Rücktrittsgedanken - Cathy Freeman in der Krise
Ein Aufschrei geht durch die australische Sportszene. 400-Meter-Olympiasiegerin Cathy Freeman steckt offensichtlich in einer tiefen Krise und denkt an den Rücktritt vom Leistungssport. Ihr Manager Chris Giannopoulos (IMG) stieg deshalb flugs in einen Flieger nach London, um sich mit der Australierin zum Krisengespräch zu treffen.
Wirft Cathy Freeman die Brocken hin? (Foto: Chai)
"Sie hat sich noch nicht entschieden und trainiert weiterhin", beruhigt dieser, "sie hat sich in den vergangenen Wochen mit vielen Gedanken getragen, auch der an einen Rücktritt war dabei." Cathy Freeman, die ihren Start am vergangenen Wochenende beim Grand-Prix-Meeting in Lille mangels Form absagte, soll nun zu nichts gedrängt werden, möglicherweise nur einen Staffelstart bei der WM in Paris anpeilen und dann im nächsten Jahr Kurs auf die Olympischen Spiele in Athen nehmen. So oder so ähnlich sieht die Wunschvorstellung ihres Umfelds aus.Doch die Wirklichkeit ist ernüchternd. Der fünfte Platz in Eugene mit einer Zeit von 51,70 Sekunden hatte Cathy Freeman am 24. Mai vor Augen geführt, welchen Abstand sie trotz aller Mühen noch zur Weltspitze hat. Die mexikanische WM-Favoritin Ana Guevara lief zwanzig Meter vor ihr ins Ziel, ein Klassenunterschied tat sich auf. "Das hat sie ziemlich demotiviert", musste Australiens Chefcoach Keith Connor feststellen.
Vergeblich auf der Suche nach Anschluss
Vergeblich suchte Cathy Freeman bisher – wie die Französin Marie-Jose Perec im übrigen - den Anschluss an die alte Form, seit sie nach ihrem Olympiasieg von Sydney, mit dem die Aboriginal zur Nationalheldin aufstieg, zunächst ein Jahr Pause machte und dann von allerlei Problemen sportlicher, gesundheitlicher und privater Natur begleitet den Wiedereinstieg vorantrieb.
Jetzt beziffern vermeintliche Insider die Chancen, dass es Cathy Freeman weiter versucht und nicht aufgibt, auf fünfzig Prozent. Eine Nachfolgerin ist in Australierin längst in Sicht. Die erst 20-jährige Jana Pittman, Commonwealth-Games-Siegerin über 400 Meter Hürden, steht unmittelbar vor dem großen Durchbruch. Und Cathy Freeman wurde von ihr in diesem Jahr bereits einmal geschlagen. Auch das dürfte der Olympiasiegerin ordentlich zu denken gegeben haben.
Eines ist unübersehbar. Wenn Cathy Freeman weiter der Leichtathletik treu bleibt und nicht aufgibt, muss sie wohl vor allem eines neu und akzeptieren lernen: das Verlieren!