Russische Höhenflüge im Sindelfinger Glaspalast
Die einen verabschiedeten sich aus der Hallensaison, die anderen absolvierten ihre Generalprobe für die Hallen-WM in Birmingham. Am Ende hatten die russischen Gäste Tatjana Polnova (4,62 m) und Vassily Gorshkov (5,73 m) am Samstag bei der "IHS StabHoch GALA" im Sindelfinger Glaspalast das bessere Ende für sich.
Vassily Gorshkov holte sich den Sieg in Sindelfingen (Foto: Chai)
Den ersten Platz machten in der Männerkonkurrenz der Russe Vassily Gorshkov, der Niederländer Rens Blom und der Leverkusener Richard Spiegelburg, der als bester Deutscher seinen nationalen Konkurrenten davonflog, unter sich aus. Letztlich hatte der Russe mit 5,73 Metern vor dem höhengleichen Richard Spiegelburg die Nase vorne. Am Ende versuchten sich diese beiden Springer vergeblich an der Weltjahresbesthöhe von 5,83 Metern. "Die Höhe war nicht das Problem, es lag eher an der technischen Umsetzung mit den harten Stäben", sagte Richard Spiegelburg nach seiner alles in allem gelungenen Vorstellung zum Saisonausklang über seine letzten Versuche. "Ich habe noch einmal Selbstbewusstsein getankt. Der Sommer wird heiß!"
Vorjahressieger Jeff Hartwig enttäuscht
Der US-Routinier Jeff Hartwig, Sieger im Vorjahr mit 6,02 Metern, konnte diesmal nicht in den Kampf um den Sieg eingreifen: "Ich bin sehr enttäuscht von meiner ganzen Hallensaison. Ich bin technisch noch nicht sehr gut, nachdem ich mein Training umgestellt habe. Jetzt hoffe ich, dass es im Sommer besser läuft."
Der erst im Januar am Knie operierte Europameister Alexander Averbukh (Israel) kämpfte wie schon vor einer Woche in Karlsruhe auch wieder in Sindelfingen vergeblich um eine für ihn standesgemäße Höhe. Zwei Versuche hob er sich für die 5,73 Meter auf. Das war aber dann zu hoch, so dass er nur 5,43 Meter verbuchen konnte.
Für eine Schrecksekunde sorgte Michael Stolle, als er bei seinem dritten Versuch über 5,53 Meter auf die Latte krachte, es knackte und er zunächst ein paar Sekunden schmerzverzerrt auf der Matte liegen blieb. Zum Glück war aber nichts Schlimmeres passiert. Die Stäbe musste er danach so oder so einpacken. Mit ebenfalls nur 5,43 Metern trug sich der deutsche Hallen-WM-Starter in die Ergebnisliste ein. "Das Einspringen war mehr als eine Katastrophe, dafür kam ich gut in den Wettkampf. Es hat trotzdem nicht gereicht. Der Stab war viel zu weich", kommentierte Michael Stolle seine Vorstellung.
Tim Lobinger verzichtete
Tim Lobinger (ASV Köln) verzichtete kurzfristig ganz auf einen Start in Sindelfingen. Nachdem er seine Grippe gerade erst mit Hilfe von Antibiotika wieder auskuriert hatte, wollte der Hallen-Europameister nichts riskieren: "Ich bin nicht frisch genug und würde mir für die Hallen-WM mit einem Start keinen Gefallen tun. Schade ist nur, dass meine Vorbereitung so jäh unterbrochen wurde. Jetzt gilt es, zu retten, was zu retten ist."
Die Frauen zeigten sich in Sindelfingen zunächst auf breiter Basis leistungsstark. Mit Tatjana Polnova, Yvonne Buschbaum, Annika Becker, Carolin Hingst und Krisztina Molnar meisterten gleich fünf Springerinnen 4,40 Meter. Aber damit war der Knackpunkt der Veranstaltung bereits erreicht. Nach 4,50 Metern blieb nämlich nur noch die Russin Tatjana Polnova übrig. Sie legte dann noch die Siegeshöhe von 4,62 Metern nach. "Es hat mir sehr gefallen, der Wettkampf hat mich weitergebracht", stellte sie zufrieden fest.
Annika Becker ärgert sich über sich selbst
Die deutsche Rekordhalterin Annika Becker (Erfurter LAC) haderte dagegen etwas mit ihrem Auftritt: "Ich ärgere mich über mich selber, weil ich technisch und im Anlauf ziemlich schlecht war. Ich hoffe, dass es nächste Woche besser läuft."
Auch Yvonne Buschbaum kämpfte noch mit deutlichen Anlaufproblemen. So leistete sie sich bei 4,20, 4,30 und 4,40 Metern jeweils einen Fehlversuch, um dann beim zweiten die Latte zu überqueren. "Man muss einfach sauer sein, wenn der Anlauf hinten und vorne nicht stimmt. Mir fehlen diese Saison Sprünge und Läufe, ich habe von Anfang an in diese Saison nicht richtig reingefunden. Ich bin nicht souverän genug", sagte die Stuttgarterin eine Woche vor ihrem Start bei der Hallen-WM.
Floé Kühnert kurzfristig in die Bresche gesprungen
Kurzfristig reiste die Leverkusener Junioren-Weltmeisterin Floe Kühnert – gerade erst 19 Jahre alt geworden - an, um die verletzte Christine Adams im Feld zu ersetzen. "Ich musste hektisch die Sachen packen und anreisen. Ein Stab war in Dormagen, er hat mir heute gefehlt. Es war alles ein wenig kurzfristig." Sie trug sich dennoch mit 4,20 Metern in die Ergebnisliste ein. "Die Halle ist für mich nicht so wichtig wie der Sommer", tröstete sie sich ein wenig.
Wie im Vorjahr wurde auch wieder ein Teamwettbewerb ausgetragen. Die Auslosung erfolgte bereits am Vorabend in der Sindelfingener Innenstadt. Als es dann über die Latte ging, war das russische Duo Tatjana Polnova und Vassily Gorshkov (10,35 m) natürlich auch der Teamsieg nicht mehr zu nehmen. Krisztina Molnar / Jeff Hartwig und Annika Becker / Rens Blom sammelten jeweils 10,03 Meter.
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