| Rottach-Egern

Ryzih Nummer eins in Europa – Saison-Aus für Strutz

Der „Sprung in den Tegernsee“ als Wegweiser nach Zürich: Das siebte Stabhochsprung-Meeting in Rottach-Egern hat am Samstag starke Leistungen hervorgebracht. Vor rund 3.500 Zuschauern wurde die rote Kunststoffbahn im Kurpark zum Laufsteg für die Sieger Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen), die nun mit ihren 4,71 Metern die Europa-Bestenliste anführt, und Karsten Dilla (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,70 m), während Martina Strutz (SC Neubrandenburg) für den Rest der Saison nur die Zuschauerrolle bleibt.
Martin Neumann

Zwei Hausrekorde, europäische Jahresbestleistung, Platz zwei in der Welt: Das siebte Stabhochsprung-Meeting in Rottach-Egern am Tegernsee wurde zur großen Show von Lisa Ryzih. Die Ludwigshafenerin steigerte ihre Bestleistung von 4,65 über 4,68 auf 4,71 Meter. „Gott sei Dank hat es geklappt. Ich warte seit Jahren auf eine solche Höhe“, jubelte die Ludwigshafenerin, die kopfschüttelnd von der Matte auf dem Landeponton im Tegernsee Richtung Latte blickte. Im Training habe sie 4,70 Meter schon einige Male gemeistert. Nun endlich auch „in der Öffentlichkeit“. „Die 4,65 Meter standen seit 2010 in den Statistiken, da wurde die Steigerung auch höchste Zeit.“

Als der Jubel keine Grenzen mehr kannte, stand sie längst als Siegerin fest. Denn nur die Ludwigshafenerin meisterte 4,63 Meter. Getrieben vom leichten Rückenwind erwischte Ryzih einen nahezu perfekten zweiten Versuch und flog, ohne die Latte zu touchieren, über diese Höhe. Schon damit steigerte die EM-Dritte von 2010 ihre eigene deutsche Jahresbestleistung um drei Zentimeter. Jirina Svobodova (Tschechien) und Nicole Büchler (Schweiz) – Zweite und Dritte mit jeweils 4,53 Metern – patzten. Als zweitbeste Deutsche belegte die Leverkusenerin Katharina Bauer mit 4,38 Metern Rang sechs.

Ryzih-Show

Damit aber nicht genug mit der Ryzih-Show: Gleich im ersten Anlauf schraubte sich die 25-Jährige über 4,68 Meter und damit ihre Bestleistung um drei Zentimeter nach oben. Ihr „Hausrekord-Hunger“ war aber noch lange nicht gestillt. Mit dem Rückenwind der Bestleistung und der unterstützenden Prise auf dem Steg flog sie im zweiten Versuch über den neuen Meetingrekord von 4,71 Metern. Höher ist in diesem Jahr noch keine Europäerin gesprungen und weltweit nur die Brasilianerin Fabiana Murer mit 4,80 Metern.

Seit vielen Jahre ist die Stabhochspringerin schon im Geschäft, holte mit 15 Jahren den Titel bei der U18-WM, aber an zwei Bestleistungen an einem Tag konnte sie sich trotzdem nicht erinnern. Den Anlauf zur dritten wollte sie aber nicht nehmen. „Mein Vater und Trainer hat abgewunken, irgendwann reicht es dann nach den vielen Sprüngen ja auch“, sagte Ryzih. Dass sie nun automatisch eine Medaillenkandidatin für die EM in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August) ist, glaubt die Nummer eins des Kontinents aber nicht. Dafür kämen zu viele Springerinnen infrage. „Die Medaillen werden bei 4,60 Meter plus 10 bis 15 Zentimeter vergeben. Das können einige, vor allem die drei Russinnen und Jirina Svobodova“, nahm Ryzih die Favoritenrolle nicht an. Seit Samstagnachmittag weiß Europameisterin Svobodava aber ganz genau, dass der Sieg in Zürich auch über Lisa Ryzih führt.

Strutz verletzt

Während der Flugshow von Lisa Ryzih blieb Martina Strutz (SC Neubrandenburg) am Ufer des Tegernsees nur die Zuschauerrolle. Die Vize-Weltmeisterin von 2011 entschied am Samstagvormittag, die Saison vorzeitig zu beenden. Ein Anriss der Plantarsehnenfaszie am linken Sprungfuß macht Höhenflüge unmöglich. „Als das MRT-Ergebnis vergangene Woche vorlag, habe ich noch kurz überlegt. Aber im Hinblick auf die Jahre 2015 und 2016 war es die richtige Entscheidung“, sagte die Neubrandenburgerin. Erste Schmerzen hatten sich Ende Mai vor dem Start in Recklinghausen eingestellt. „Doch gerade bei schnellen Läufen war es nicht so schlimm. So hatte ich immer noch die Hoffnung, dass es besser werden würde“, sagte die ehemalige deutsche Rekordlerin.

So verfolgte die 4,80-Meter-Springerin mit schwerem Herzen die Sprünge der Konkurrenz: „Das Meeting ist für uns Stabhochspringer eins der schönsten des ganzen Jahres. Hier in Rottach-Egern wird alles für die Athleten getan und das in einer sehr familiären Atmosphäre “, sagte die Siegerin von 2012. Kommendes Jahr will die Neubrandenburgerin auf jeden Fall wieder selbst auf dem Anlaufsteg stehen und „den Sprung in den Tegernsee“ wagen.

Dritter Sieg für Dilla

Die Fäuste Richtung umliegende Berge geballt, feierte Karsten Dilla bei den Männern seinen Hattrick am Tegernsee. Am Samstagnachmittag flog der Leverkusener souverän im ersten Versuch über 5,70 Meter. Die Konkurrenz konnte nicht mehr kontern. Sein Vereinskollege Tobias Scherbarth scheiterte nach einem vergeblichen Versuch über diese Höhe zweimal an 5,75 Metern. Ihm blieb Platz drei (5,60 m) hinter Jack Whitt. Der US-Amerikaner stellte im zweiten Versuch seine Bestleistung von 5,70 Metern ein. Bei den folgenden Sprüngen war er aber chancenlos.

Anders als der Dreifach-Sieger. Im dritten Anlauf scheiterte der WM-Starter von 2011 nur ganz knapp. „Ich habe den Absprung um zehn Zentimeter überlaufen. Wenn das nicht passiert, bleibt die Latte vielleicht liegen“, ärgerte sich Dilla. Zu gern wäre er erneut in Rottach-Egern Bestleistung gesprungen. 2013 hatte er an selber Stelle mit 5,72 Metern gewonnen. „Mir ging es um die Höhe. Die 5,80 Meter wollte ich attackieren“, sagte der Sportsoldat.

Der Leverkusener hatte den familiären Wettkampf in Rottach-Egern der parallel ausgetragenen Diamond League in Paris (Frankreich) vorgezogen. „Ich hätte dort als Nachrücker starten können. Aber nach der Zusage am Tegernsee war es für mich klar, hier zu springen“, sagte der Leverkusener. Nun hofft er vor den Deutschen Meisterschaften in Ulm auf einen Startplatz bei der Diamond League in London (Großbritannien), um dort die 5,80 Meter endlich erstmals zu meistern. Dass er die Form dafür hat, ist nicht zuletzt seit seinem Hattrick am Tegernsee klar.

<link http: www.rottacher-springermeeting.de athleten-ergebnisse-2014 _blank>Die Ergebnisse

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