Sabine Krantz verabschiedet sich
Es gibt kaum einen schöneren Anlass für ein Karriereende: Die Wattenscheider Geherin Sabine Krantz erwartet ihr zweites Kind und hört mit dem Leistungssport auf.
„Ich kann auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken“, sagt Sabine Krantz dankbar. Und ist sich dabei bewusst, dass es eine Laufbahn mit Hochs und Tiefs war, mit Triumphen und Rückschlägen.Doch wenn die Geherin, die am Mittwoch (6. Februar) 32 Jahre jung wird, jetzt zurückschaut auf ihre Zeit in der Weltspitze, dann verblassen die Erinnerungen an Negativerlebnisse: an die gesundheitsbedingte Aufgabe bei den Olympischen Spielen in London (Großbritannien) etwa, an den Hickhack rund um ihre Nominierung für die WM 2011 in Daegu (Südkorea).
Erinnerung an schöne Momente
Wenn sie sich jetzt erinnert, dann denkt sie an eine Laufbahn, die so viele deutsche Meistertitel abgeworfen hat, dass sie mit dem Zählen aufgehört hat. Eins weiß sie sicher: „Ab 2004 habe ich immer die 20 Kilometer gewonnen, nur 2010 nicht.“ Da wurde ihr Sohn Thomas geboren, heute zweieinhalb.
Sabine Krantz denkt an die internationalen Erfolge: U20-Weltmeisterin 1998. Bronze bei der U23-EM 2003. EM-Sechste 2006. Achte der WM 2007. Zweimal in den Top 20 bei Olympia. Die deutschen Rekorde hält sie über 20 Kilometer und über 5.000 Meter. „Sie war immer eine feste Größe in der Nationalmannschaft. Wir wissen, was wir an ihr hatten“, sagt TV-01-Manager Michael Huke.
Besonders gern erinnert sich Sabine Krantz an ihren Auftritt im Wattenscheider Lohrheidestadion im Sommer 2005, als sie den Rekord über 5.000 Meter aufgestellt hat. Da wusste sie noch nicht, dass sie einige Jahre später beim Club von der Hollandstraße landen würde.
Über Potsdam nach Wattenscheid
Was nach 15 Jahren in der Weltspitze des Gehens bleibt, geht über den Sport hinaus. „Durch den Sport habe ich meinen Mann kennengelernt“, sagt Sabine Krantz. Vor sechs Jahren ist sie Bastian im Trainingslager in Flagstaff in Arizona über den Weg gelaufen. „Und durch den Sport“, sagt sie, „bin ich in Wattenscheid gelandet.“
Und das war für die gebürtige Potsdamerin in jeder Beziehung ein Gewinn: „Wie ich hier aufgenommen wurde, war großartig. Und ein Trainingsumfeld wie den Kemnader See in Bochum oder den Baldeneysee in Essen muss man auch erst mal finden!“
Mit der Geradeaus-Mentalität der Ruhrpott-Menschen kommt sie gut klar. Sie weiß ja, dass Geherinnen und Geher gern mal schief angeguckt werden. Aber sie hat positive Erfahrungen gemacht: „Unglaublich, was da von anderen Läufern oder Walkern für ein Feedback kam. Von Leuten, die gar nicht wussten, wer ich bin. Aber sie haben das Niveau gesehen, auf dem ich mich bewege und hatten Respekt.“
Anerkennung vermisst
Innerhalb der deutschen Leichtathletik hat sie den Respekt zuletzt vermisst. Im vergangenen Jahr wäre Sabine Krantz gerne noch einmal vor Freunden und Bekannten im heimischen Lohrheidestadion angetreten und erneut Deutsche Meisterin geworden. Doch das Gehen gehört nicht länger zum DM-Programm.
Sabine Krantz weiß, dass das Frauen-Gehen hier im Land echte Probleme hat. Ihre packenden Duelle mit Melanie Seeger (SC Potsdam) waren das eine. Auf der anderen Seite sind die großen Nachwuchssorgen. Der Rücktritt von Sabine Krantz ist ein großer Verlust.
Aber die viermalige Deutsche Hallenmeisterin kennt auch Chancen: „Man kann sehr schnell erfolgreich sein, wenn man Interesse und Talent hat.“ Und fleißig ist, fügt sie hinzu. Sabine Krantz hat sich lange genug gequält. Aber es hat sich wohl gelohnt, wenn man am Schluss sagen kann: „Ich denke, es war gut!“