Sabrina Mockenhaupt - "Der härteste Kampf"
Sabrina Mockenhaupt überzeugte am Sonntag bei ihrem Marathon-Debüt in Köln. In 2:29:33 Stunden gewann die Läuferin vom Kölner Verein für Marathon vor heimischem Publikum und empfahl sich damit auch bereits für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr. leichtathletik.de hat sich mit Sabrina Mockenhaupt in Köln über ihren Einstand in der Marathon-Szene unterhalten.

Sabrina Mockenhaupt kämpfte sich bei ihrem Marathon-Debüt durch (Foto: Chai)
Sabrina Mockenhaupt, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Rennen. Wie lief der Wettkampf aus Ihrer Sicht?Sabrina Mockenhaupt:
Am Anfang hat es riesig Spaß gemacht, aber bei Kilometer 32 kam der Mann mit dem Hammer. Meine Beine haben total versagt, aber mein Wille war stärker. Ich habe mir die ganze Zeit nur gedacht: wann kommt endlich der Dom? Wann kommt endlich die dämliche Deutzer Brücke? Die Brücke zum Schluss war wirklich unglaublich, die kommt einem vor wie ein Berg. Ich hatte das Gefühl, ich gehe dort hoch. Oben konnte ich dann zum Glück noch einmal Tempo aufnehmen.
Gab es einen Zeitpunkt, an dem Sie am liebsten aufgegeben hätten?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich hätte einige Male gerne mit den Zuschauern getauscht, die am Rand saßen. Oder mit Michael May, der lange Zeit mit mir gelaufen und bei Kilometer 35 ausgestiegen ist. Ich habe heute gekämpft wie noch nie. Es war mein härtester Wettkampf und der härteste Kampf gegen mich selbst.
Was geht einem in solchen Momenten durch den Kopf?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich habe ein paar Mal gedacht, ich stehe. Jetzt weiß ich, wie es ist, wenn der Mann mit dem Hammer kommt. Aber ich habe ihn mit meinem Hammer immer wieder weggedrückt. Ich habe daran gedacht, was ich in den letzten drei Monaten alles für diesen Lauf geopfert habe. Auch dass ich auf die WM in Osaka verzichtet habe. Zum Schluss war es mir auch egal, ob ich unter 2:30 Stunden bleibe. Ich wollte nur noch ankommen.
Köln ist bekannt für seine ausgezeichnete Stimmung an der Strecke. Wie war sie diesmal?
Sabrina Mockenhaupt:
Fantastisch! Die Zuschauer haben mich getragen. Am Ende habe ich jede kleine Straße verteufelt, in der keine Zuschauer standen. Ich wollte immer gleich wieder dorthin, wo welche waren.
War es für Sie besonders schön, vor heimischem Publikum zu laufen?
Sabrina Mockenhaupt:
Ja klar. Bis Kilometer 32 war es eine "Mocki-Show". Ich habe so viele Leute meinen Namen rufen hören. Meine Familie und Freunde waren an der Strecke. Besonders hat mich gefreut, dass mein älterer Bruder und meine kleine Nichte da waren, die sonst nie kommen.
Haben Sie am Wochenende zuvor den Marathonlauf von Irina Mikitenko in Berlin gesehen?
Sabrina Mockenhaupt:
Ja klar. Man hat Irina in der Übertragung zwar leider nicht so oft gesehen, aber das war eine super Leistung. Irina ist ja auch eine Weltklasse-Läuferin und ich wusste ungefähr, was sie trainiert hatte. Deswegen hat mich die Zeit nicht zu sehr überrascht.
Hat Irina Mikitenkos tolle Zeit Sie motiviert oder eher unter Druck gesetzt?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich habe mir danach kurz überlegt, ob mir das Druck macht. Aber dann habe ich mir gesagt, nein. Ich hatte meine Hausaufgaben gemacht und ich war nicht nervös, weil ich wusste, dass ich was draufhabe. Das war mein Lauf und den lasse ich mir nicht durch so eine super Leistung kaputt machen. Ich war nach Irinas Lauf sogar etwas beruhigter.
Sie waren wirklich gar nicht nervös?
Sabrina Mockenhaupt:
Nein, ich habe mich total auf den Lauf gefreut und habe mich nicht verrückt machen lassen. Manche hätten sich vielleicht gewünscht, dass ich so doof bin und versuche, Irinas Zeit anzugreifen. Aber wenn ich das gemacht hätte, wäre es ganz schön in die Hose gegangen. Die Norm für die Olympischen Spiele von 2:31 Stunden war für das erste Mal als Ziel und so der Druck schon hoch genug. Außerdem bin ich ja auch noch relativ jung. Da darf man sich bei seinem ersten Marathon nicht gleich so unter Druck setzen.
Hatte Irina Mikitenko vielleicht einen kleinen Vorteil dadurch, dass sie vor ihrem ersten Marathon nicht so im Mittelpunkt des Interesses stand wie Sie?
Sabrina Mockenhaupt:
Stimmt, sie hatte nicht so einen Trubel wie ich. In Berlin stand Haile Gebrselassie im Mittelpunkt. Aber ich konnte mich in der letzten Woche eigentlich auch ganz gut abschotten und bin auch nicht mehr an mein Handy gegangen. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Früher bin ich auch schon mal am Tag vor dem Wettkampf noch vielen Medienanfragen nachgekommen. Jetzt hatte ich nach der Abschlusskonferenz am Freitagmittag meine Ruhe.
Man hat gehört, dass Sie sich teilweise auch zusammen mit Irina Mikitenko vorbereitet haben. Stimmt das?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich war zweimal vier Wochen in Sankt Moritz und habe da die langen Läufe zusammen mit Irina gemacht. Das restliche Training hat aber jeder für sich absolviert. Aber wir haben auch abseits des Trainings über unsere Debüts geredet. Ich war am Anfang schon ein bisschen baff, als ich gehört habe, wie hohe Umfänge Irina vorher schon gemacht hatte. Sie war schon viel weiter als ich. Ich bin bis zum Europacup nur durchschnittlich 115 Kilometer in der Woche gelaufen. Danach habe ich es auf bis zu 190 Kilometer pro Woche erhöht. An die hohen Umfänge muss man sich dann erst einmal gewöhnen.
Wie sehen Sie ihre sportliche Zukunft? Werden Sie jetzt nur noch Marathon laufen
Sabrina Mockenhaupt:
Nein, ich möchte schon noch Rennen auf der Bahn bestreiten. Und beim Straßenlauf in Leverkusen vor zwei Wochen habe ich gemerkt, dass ich auch auf den kürzeren Strecken von meinem Marathontraining profitieren kann. Aber es war sicherlich nicht mein letzter Marathon. Ich will das Training auf höherem Niveau beibehalten.
Werden Sie dann im nächsten Jahr versuchen, sich auch über die 10.000 Meter für die Olympischen Spiele zu qualifizieren oder über bleibt es beim Marathon?
Sabrina Mockenhaupt:
Das kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Das werde ich erst später entscheiden.
Und was steht für Sie als nächstes an?
Sabrina Mockenhaupt:
Pause, Pause und Pause.