Ruhe vor dem Sturm im Siebenkampf
„Kleine Wehwechen sind bei den Intensitäten im Siebenkampf normal“, sagte Klaus Baarck, Siebenkampf-Disziplintrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), während des Trainings in Shibetsu. Lilli Schwarzkopf (LC Paderborn), Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) sowie Sonja Kesselschläger (SC Neubrandenburg) sind bereit für das Unternehmen Olympia in Peking (China), auch wenn bei Sonja Kesselschläger das Sitzbein zwickt und bei Jennifer Oeser die Schulter.
„Ich bin zwar momentan ein bisschen platt, aber das liegt daran, dass ich die letzten drei Wochen sehr hart trainiert habe, doch in einer Woche sieht das anders aus“, meinte Sonja Kesselschläger zuversichtlich.Und Lilli Schwarzkopf ergänzte: „Der Körper muss langsam wieder hochgefahren werden. Es ist jetzt die Ruhe vor dem Sturm.“
Vor allem muss sich das deutsche Trio diesmal gut auf den Zeitplan am 15. und 16. August einstellen. Jennifer Oeser erklärte: „Das bereitet mir momentan am meisten Kopfschmerzen.“
Pausen bereiten Kopfzerbrechen
Denn am ersten Tag gibt es eine lange Pause und ein spätes Wettkampf-Ende. Am zweiten Tag geht es schon sehr früh wieder weiter. „Bei der WM in Osaka habe ich den Fehler gemacht, dass ich in der Pause ins Hotel gefahren bin. Das mache ich auf keinen Fall mehr. Diesmal gehen wir ins Olympische Dorf, denn das liegt nicht weit vom Stadion entfernt“, sagte die derzeit beste deutsche Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf.
Einig sind sich alle drei, wenn es darum geht, was sie beim größten Sportereignis der Welt erreichen wollen: „Die Bestleistung toppen.“ Hier liegt Lilli Schwarzkopf mit 6.536 Punkten vor Jennifer Oeser (6.436) und Sonja Kesselschläger (6.311). Im Trainingslager in Shibetsu geht es nun vor allem darum, Kraft zu tanken und einzelne Disziplinen zu testen.
Klaus Baarck, der am Samstag (9. August) in Shibetsu seinen Geburtstag feiert, stellte fest: „Wenn du bei den Olympischen Spielen eine Leistung von 6.300 bzw. 6.400 Punkten abrufst, dann bist Du unter den Top Acht.“
Breite in der Spitze größer geworden
Die große Favoritin früherer Jahre, Carolina Klüft, die mit ihrer Show die Zuschauer in den Bann gezogen hatte, startet diesmal nicht im Siebenkampf. Ohne die Schwedin ist die Breite in der Spitze größer geworden. Überrascht sind alle - Trainer und Athleten - von den Leistungen der US-Amerikanerinnen. Hier hat sich vor allem Hyleas Fountain in die Favoritenrolle gedrängt, die die Weltjahresbestenliste im Siebenkampf mit 6.667 Punkten vor der Russin Tatyana Chernova (6.618) und Lyudmyla Blonska (6.570) aus der Ukraine anführt.
Fragt man Sonja Kesselschläger, Jennifer Oeser und Lilli Schwarzkopf nach der Favoritin auf Olympisches Gold, dann müssen alle drei nicht lange überlegen. Jennifer Oeser bringt es auf den Punkt: „Eine klare Favoritin wie früher Carolina Klüft sehe ich nicht. Man kann schnell oben sein, aber auch schnell abrutschen.“
Am Montag nach Peking
Am Montag (11. August) reisen sie von Asahikawa über Seoul (Korea) nach Peking ins Olympische Dorf und am Dienstag (12. August) ist noch mal eine kleine Vorbelastung geplant. Zu ihren Zielen befragt, sagten Sonja Kesselschläger und Jennifer Oeser: „Wir möchten unter die Top Ten!“
Lilli Schwarzkopf meinte angriffslustig: „Alles ist möglich.“ Möglich wäre demnach auch eine Medaille, doch dieses Wort nimmt sie nicht in den Mund. Am 16. August abends nach dem 800 Meter-Lauf im „Vogelnest“ sind alle klüger. Doch eines ist schon jetzt klar: An der Motivation, dem Willen und der Leistungsstärke fehlt es dem deutschen Siebenkampf-Trio für die Mission Olympia nicht.