Rückblick Kassel: Highlights in Hessens Norden
Am 23. und 24. Juli finden die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften erstmals in Kassel statt. Dabei haben die rund 1.200 Athleten/innen letztmals die Chance, sich für die Weltmeisterschaften in Daegu (Südkorea) zu qualifizieren. In einer mehrteiligen historischen Serie stellt leichtathletik.de Athleten aus Kassel und der Region vor, die einst national und international für Furore gesorgt hatten. Heute beschäftigt sich Autor Peter Fritschler mit den bisherigen Leichtathletik-Highlights in Kassel.

Aber auch als Historiker hat Steinmetz unschätzbare Arbeit geleistet. Was heute in Zeiten des Internet so einfach scheint, nämlich Daten über fast alles, was irgendwo passierte, abzurufen, war früher Sucharbeit im Kleinen. Ein große Hilfe waren dabei Fritz Steinmetz’ Bücher. Der im Jahr 2008 im Alter von 91 Jahren in Kassel verstorbene Fritz Steinmetz rekonstruierte Meisterschaftsergebnisse aus der Frühzeit der Leichtathletik und gab ab 1973 unter anderem Standardwerke zu den Deutschen Meisterschaften heraus.
Was geschah wann in Kassel?
Die Bücher von Fritz Steinmetz machen es so relativ einfach, mal zu schauen, wie oft Kassel, wo in diesem Jahr am 23. und 24. Juli zum ersten Mal die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften stattfinden, bereits im Blickpunkt stand.
Die erste Veranstaltung nach dem zweiten Weltkrieg in Kassel waren die Deutschen Waldlauf-Meisterschaften, die am 27. April 1947 ausgetragen wurden. Im September des gleichen Jahres folgte dann der Endkampf um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft der Frauen. Solche Endkämpfe wurden bis 1974 regelmäßig in Kassel ausgetragen.
Höhepunkt: Europacup-Finale
Höhepunkt der Veranstaltungen war zweifellos das Finale des Europacups der Frauen am 19. September 1965 im Auestadion. 22.000 Zuschauer sahen damals zwei Weltrekorde durch die Schwestern Irina und Tamara Press aus der Sowjetunion. Irina lief die 80 Meter Hürden in 10,4 Sekunden, Tamara stieß die Kugel 18,59 Meter weit. Acht Länderkämpfe gab es von 1956 bis 1999 in Kassel. Dazu kamen Deutsche Meisterschaften im Nachwuchsbereich sowie 18 hessische Meisterschaften. 1958 fand eine EM-Ausscheidung zwischen der Bundesrepublik und der DDR statt.
Guten Zuspruch von Athleten und Zuschauern fanden auch die Sportfeste des früheren KSV Hessen Kassel. 12.000 Besucher hatte zum Beispiel das internationale Sportfest am 17. Juni 1956. Da gab es für die Lokalmatadoren Helmut Kropf (800 m) und Hans Wulff (Hammer) jeweils dritte Plätze. Zwei Jahre später gewann am 17. Juni Armin Hary die 100 Meter in 10,9 Sekunden. Am 25. August 1962 stellte die Britin Betty Moore in 10,5 Sekunden über 80 Meter Hürden den Weltrekord ein. 12.000 Zuschauer waren damals trotz strömenden Regens ins Auestadion gekommen.
Nach den Deutschen Meisterschaften der Schüler und Schülerinnen im September 1976 wurde es ruhiger im Dunstkreis des Auestadions. Erst als der PSV Grün-Weiß Kassel 1987 mit seinen Meetings anfing, kam wieder Bewegung in die Szene. Aus diesen Meetings wurde 1998 dann das Askina-Sportfest.
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Deutsche Waldlaufmeisterschaften in Kassel am 24. April 1947 in der Nähe des heutigen Auestadions (Foto: Tilcher)