Sabrina Mockenhaupt - „Die alte Mocki werden“
Viel früher als erwartet hat Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) am Sonntag wieder ins Wettkampfgeschehen eingegriffen. Vier Wochen, nachdem sie beim Frankfurt-Marathon mit 2:28:08 Stunden zwar die Olympia-Norm erfüllt, das zuvor selbst gesteckte Ziel aber um drei bis vier Minuten verfehlt hatte, löste sie in Tilburg (Niederlande) das Ticket zur Cross-EM (11. Dezember) in Velenje (Slowenien). leichtathletik.de hat sich bei der 30-Jährigen nach den Hintergründen erkundigt.

Sabrina Mockenhaupt:
Ich habe in der ersten Woche nach dem Marathon überhaupt nichts und dann 80 Kilometer in der Woche gemacht, auch zuletzt während eines zweiwöchigen Urlaubs auf Teneriffa. Dort machte sich mehr und mehr eine Art Zucken in den Beinen bemerkbar. Da hat sich der Gedanke verfestigt, in Tilburg anzutreten und einfach zu gucken, was ich im Moment kann. Und das, obwohl ich erst am Samstag um 23 Uhr aus Teneriffa nach Hause gekommen bin, also am Abend vor dem Wettkampf. Allein deswegen bin ich total zufrieden mit dem Ergebnis.
Sie haben in Tilburg nach verhaltenem Beginn eine beachtliche zweite Hälfte hingelegt und sich noch auf den Bronzerang vorgekämpft. Ist alter Kampfgeist neu erwacht?
Sabrina Mockenhaupt:
Das kann man so sagen. Tilburg war mein erstes Temporennen nach dem Frankfurt-Marathon. Insofern bin ich nicht nur zufrieden, sondern auch überrascht. Mir war vorher schon klar, dass ich mich nicht in absoluter Top-Form präsentieren kann. Deshalb bin ich auch nicht traurig, dass Simret Restle ein ganzes Stück vor mir war. Viel beeindruckender war, wie wir uns als Team gegeben haben, Susanne Hahn und Verena Dreier hinzugenommen. Diesen Mannschaftsgeist wollen wir nun mit zur Cross-EM nehmen. Ich bin davon überzeugt, dass wir dort eine gute Leistung abliefern werden.
Wagen Sie eine Prognose?
Sabrina Mockenhaupt:
Auf eine Platzierung festlegen möchte ich mich nicht. Dazu ist die Konkurrenz viel zu unüberschaubar. Mal schauen, was in Velenje geht.
Bleibt es bei der Zielsetzung: wenn Olympia, dann Marathon?
Sabrina Mockenhaupt:
Ja, im Prinzip schon. Aber ich möchte in nächster Zeit schon mehr Crossläufe machen. Die geben Kraft und Härte und das brauche ich. Das habe ich in diesem Jahr vermisst. Ob Hallen-Starts hinzukommen? Ich weiß nicht. Mal schauen. Mit dieser Entscheidung warte ich noch ab und lass das einfach mal auf mich zukommen. Ins Höhentrainingslager in Südafrika werde ich definitiv nicht mehr gehen. Ich habe mich in diesem Jahr nicht verbessert und natürlich analysiert, welche Maßnahmen sinnvoll und welche Maßnahmen nicht die erhofften Wirkungen gezeigt haben.
Hat Ihre geänderte Haltung auch mit der Philosophie Ihres Trainers Heiner Weber zu tun, zu dem sie nun erneut zurückgekehrt sind?
Sabrina Mockenhaupt:
Klar. Das nächste Jahr wird ganz anders aufgebaut. Zu große Umfänge und zu niedrige Geschwindigkeiten haben sich negativ auf meine Tempohärte ausgewirkt. Das heißt, dass wir zukünftig mehr Qualität ins Training einbringen wollen. Dann werde ich auch auf den langen Distanzen wieder schneller.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit Heiner Weber konkret aus?
Sabrina Mockenhaupt:
Wir werden so wie früher zusammenarbeiten. Das heißt zunächst, dass wir uns auf jeden Fall immer dienstags sehen. Dann bietet Heiner Weber ohnehin für jeden, der kommt, Training an. Da trainiere ich mit und Heiner Weber kann mich direkt beaufsichtigen. Darüber hinaus stehen wir täglich in Kontakt, besprechen also, was läuft und was nicht so gut läuft. Und dann wird von Fall zu Fall entschieden, wann und wie oft wir uns über den festen Dienstagstermin hinaus treffen. Wir wohnen ja nur etwa 20 Kilometer voneinander entfernt. Das geht also auch kurzfristig, wenn es sein muss.
Wer hat die Initiative für den Trainerwechsel ergriffen?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich. Und ich bin äußerst froh und sehr glücklich, dass er es noch einmal macht.
Woran liegt es, dass Sie zum wiederholten Mal zu Ihrem Stamm-Trainer zurückgekehrt sind?
Sabrina Mockenhaupt:
Das kann ich gar nicht richtig beantworten. Man denkt ja immer: Wo kann ich wie an welcher Schraube noch drehen, um Verbesserungen zu erzielen. Aber dieses Jahr hat es schlichtweg nicht gut funktioniert. Dann habe ich mich darauf besonnen, dass Heiner Weber der Trainer war, dem ich meine größten Erfolge zu verdanken habe und der mich am besten kennt. Und am Ende dieses Gedankenprozesses stand die Erkenntnis, dass ich den Weg zu Olympia nur mit ihm optimal gehen kann.
Welche Marathon-Zeit peilen Sie 2012 an?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich will einfach erst einmal wieder die alte Mocki werden. Erst dann lohnt es sich, über Zeiten zu reden.