Rückblick Kassel: Als Kassel Heimat des DLV war
Am 23. und 24. Juli finden die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften erstmals in Kassel statt. Dabei haben die rund 1.200 Athleten/innen letztmals die Chance, sich für die Weltmeisterschaften in Daegu (Südkorea) zu qualifizieren. In einer mehrteiligen historischen Serie stellt leichtathletik.de Athleten aus Kassel und der Region vor, die einst national und international für Furore gesorgt hatten. Heute beschäftigt sich Autor Peter Fritschler mit der Zeit, als der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in Kassel residierte und das Auestadion hochkarätige Leichtathletik-Veranstaltungen beheimatete.

Dr. Max Danz war von November 1949 bis zum Februar 1970 der erste Präsident des DLV. Der Kasseler Sportdoktor, wie er gern und oft genannt wurde, war federführend an der Gründung des Deutschen Leichtathletik-Ausschusses (DLA) beteiligt, bis November 1949 auch dessen Vorsitzender. Kein Wunder also, dass die erste Schaltzentrale in Nordhessen war.
Hochkarätige Leichtathletik-Veranstaltungen
Der Niedersachse Karl Beuermann, ein bester Kenner der Leichtathletik-Szene, war seinerzeit Generalsekretär. Fritz Steinmetz, den viele als „Stimme“ von unzähligen Leichtathletik-Veranstaltungen kannten, fungierte als Geschäftsführer und Wilhelm Köster, später in vielen Referatspositionen beim DLV, als Sachbearbeiter.
Das Kasseler Auestadion war damals Garant für hochkarätige Leichtathletik-Veranstaltungen. Der frühere KSV Hessen Kassel schaffte es immer wieder, Spitzenkönner für seine Sportfeste zu verpflichten. Da waren die besten Stabhochspringer zu Gast, da traf sich die Zehnkampfelite oder traten die besten Sprinter gegeneinander an.
Erstes Europacup-Finale in Kassel
So war es auch kein Wunder, dass das erste Europacup-Finale der Frauen am 19. September 1965 in Kassel stattfand. Da siegte im Auestadion die Sowjetunion vor Ost-Deutschland, Polen, Deutschland, Ungarn und Holland. Unvergessen der Auftritt der Schwestern Tamara und Irina Press aus der damaligen Sowjetunion. Irina lief in 10,4 Sekunden Weltrekord über die 80 Meter Hürden, Tamara stieß mit 18,59 Metern die Kugel ebenfalls auf Weltrekordmarke. Im Blickpunkt auch die polnischen Sprinterinnen Ewa Klobukowska und Irina Kirszenstein.
Für die deutsche Mannschaft waren Erika Pollmann (100 m), Ingrid Becker (200 m), Christine Linz (400 m), Antje Gleichfeld (800 m), Inge Schell (80 m Hürden), Helga Hoffmann (Weitsprung), Ilia Hans (Hoch), Gertrud Schäfer (Kugel), Kriemhild Limberg (Diskus) und Anneliese Gerhards (Speer) im Einsatz. Die 4x100-Meter-Staffel war mit Gerlinde Beyrischen, Hannelore Trabert, Inge Schell und Erika Pollmann gelaufen.
Wenn auch mit dem Askina-Meeting seit 1998 immer wieder ein Hauch von nationaler und internationaler Klasse durch Nordhessen wehte, mit den Deutschen Meisterschaften am 23. und 24. Juli kehrt die deutsche Leichtathletik offiziell nach Kassel zurück.
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Leichtathletik-Europacup, Finale der Frauen, 19. September 1965, Kasseler Auestadion, Weltrekord über 80 Meter Hürden in 10,4 Sekunden durch Irina Press (Sowjetunion), auf dem Bild von links Annamaria Kovacs (verdeckt), Irina Press, Danuta Sobieska (Polen), Inge Schell (Deutschland), Gundula Diel (Ostdeutschland) und Lia Hinten (Niederlande)
(Foto: Baron)