| Interview der Woche

Sabrina Mockenhaupt: "Großen Sieg über mich selbst errungen"

Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) hat am Sonntag beim Marathon in Hamburg mit einer Zeit von 2:32:41 Stunden Rang sechs belegt und damit einen mentalen Sieg über sich selbst gefeiert. Im Interview sprach sie anschließend über ihren ungeplanten Boxenstopp, ihre Schlüsse aus dem Rennen und ihre Ambitionen für die Olympischen Spiele in Rio (Brasilien).
Martin Neumann

Sabrina Mockenhaupt, im Ziel des Hamburg-Marathons am Sonntag lagen Sie einige Sekunden lang am Boden. An was haben Sie in diesem Augenblick nach Platz sechs und 2:32:41 Stunden gedacht?

Sabrina Mockenhaupt:

Dass ich einen großen Sieg über mich selbst errungen habe. Vor vier Wochen hatte ich noch Zweifel, ob es mit dem Hamburg-Start überhaupt klappen würde. Es war von den Trainingswerten ja fast klar, dass es keine Top-Zeit wird. Als dann noch mein unfreiwilliger Boxenstopp dazukam, waren auch die 2:30 Stunden nicht mehr möglich.

Sie sprechen Ihre kurze Toilettenpause nach Kilometern 25 an. Wie viel Zeit hat die gekostet?

Sabrina Mockenhaupt:

Meine Tempomacher Tobias Sauter und Marcel Bräutigam meinten runde 50 Sekunden. Dazu musste ich meinen Rhythmus wieder finden. Das hat aber durch die Arbeit der beiden sehr gut geklappt. Sie haben sowieso einen tollen Job gemacht. Dafür auch an dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön.

Sie sind mit 34 Jahren eine erfahrene Läuferin. Welche Schlüsse ziehen Sie aus dem Rennen?

Sabrina Mockenhaupt:

Zunächst ist klar geworden, dass eine Vorbereitung von drei Monaten mit maximal einmal absolvierten 180 Wochenkilometern nicht für eine ambitionierte Marathonzeit reicht. Ich muss für den Herbstmarathon wieder auf konstant 180 bis 200 Kilometer kommen, sonst spielen die Muskeln einfach nicht mit. Nach dem letzten Jahr musste ich erst mal auch wieder an meiner Belastungsverträglichkeit arbeiten. Diese hat sich auch schon positiv entwickelt, aber die Zeit war nicht genug, deswegen hat mir in Hamburg nicht die Puste gefehlt, sondern die muskuläre Belastung war zu groß. Da haben mir einige schnelle und lange Dauerläufe in der Vorbereitung gefehlt, die für die Belastung im Marathon einfach nötig sind.

Anna Hahner hat vor dem Wien-Marathon drei Läufe jenseits der 40 Kilometer absolviert. Laufen Sie im Training auch häufiger so extreme Distanzen?

Sabrina Mockenhaupt:

Nein, bei mir geht es nur bis maximal 35 Kilometer. Ich bin ein anderer Trainingstyp und lebe von meiner Grundschnelligkeit. Deswegen sind Tempoeinheiten bis 25 Kilometer für mich sehr wichtig.

Warum nicht weiter?

Sabrina Mockenhaupt:

Weil ich gemerkt habe, dass bei noch längeren Distanzen mein Körper extrem ermüdet und mir in den folgenden Trainingseinheiten die Frische fehlt. Außerdem glaube ich fest daran: Auch mit Läufen bis 35 Kilometer ist ein schneller Marathon möglich. Generell sind Läufer daher individuell zu betrachten.

Wie sehen nach dem Frühjahrs-Highlight Ihre Planungen für die kommenden Monate aus?

Sabrina Mockenhaupt:

Die nächsten zwei Wochen steht erst einmal alternatives Training auf dem Programm. Am kommenden Sonntag gehe ich dann beim Wings for Life Worldrun in Darmstadt an den Start. Danach geht es aber vorrangig darum, am Tempo zu arbeiten. Wenn das gut klappt, ist auch ein Start über 10.000 Meter bei den Weltmeisterschaften in Peking nicht völlig abwegig. Für mich ist ein gutes Grundtempo wichtig. War ich auf den Unterdistanzen flott, konnte ich das auch oft im Marathon umsetzen.

Und im Herbst geht es dann um den Olympia-Start 2016 …

Sabrina Mockenhaupt:

… genau. In Rio möchte ich gern im Marathon dabei sein, es wäre mein erster bei Olympischen Spielen. Im Herbst habe ich die Chance auf die Norm.

Noch einmal zurück zum Rennen in Hamburg. Drei Plätze und vier Minuten hinter Ihnen lief als zweitbeste Deutsche Anja Schneider ins Ziel. Die Regensburgerin hat sich um fast zwölf Minuten auf 2:36:31 Stunden gesteigert. Wie beurteilen Sie ihre Leistung?

Sabrina Mockenhaupt:

Das war eine klasse Vorstellung von Anja. Sie hat gezeigt, was im Marathon möglich ist. Außerdem ist es ein Signal, dass auch Läufer nachrücken. Wenn man so will, war es nach meiner Leistung in Hamburg und den Ausstiegen von André Pollmächer und Manuel Stöckert in Düsseldorf aus deutscher Sicht der Lichtblick des Wochenendes.

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