Russischer Skandal - Yelena Soboleva wehrt sich
Die im Zentrum des Skandals stehende doppelte Olympiafavoritin Yelena Soboleva beteuerte ihre Unschuld, der Verband bemühte sich um Aufklärung und die einheimischen Medien droschen auf die Dopingfahnder ein. Am Tag nach der Suspendierung von sieben russischen Leichtathletinnen, darunter drei Goldhoffnungen für Peking (China), wegen des Verdachts der Manipulation von Dopingproben waren die Fronten verhärtet.
„Das ist eine Provokation, um potenzielle Medaillengewinner von den Sommerspielen auszuschließen“, sagte die 25 Jahre alte Yelena Soboleva der russischen Zeitung „Kommersant“: „Ich weise die Vorwürfe der IAAF noch einmal mit aller Schärfe zurück“, meinte die 1.500-Meter-Hallenweltrekordlerin, die in diesem Jahr über 800 Meter in 1:54, 85 Minuten so schnell wie seit 1997 keine Läuferin mehr war.Allen Unschuldsbeteuerungen zum Trotz ist Olympia für sie und ihre Kolleginnen jedoch passe, die erträumten zehn russischen Leichtathletik-Goldmedaillen sind nicht mehr realisierbar.
Abgleich mit aktuellen Daten
„Wir sind von der IAAF informiert worden, dass ihre Proben von Trainingskontrollen im Mai 2007 und bei der WM 2007 in Osaka nicht übereinstimmten“, sagte Russlands Verbandschef Valentin Balakhnichev der Nachrichtenagentur Reuters.
Der Agentur All Sport erklärte er, die Auffälligkeiten seien entdeckt worden, als in der vergangenen Woche ein DNA-Abgleich der offenbar aufbewahrten Proben mit aktuellen Daten erfolgte. Sportminister Vitali Mutko kündigte an, NOK und russischer Leichtathletik-Verband würden den Fall untersuchen. Aber erst nach den Sommerspielen.
Sperren drohen
Neben Yelena Soboleva (800 und 1500 m) hofften aus dem Septett auch Diskus-Europameisterin Darya Pishchalnikova sowie die frühere Hammer-Weltrekordlerin Gulfiya Khanafeyeva auf Olympiagold. Als Medaillenkandidatin galt die ehemalige 1.500-Meter-Weltmeisterin Tatyana Tomashova.
Auch für einen Start bei den Sommerspielen eingeplant war 1.500-Meter-Läuferin Julia Fomenko. Nicht qualifiziert gewesen sind dagegen Mittel- und Langstrecklerin Olga Yegorova und Svetlana Cherkasova gewesen. Allen droht eine zweijährige Sperre.
Den Abfluss runter
„Fünf Goldmedaillen sind schon den Abfluss runtergegangen“, kommentierte die Zeitung Iswestija. Sport-Express meinte: „Wir müssen die Tragweite der Katastrophe erkennen. Es scheint, als würden die Frauen in Geiselhaft für andere große Namen genommen.“
Dass es die Russen erwischte, ist indes keine große Überraschung. Dopingverdächtigungen gibt es schon lange, immer wieder auch positive Fälle. Diskus-Olympiasiegerin Natalya Sadova hat gerade eine zweijährige Sperre abgesessen und will nun in Peking das Gold holen, das Darya Pishchalnikova im Visier hatte. Hammer-Weltrekordlerin Tatyana Lysenko verbüßt gerade ihre Strafe und darf erst 2009 zurückkehren.
Besonders brisant ist, dass Olga Yegorova unter den Verdächtigten ist. Sie war 2001 in der A-Probe schon einmal positiv auf das Ausdauerdopingmittel EPO getestet worden, wegen Unzuverlässigkeit des Tests jedoch nicht gesperrt worden. Kurze Zeit später stürmte sie unter Protest von Athleten wie der damaligen WM-Fünften Irina Mikitenko (TV Wattenscheidm 01) in Edmonton (Kanada) zum 5.000-Meter-Titel. Auf der Tribüne protestierte damals die heutige Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe (Großbritannien) mit einem Plakat, das die Aufschrift trug: „Raus mit den EPO-Drogen.“
Quelle: Sport-Informations-Dienst