Sabrina Mockenhaupt - "Marathon meine Zukunft"
Die Beine waren zwar sehr schwer, trotzdem hatte Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) kurz nach ihrer Premiere beim Berlin-Marathon am Sonntag ein Lächeln auf den Lippen. Als Vierte verbesserte sie ihre Bestzeit um eine Sekunde auf 2:26:21 Stunden. Im Interview direkt nach dem Rennen verriet die 29-Jährige wie sie den Regen erlebt hat und was sie aus dem Rennen mitnimmt.
Sabrina Mockenhaupt, herzlichen Glückwunsch zur Bestzeit. Wie geht es Ihnen so kurz nach dem Marathon?Sabrina Mockenhaupt:
Im ersten Moment habe ich mir gedacht: Schade, dass ich es nicht geschafft habe Dritte zu werden. Aber jetzt, zwei Stunden später, freue ich mich, dass ich es geschafft habe - bei dem Wetter. Ich bin zufrieden. Körperlich ist man extrem gebeutelt. Grundsätzlich ist der Mensch nicht dazu geschaffen, 42 Kilometer zu laufen.
Was haben Sie gedacht, als Sie morgens aus dem Fenster geguckt und den Regen gesehen haben?
Sabrina Mockenhaupt:
Man muss positiv denken. Klar ist es nicht schön, wenn es so regnet. Aber meine Mama und mein Papa haben mich aufgebaut. Erst hat es nur genieselt. Pünktlich zum Rennen hat der Regen dann gestartet. Da muss man Galgenhumor haben und einfach durch. Ich hatte mich schließlich auf das Rennen gefreut.
Welchen Einfluss hat das Wetter gehabt?
Sabrina Mockenhaupt: Der Wind war extrem. Du kühlst schnell aus. Die Muskeln arbeiten einfach besser, wenn es nicht so nass ist. Die Pfützen haben auch gestört. Die Schuhe waren nass.
Wie ist der Marathon für Sie gelaufen?
Sabrina Mockenhaupt: Es war recht turbulent. Die ersten fünf bis zehn Kilometer waren einfach viel, viel zu langsam. Ich habe dann bei Kilometer zehn gesehen, dass ich über 35 Minuten war. Danach wollte ich 3:25er Zeiten laufen. Das war wieder ein bisschen zu schnell. Insgesamt hätte das Rennen rhythmischer sein können. Im zweiten Teil ging es gut und ich habe mich so gefühlt, als wäre ich klar auf Bestzeitkurs. Aber was man am Anfang verliert, kann man hinten raus nicht mehr holen. Auf den letzten vier Kilometern lässt man dann etwas liegen, weil die Muskulatur platt ist.
Wie hat es mit den Tempomachern geklappt?
Sabrina Mockenhaupt: Ich bin immer froh, dass sich jemand findet, der das macht. Am Anfang musste ich den Jungs sagen, dass sie vor mir laufen sollen und nicht neben mir. Am Rand hatte mir ein Zuschauer zugerufen: "Du bist die Schönste!" Da hat mich der eine Tempomacher noch gefragt, ob ich das gehört habe. Das war noch eine witzige Phase im Rennen. Ein bisschen blöd war, dass ein Kenianer bei Kilometer 32 nicht mehr konnte. Auf der Geraden war es windig, da wären noch ein, zwei Sekunden mehr drin gewesen. Ich wäre gerne mit ihm bis ins Ziel gelaufen. Aber so war es um Platz drei ein Rennen Frau gegen Frau. Das habe ich leider verloren.
Sie haben auch die Bestzeit ihres Vaters von 2:24:59 Stunden verpasst. Ärgert Sie das?
Sabrina Mockenhaupt: Es ist nicht einfach den richtigen Tag zu finden. Bin ich gesund? Bin ich gut drauf? Stimmt das Wetter? Das ist schwierig. Die Bestzeit stimmt uns zufrieden. Klar hätten wir uns gefreut, wenn die Zeit wenigstens unter 2:26 gewesen wäre. Aber der Papa ist ja auf dem Fahrrad mitgefahren und hat gesehen, wie hart das heute war. Beim nächsten Mal klappt es vielleicht.
Sehen Sie sich mit diesem Rennen endgültig als Marathonläuferin?
Sabrina Mockenhaupt: Das ist meine Zukunft und wird immer mehr überwiegen. Letztes Jahr bin ich noch viel in der Halle rumgeturnt. Da werde ich mir vielleicht noch meinen Deutschen Meistertitel abholen, aber mehr auch nicht.
Wo sehen sie noch Verbesserungspotential?
Sabrina Mockenhaupt: Vielleicht ganz hinten raus noch. Ich habe die Schmerzgrenze schon ganz schön verschoben. Die ist jetzt bei Kilometer 38. Früher ging es schon bei Kilometer 30, 32 los. Diesmal waren die letzten drei, vier Kilometer Kampf.
Wie können Sie daran arbeiten?
Sabrina Mockenhaupt: Ich konnte dieses Jahr nicht ins Höhentrainingslager fahren, weil ich erkältet war. Es gibt viele Schrauben, an denen man noch drehen kann. Und ich glaube, es würde Deutschland auch traurig machen, wenn man demnächst gar keine Marathonläuferin mehr hätte, mit der man mitfiebern kann. Die Anfeuerung und die Rufe waren heute richtig toll.
Welche Rennen stehen als nächstes auf dem Programm?
Sabrina Mockenhaupt: Nächste Woche ist der Köln-Marathon. Da laufe ich vielleicht zehn Kilometer oder in der Staffel. Das ist nur Fun, einfach sich zeigen und genießen. Da freue ich mich drauf. Dann müssen wir sehen, wie die Regeneration läuft und weiter planen.