Sabrina Mockenhaupt - „Bei EM überraschen“
Sechs Einzelsiege feierte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) am vergangenen Wochenende bei der Team-EM in Bergen (Norwegen). Für den einzigen, der nicht aus dem Wurfbereich kam, sorgte Sabrina Mockenhaupt über 5.000 Meter (15:17,38 min). Im Interview spricht die Kölnerin unter anderem über das Rennen in Bergen und ihren Start bei den Europameisterschaften in Barcelona (27. Juli bis 1. August).

Sabrina Mockenhaupt:
So möchte ich das nicht nennen. Vor dem Rennen habe ich unserem Disziplintrainer Detlef Uhlemann gesagt, dass man sich gute Läufer nicht backen kann. Das Problem fängt ja schon früh an. Es gibt halt kein Patentrezept, um Jugendliche fürs Laufen zu begeistern.
War der Sieg für Sie denn überraschend?
Sabrina Mockenhaupt:
Ein bisschen schon. Ich hatte vier Kandidatinnen für Platz eins auf der Liste. Darunter auch die Britin Jo Pavey. Die ist auch nach ihrer Babypause hinten raus ziemlich schnell. Darum habe ich mich auch immer ungläubig umgeschaut oder an die Videowand geblickt, ob der Antritt zu früh kam oder nicht. Auf jeden Fall musste ich für den Sieg voll durchziehen.
Kam Ihnen der Rennverlauf entgegen?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich war gut drauf und hatte endlich mal das Gefühl, dass ich den Takt bestimmen kann. Darum bin ich auch gleich nach vorn gegangen, damit es auf der ersten Runde nicht zu langsam wird.
Seit wann fühlen Sie sich so stark?
Sabrina Mockenhaupt:
Seit den 5.000 Metern in Hengelo. Das lief trotz des Windes mit 15:06,93 Minuten überraschend gut, und ich konnte danach ganz befreit beim 10.000-Meter-Europacup in Marseille starten. Das Rennen dort hat sich dann noch besser angefühlt.
War die Team-EM denn schon ein Fingerzeig Richtung Europameisterschaften in Barcelona?
Sabrina Mockenhaupt:
Nein. Ich will mich nicht wieder in eine Position rücken und dann die Leute nachher enttäuschen. Die EM wird ja eine ganz andere Sache. Da sind auch eingebürgerte Äthiopierinnen und Kenianerinnen am Start, außerdem waren die starken Portugiesinnen bei der Team-EM nicht dabei. Jetzt will ich vor allem in Ruhe trainieren und dann in Barcelona überraschen. Auch vor Bergen haben wohl nicht so viele mit meinem Sieg gerechnet.
Wie haben Sie die Team-EM erlebt. Haben Sie die anderen DLV-Athleten angefeuert?
Sabrina Mockenhaupt:
Natürlich. Ich war auch schon am Samstag im Stadion und habe mitgefiebert. Außerdem habe ich probiert, die Jüngeren ein bisschen zu ermutigen und ihnen die Nervosität zu nehmen. Mittlerweile bin ich ja auch schon 29 und einige Jahre dabei.
Werden Sie bei der EM denn 5.000 und 10.000 Meter laufen? Die Norm haben Sie ja für beide Strecken.
Sabrina Mockenhaupt:
Nein, nur die 10.000 Meter. Ich werde zwar für beide Strecken gemeldet, aber nur zur Sicherheit. Es könnte ja etwas dazwischenkommen.
Und danach steht ein Herbst-Marathon an.
Sabrina Mockenhaupt:
Genau. Kommende Woche wird noch ruhig trainiert und dann beginnt die spezielle Vorbereitung. Aber schon zuletzt habe ich sonntags immer einen langen Lauf absolviert, zuletzt 26 Kilometer. Geschadet hat es wohl nicht. Trotz der hohen Umfänge kann man schnell sein.
Starten Sie wieder beim Köln-Marathon?
Sabrina Mockenhaupt:
Nein, aber der Ort wird noch nicht verraten.
Werden Sie Ihre gute Form für weitere schnelle Rennen, beispielsweise in der Diamond League, nutzen?
Sabrina Mockenhaupt:
Vor Barcelona starte ich nur noch über 5.000 Meter bei der DM in Braunschweig. Die bestreite ich aus dem Training heraus. Zeiten sind Schall und Rauch, das ist doch schnell wieder vergessen. Von meinem Sieg in Bergen habe ich mehr.
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