Russischer Hindernisläufer erwischt
Der Dopingstrudel in der russischen Leichtathletik reißt immer mehr Athleten mit sich. Zum Olympia-Auftakt in Peking (China) wurde der elfte Fall binnen neun Tagen bekannt. Dieses Mal erwischte es Roman Usov, der bei den Sommerspielen über 3.000 Meter Hindernis antreten sollte.
Er wurde aus dem Olympiateam gestrichen, die B-Probe steht allerdings noch aus. Der 30-Jährige (Bestzeit 8:23,90 min) war vor vier Jahren in Athen (Griechenland) im Vorlauf gescheitert.Roman Usov wurde nach russischen Medienberichten bei den Russischen Meisterschaften in Kazan mit der Stimulans Carphedon erwischt. Carphedon wird sehr selten als Dopingsubstanz nachgewiesen, weil es in keinem am Markt verfügbaren Medikament enthalten und nur auf einschlägigen Internetseiten als bloße Substanz bestellbar ist; es wurde in Russland entwickelt.
Der Chefmediziner des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Arne Ljungqvist, hatte jüngst Russland des „systematischen Dopings“ verdächtigt, nachdem sieben Läuferinnen, darunter die Hallen-Weltrekordhalterin über 800 Meter, Yelena Soboleva, durch DNA-Abgleiche mit manipulierten Dopingproben aufgefallen und vom Weltverband IAAF suspendiert worden waren.
Drei Geher aus dem Verkehr
Wenige Tage später folgte dann der Ausschluss von drei Gehern wegen positiver Tests auf das Ausdauerdopingmittel EPO. Als Starter in Peking war der frühere U20-Weltmeister Vladimir Kanaykin (50 km) vorgesehen. Er trainiert wie Weltrekordler Denis Nizhegorodov beim russischen Trainer Viktor Chegin.
Nach den Fällen beschuldigte Olympia-Teamsprecher Gennadi Schwets die IAAF, die Ergebnisse bewusst bis kurz vor Olympia hinausgezögert zu haben: „Mit dem langen Warten wollte man uns in Schwierigkeiten bringen.“
Vorwürfe an Eishockey-Legende
Zugleich griff er bei Radio Moskau massiv den russischen Sportminister und ehemaligen Eishockey-Star Vyacheslav Fetisov an, der für Russland in der Athletenkomission der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) sitzt: „Er hätte uns warnen müssen, dass da etwas auf uns zukommt. Stattdessen hat er hat das Land betrogen und einen einmonatigen vorolympischen Urlaub gemacht.“
Prominente Dopingfälle in Russlands Leichtathletik gab es zuletzt immer wieder. So verbüßt Hammer-Weltrekordlerin Tatyana Lysenko gerade eine zweijährige Strafe. Diskus-Ex-Weltmeisterin Natalya Sadova gibt bei Olympia ihr Comeback nach einer Zwangspause - und gilt als Gold-Kandidatin.
Quelle: Sport-Informations-Dienst