| Interview

Ruth Sophia Spelmeyer: "Es gibt immer ein erstes Mal"

Mit ihren beiden schnellsten 400-Meter-Rennen unterm Hallendach und 52,87 Sekunden im Vorlauf gehört Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg) zu den zehn DLV-Athleten, die bei der Hallen-DM am Wochenende noch die EM-Norm erfüllt haben. Die 24-Jährige sicherte sich außerdem den ersten deutschen Meistertitel ihrer Karriere und setzt damit ihre kontinuierliche Entwicklung fort.
Jan-Henner Reitze

Ruth Sophia Spelmeyer, herzlichen Glückwunsch zum deutschen Meistertitel. Wie lautet Ihr Fazit des Wochenendes?

Ruth Sophia Spelmeyer:

Es gibt immer ein erstes Mal. Der erste Titel, die erste Einzelnorm. Auch meine gesamte Trainingsgruppe war in Karlsruhe super drauf. Es gab mehrere Bestzeiten. Wir sind glücklich.

Schon im Vorlauf haben Sie die Norm für die Hallen-EM in 52,87 Sekunden unterboten. War das der Plan?

Ruth Sophia Spelmeyer:

Ich wollte die Chance nutzen, frei zu laufen. Ich hatte mir ein Rennen ohne Bedingungen vorgenommen. Das fällt mir sonst schwer, weil ich eher gleichmäßig laufe. Diesmal habe ich gemerkt, es klappt richtig gut. Im Ziel hätte ich nie mit einer solchen Zeit gerechnet. Ich dachte eher an eine 53,30.

Wie war es dann, im Finale als Favoritin anzutreten?

Ruth Sophia Spelmeyer:

Ich hatte etwas Angst, dass es Gerangel beim Reingehen gibt. Deshalb wollte ich schneller angehen. Das habe ich hinten raus gemerkt. Es hat ganz schön wehgetan. Es ist schwer, zwei gute Läufe hintereinander zu machen. Es ging aber nicht um die Zeit, sondern um den Titel.

Zwei Läufe hintereinander waren aber auch ein gutes Training für die Hallen-EM, oder?

Ruth Sophia Spelmeyer:

Stimmt. Ich habe meinen Trainer vor dem Finale gefragt: Was ist, wenn ich beim Reingehen nicht vorne bin? Er meinte: Denkt da nicht dran, aber wenn es so kommt, ist es eine gute Übung für Prag. Dort wird es eng. Viele reisen mit ähnlichen Zeiten an. Da muss ich dann durch.

Sie liegen momentan auf Rang 14 der europäischen Bestenliste. Welche Chancen rechnen Sie sich in Prag aus?

Ruth Sophia Spelmeyer:

Ich möchte den Vorlauf gut überstehen und hoffe, dass ich eine gute Leistung bringen kann. Das ist mein Ziel: Luft bei einer internationalen Meisterschaft zu schnuppern und zu überzeugen. Es wird mein erster Einzelstart bei einer großen Meisterschaft sein.

Haben Sie damit gerechnet, dass es dazu kommt?

Ruth Sophia Spelmeyer:

Vor der Saison war die Hallen-EM ein Ziel. Bis Dezember lief die Vorbereitung richtig gut. Dann war ich drei Wochen krank und habe ein bisschen mit mir gehadert. Die ersten Wettkämpfe waren nicht so gut, es fehlte das Laufgefühl. Ich bin in den Rennen auch ausgebremst worden. Dann hatte ich einige Trainingseinheiten, die richtig knackig gut waren. Das hat mir mein Selbstvertrauen wieder zurückgegeben. Im Vorlauf der Hallen-DM war ich wie im Tunnel.

Wie bewerten Sie den ersten DM-Titel und die erste Einzelnorm mit Blick auf Ihre Karriere?

Ruth Sophia Spelmeyer:

Es ist ein wichtiger Schritt, auch Richtung 2016. Es passt gut in den Plan. Endlich bin ich in der Halle eine 52er-Zeit gelaufen. Stetig ernährt sich das Eichhörnchen.

Trifft dieses Sprichwort genau Ihre Arbeit mit Trainer Edgar Eisenkolb?

Ruth Sophia Spelmeyer:

Ja. Wir orientieren uns immer an einer Zielzeit und arbeiten stetig darauf zu. Ich entwickle mich im Training immer weiter und dann klappt es auch im Wettkampf. Ich kann das zeigen, was ich mir im Training erarbeitet habe.

Sie habe schon angedeutet: Das langfristige Ziel ist Olympia 2016. Schauen Sie auch auf die Einzelnorm oder geht es vor allem um die Staffel?

Ruth Sophia Spelmeyer:

Ich gucke auch auf die Einzelzeit. Schon 2014 wollte ich Bestzeit laufen. Das hat bei den Deutschen nicht ganz geklappt [Anmerkung der Redaktion: Das Finale fiel in einen Gewitterschauer]. Sehr gerne möchte ich im Sommer eine 51er-Zeit laufen. Die WM-Norm wäre ein Traum. Das wäre allerdings schon ein sehr großer Schritt.

Sie trainieren in einer Gruppe unter anderem mit Alexander Gladitz, der bei den Männern den DM-Titel über 400 Meter gewonnen hat, und mit der Deutschen U20-Meisterin Ann-Kathrin Kopf. Welche Rolle spielt diese Gruppe für Sie?

Ruth Sophia Spelmeyer:

Wir sind ein eingeschworenes Team. Wir leiden zusammen, wir freuen uns zusammen. Alex ist nicht mal im Bundeskader. Ich habe mich besonders für ihn gefreut, er konnte sich in Karlsruhe sehr stark präsentieren. Das ist für uns alle etwas Besonderes. Da geht ein großer Dank an unseren Trainer Herrn Eisenkolb.

leichtathletik.TV:

<link http: www.leichtathletik.de tv video-detail detail ruth-sophia-spelmeyer-mit-start-ziel-sieg>Video des 400-Meter-Finals
<link http: www.leichtathletik.de tv video-detail detail ruth-sophia-spelmeyer-wahnsinn>Video-Interview

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