Sabine Hecker - Chefin von 4.000 Unparteiischen
Heutzutage ist es immer schwieriger, Leute für eine ehrenamtliche Tätigkeit zu gewinnen. Daher gehörte schon viel Selbstbewusstsein dazu, als Sabine Heckers (VFB Salzkotten) vor knapp zwei Jahren das Amt der westfälischen Kampfrichterwartin übernahm und damit gleichzeitig Chefin von knapp 4.000 westfälischen Unparteiischen wurde.

Auch international im Einsatz: Sabine Hecker
Für die 38 Jahre alte Diplom-Finanzwirtin war es ein Sprung ins kalte Wasser, doch sie hat sich inzwischen frei geschwommen. Dass das Ehrenamt nicht mehr wie früher solch einen hohen Stellenwert hat, war ihr vorher bewusst: "Wir beobachten quer durch die Republik, dass sich das Freizeitverhalten verändert hat. Viele treiben lieber selbst Sport, als sich für andere einzusetzen."Die Kampfrichter, die Wochenende für Wochenende auf dem Platz stehen, werden immer weniger. Die neue westfälische Kampfrichterwartin spricht Klartext: "Wer will denn heute schon stundenlang für lau auf dem Platz stehen. Man erhält frische Luft, mehr jedoch nicht."
Bei der Kampfrichter-Werbung ist für Sabine Hecker die persönliche Ansprache äußerst wichtig: "Es reicht nicht, wenn man irgendwo ein Plakat hinhängt und hofft, dass Leute kommen. Wesentlich besser ist der persönliche Kontakt. So kann man bei einem Schülersportfest einmal Eltern direkt ansprechen. Die bleiben vielleicht nur zwei, drei Jahre dabei, aber dann haben wir sie erst einmal."
Auf Werbetour
Wenn Sabine Hecker selbst auf Werbetour geht, erzählt sie gerne aus ihrem persönlichen Erfahrungsbereich: "Ich finde die Kampfrichterei unwahrscheinlich spannend, weil man dort sehr viele unterschiedliche Leute kennen lernt, angefangen vom Professor bis hin zum ganz normalen Arbeiter oder Schüler. Zudem hat man auch einen direkten Kontakt zu den Athletinnen und Athleten und freut sich mit ihnen über ihre Erfolge oder tröstet sie in der Niederlage. Das sind oft sehr emotionale Momente."
Sabine Hecker zeichnet eine unerschütterliche Korrektheit aus, wenn es um das Wohl der Sportlerinnen und Sportler geht. Zudem verfügt sie über umfangreiche Fachkenntnisse und versteht es, ohne große Umschweife die Dinge auf den Punkt zu bringen.
Daher erwarb sie sich schon früh im Kampfrichterbereich große Anerkennung. Bei den Europameisterschaften 2002 in München wurde sie mit 29 Jahren als einzige Frau im Schiedsrichterbereich eingesetzt. Darüber hinaus erlebte sie bereits als Kampfrichterin weitere Sternstunden in der Leichtathletik.
International im Einsatz
So war sie unter anderem bei der U23-EM 2005 in Erfurt, beim Europacup 2007 in München und bei den Weltmeisterschaften 2009 in Berlin im Einsatz. In diesem Jahr war sie Chefin der Jury beim europäischen Mannschaftsfinale der B-Liga in Novi Sad (Serbien).
Bei diesen internationalen Großereignissen engagierte sich Sabine Hecker als Schiedsrichterin im Wurfbereich. "Ich hatte schon früher immer einen Hang zu den technischen Disziplinen, und bin daher dabei hängen geblieben", erläutert die Salzkottenerin.
Sabine Hecker absolvierte schon im Alter von 16 Jahren ihre Kampfrichter-Grundausbildung. Inzwischen darf sie sich ATO (Areal Technical Official) nennen. Diesen Status, den man von der EAA bzw. der IAAF verliehen bekommt, besitzen nur wenige Unparteiische in Deutschland.
Steiler Aufstieg
Auf die Salzkottenerin warten somit auch in Zukunft weitere internationalen Einsätze. Dass sie eine Frau ist, hat ihren steilen Aufstieg nicht begünstigt. "Im Kampfrichterbereich wird kein Unterschied zwischen den Geschlechtern gemacht. Erfreulich ist, dass der Frauenanteil bei den jüngeren Unparteiischen immer größer wird."
Sabine Hecker möchte diesen positiven Trend in den nächsten Jahren fortsetzen. Dabei ist sie sich bewusst, dass die Leute heutzutage keine ehrenamtliche Tätigkeit mehr über mehrere Jahrzehnte ausüben wie ihr Vater Franz-Josef Hecker (65), der sie und ihre Schwester Claudia Hecker zur Leichtathletik brachte.
Sabine Hecker gelingt es, Beruf und ehrenamtliche Tätigkeit unter einen Hut zu bringen. Lediglich an Wochenenden kann es für sie recht stressig werden. Zum Ausgleich spielt sie aktiv in einer Badminton-Mannschaft. Dort versteht sie sich wie in der Leichtathletik in erster Linie als Team-Playerin.