Rückblick Kassel: Alwin Wagner erinnert sich
Am 23. und 24. Juli finden die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften erstmals in Kassel statt. Dabei haben die rund 1.200 Athleten/innen letztmals die Chance, sich für die Weltmeisterschaften in Daegu (Südkorea) zu qualifizieren. In einer mehrteiligen historischen Serie stellt leichtathletik.de Athleten aus Kassel und der Region vor, die einst national und international für Furore gesorgt hatten. Heute beschäftigt sich Autor Peter Fritschler mit Diskuswerfer Alwin Wagner, der fünfmal in Folge Deutscher Meister wurde.

An zwei nationalen Meisterschaften kann sich der 60-Jährige besonders gut erinnern. 1978 in Köln ging er als der große Favorit in den Ring. „Im Training hatte ich immer wieder Würfe an der 65-Meter-Marke“, erzählt er. „Doch als es dann ernst wurde, wollte mir nichts gelingen.“ Zwei Würfe landeten im Vorkampf außerhalb des Sektors, beim dritten verließ ihn die Nervenkraft und die Scheibe schlug bei etwa 45 Metern ein - Aus. Der Titel ging damals an den Frankfurter Thomas Berlep mit 59,08 Metern.
Stimmung sorgt für Gänsehaut
Die zweiten Titelkämpfe, die noch bestens in Erinnerung sind, waren die von Bremen 1983. Da gewann Alwin Wagner mit 64,92 Metern und sicherte sich im Weserstadion endgültig die Fahrkarte zu den ersten Weltmeisterschaften in Helsinki (Finnland). Dort schied er allerdings in der Qualifikation mit 58,96 Metern aus.
Bestens in Erinnerung geblieben ist dem Nordhessen auch die immer gute Stimmung in den Stadien. Als Alwin Wagner zum Beispiel mit der deutschen Mannschaft 1984 in Los Angeles einmarschierte, da jubelten 80.000 Zuschauer den Athleten zu: „Da ist es mir eiskalt den Rücken runter gelaufen“, weiß er noch heute.
Mit 18 Metern begonnen
„Leichtathletik-Publikum ist sportlich fair, zu den Veranstaltungen gehen zum größten Teil nur Kenner hin. Deswegen ist die Stimmung auch immer etwas Positives“, sagt Alwin Wagner. Der hält übrigens noch heute mit 86,92 Metern den Weltrekord im Schleuderballwurf.
Eigentlich hatte Alwin Wagner als B-Jugendlicher mit Weitsprung und Sprint begonnen. Weil ihn die anderen aufzogen, er sei als Diskuswerfer ja auch zu dünn, griff er aus Trotz zu der Scheibe, die dann jahrzehntelang sein sportliches Tun bestimmen sollte. Im Sommer 1965 warf Alwin Wagner auf der Melsunger Freundschaftsinsel als Jugendlicher 18,00 Meter, das war der Auftakt zur Diskus-Karriere. Und die hielt bis zum Juli 2007 bei den Deutschen Senioren-Meisterschaften in Fulda.
Inzwischen kämpft der pensionierte Polizeibeamte auf anderer Ebene, um seine Gesundheit. Eine heimtückische Krankheit machte schon mehrere Operationen und Nachsorgetherapien notwendig. Die Deutschen Meisterschaften im Kasseler Auestadion am 23. und 24. Juli hat Alwin Wagner trotz allem fest im Visier. „Wenn meine Gesundheit es zulässt, werde ich im Stadion sein“, verspricht er.
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