre am 26. August 1977 wohl nicht als erste Zwei-Meter-Hochspringerin in die Sportgeschichte eingegangen. „Ich war in Wirklichkeit nur 1,73 und einen halben Zentimeter groß, aber ich habe damals 1,75 Meter angegeben, weil das die Mindestgröße für die Hochsprung-Karriere in der DDR war“, sagt Rosi Ackermann. 60 Jahre alt ist sie nun, und sie schaut noch immer gerne zurück.„Die Erinnerung schafft automatisch Gänsehaut“, sagt die Jubilarin mit Blick auf den sporthistorischen Sommertag, an dem sie ihren siebten Weltrekord aufstellte. Außergewöhnlich war damals auch, dass die Olympiasiegerin aus der DDR ihn in der Zeit des spärlichen deutsch-deutschen Sportverkehrs ausgerechnet beim ISTAF in West-Berlin sprang.
Taufrische Erinnerungen
„Meine Erinnerungen sind so taufrisch, als wäre alles gestern passiert“, sagt Rosemarie Ackermann. „Ich merkte schon über der Latte, dass sie liegen bleiben würde. Es war überwältigend, wie im Rausch. Die herumstehenden Fotografen stürmten sofort auf mich zu. Ich habe die Flucht nach vorne ergriffen und bin jubelnd durchs halbe Stadion gelaufen.“
Es war exakt 20:14 Uhr, als die damals 25-Jährige aus der Lausitz im Straddle-Stil, den sie Wälzer nennt, bäuchlings die magische Marke nahm. „An diesem Tag lief alles perfekt zusammen. Ich stellte bei 1,97 meinen Weltrekord ein und habe mir dann gesagt, jetzt musst du auch mal die zwei Meter probieren.“ Die Traumhöhe glückte im ersten Anlauf, bei 2,02 Metern war die Spannung raus.
Erst am Nachmittag war die Cottbuserin mit der dreiköpfigen Athletengruppe aus dem Trainingslager in Kienbaum in den Westen der geteilten Stadt gereist. Noch nachts ging es wieder zurück. Die Sternstunde brachte ihr 1.500 DDR-Mark an Rekordprämie und die Titel „DDR-Sportlerin des Jahres“ sowie „Weltsportlerin 1977“ ein. Die vom Veranstalter gezahlten 10.000 D-Mark musste sie abgeben.
Olympiasieg die wertvollste Leistung
„Den Flop, mit dem Ulrike Meyfarth schon vier Jahre vor mir Olympiasiegerin geworden war, habe ich damals auch probiert. Ich schaffte 1,82 Meter. Aber eine Umstellung wäre zu schwierig gewesen“, sagt Rosemarie Ackermann, die eines immer unangenehm berührt: „Immer nur denken die Leute an diese Leistung. Dabei sprang ich insgesamt sieben Weltrekorde. Und mein Olympiasieg 1976 war sicher die wertvollere Leistung.“
Zehn Jahre nach Rosi Ackermanns Zwei-Meter-Sprung verankerte die Bulgarin Stefka Kostadinowa den Weltrekord 1987 bei 2,09 Meter. „Mehrfach schienen seitdem 2,10 Meter fällig, im Moment sieht es nicht gerade danach aus“, sagt Rosemarie Ackermann, die Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) für Olympia in London (Großbritannien) die Daumen drückt: „Ich hoffe, dass sie nach ihrem Achillessehnenriss stark zurückkommt.“
Feier mit Familie und Freunden
Auch Rosemarie Ackermann erlitt nach der Karriere Risse an Achilles- und Plantarsehne und muss den Bewegungsdrang „auf etwas Hausfrauensport und Radfahren“ beschränken. „Mit dem früheren Leistungssport hatten diese Verletzungen nichts zu tun“, sagt die Olympiasiegerin und versichert: „Ich kann sagen, dass ich nie wissentlich gedopt habe.“
Mit ihrem Mann Manfred, ehemaliger Oberliga-Handballer, lebt sie in Cottbus, ist beschäftigt bei der Agentur für Arbeit. Zum Geburtstag werden auch die beiden erwachsenen Söhne erwartet. “Wir feiern mit Familie und Freunden“, sagt sie, rechnet aber auch mit früheren Sportkollegen. „Da werde ich sicher überrascht oder gar geschockt...“
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)