Rund 70 Athleten und ein Schub für Berlin
Jürgen Mallow zog am Sonntagabend zum Ende der zwei Meisterschaftstage von Ulm Bilanz und das „sehr entspannt“, wie er selbst sagte. Allein schon die Grundstimmung des Sportdirektors des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) unterschied sich ganz erheblich von der vor Jahresfrist in Nürnberg, als Kurs zu den dann wenig erfolgreichen Olympischen Spielen genommen wurde.
Auch damals waren viele Emotionen freigesetzt, jedoch sehr unterschiedlicher Art. Jetzt erscheinen die Vorzeichen als durchweg positiv, vielleicht positiver denn je in den letzten Jahren.Jürgen Mallow stellte nicht nur fest, dass zur Freude der Athleten und Zuschauer die meteorologische Unwetterwarnung für die Donaustadt verfehlt war, sondern auch, und das scheint noch wichtiger, dass seine Athletinnen und Athleten gut vorbereitet seien auf das, was kommt. „Das ist am Samstag sichtbar geworden und mir hat auch der Sonntag gut gefallen.“
Den Blick eben zu jener Weltmeisterschaft, die bald in Berlin (15. bis 23. August) stattfindet, gerichtet, lobte Jürgen Mallow die große Schar an Aktiven, die „leistungsbereit und leistungsfähig“ sind. Er gab sich überzeugt: „Wir werden eine große Mannschaft nominieren, aus der nicht allzu viele enttäuschen werden. Ich bin ganz sicher, dass das nicht negativ ausgeht.“
Endgültig nominiert wird am 2. August
Nach der Nominierungssitzung, die am Montag ansteht, dürfte das vorerst berufene Team für die WM rund 70 Männer und Frauen umfassen. Endgültig nominiert wird allerdings erst am 2. August nach der DAK Leichtathletik-Gala in Wattenscheid. Dann kommen bei freien Startplätzen auch Athletinnen und Athleten über die B-Norm zum Zuge.
Der große Kern an Athleten, der vorher bereits berücksichtigt worden ist, muss vom 22. Juli an noch einen Leistungsnachweis erbringen, so dass der DLV bei Formschwäche und Verletzung entsprechend reagieren kann.
Für Jürgen Mallow zeichnet sich aber bereits jetzt ab, dass ein 100-köpfiges Team für Berlin, das zwischenzeitlich angepeilt war, eher unwahrscheinlich ist. „Das werden wir nicht erreichen. Dafür müssten wir sehr weit von unseren Nominierungskriterien abweichen. Das werden wir nicht tun. Wir wollen aber in möglichst vielen Disziplinen Athleten an den Start schicken, deshalb soll den Athleten die Chance gegeben werden, jetzt noch die Norm zu erfüllen.“
85 Athleten am Ende dabei?
In etwa 85 Athleten könnten es am Ende werden. Dass es bei der Auswahl des Teams, wie durchaus gewohnt, Konstellationen gibt, die bereits jetzt für Diskussions- und Zündstoff sorgen, liegt in der Natur der Sache. „Es gibt einigen Gesprächsbedarf, aber nicht die Not, das jetzt zu diskutieren“, beruhigte Jürgen Mallow mit Blick auf die noch verbleibende Zeit bis zur abschließenden Deadline.
Bange ob der großen Aufgabe, die im August an der Spree bevorsteht, ist dem Sportdirektor in keinster Weise. Als Paradebeispiel dafür, welche Kräfte gerade eine Heim-WM freisetzen kann, dient Wattenscheids Hürdenläufer Thomas Goller, der immer wieder gesundheitlichen Rückschlägen getrotzt hat und nun mit einem famosen Ergebnis dafür belohnt wurde. „Da fehlen mir manchmal die Worte. Wie er sich in Form bringt, ist beachtlich.“
Solche Initialzündungen bilden den Grundstein für den Erfolg und das ist es, was eben positiv stimmt im Moment. Deshalb sagte Jürgen Mallow auch überzeugt und nach wie vor entspannt: „Den Schub, der uns zu einem großen Mannschaftserfolg führen kann, nehmen wir ganz sicher mit zur WM.“ Dieser soll dann auch die Saat für die nächsten Jahre sein.