Sabrina Mockenhaupt - "Noch nicht in Top-Form"
Nach dem Sieg im Vorjahr mit Bestzeit, erreichte Sabrina Mockenhaupt am Sonntag beim 30. Berliner Halbmarathon in 1:09:57 Stunden den dritten Platz. Im Interview mit leichtathletik.de erklärt die 29 Jahre alte Kölnerin, warum sie noch nicht in Bestform ist und warum sie keine Pressekonferenzen vor Wettkämpfen mag.
Sabrina Mockenhaupt, Sie haben sich für Berlin eine 69er-Zeit vorgenommen, was Sie mit 69:57 Minuten auch erreicht haben. Dennoch hat es nicht für den Sieg gereicht. Wie zufrieden sind Sie mit dem Rennen?Sabrina Mockenhaupt:
Ich bin momentan noch am Analysieren. Der erste Eindruck, den ich habe, ist eigentlich schon zufriedenstellend. Natürlich habe ich mir gewünscht, bei der Zeit zu gewinnen, aber die anderen zwei waren einfach stärker. Das muss man neidlos anerkennen. Die waren vorne immer alleine, während ich die ganze Zeit meine Tempomacher hatte.
Sie hatten im Herbst einen Lehrgang bei der Bundeswehr zu absolvieren und konnten nur eingeschränkt trainieren. War die Vorbereitung vielleicht zu kurz?
Sabrina Mockenhaupt:
Es scheint in der Tat so zu sein, als ob zweieinhalb Monate Vorbereitung auf einen Halbmarathon einfach zu kurz sind. Deswegen kann ich eigentlich mit meiner Zeit nicht unzufrieden sein. Unter 1:10 Stunden muss man erst einmal laufen. Wenn man sich aber dann das Ergebnis vom letzten Jahr anschaut, ist man schon etwas enttäuscht und fragt sich, wie man das eigentlich gemacht hat, eine 1:08:45 Stunden zu laufen. Man misst sich eben immer an seinen eigenen Bestzeiten.
Sie hatten die beiden Kenianerinnen ja immer im Blick, haben Sie zwischendurch gedacht, dass Sie doch noch gewinnen können?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich bin bei Kilometer 18 sogar nochmal an die Zweite rangelaufen, aber leider war ich genauso platt wie die Kenianerin. Da hätte man vielleicht noch was machen könne, aber da fehlte einfach die Kraft. Seit Januar habe ich erst zweimal auf der Bahn trainieren können, und das ist einfach zu wenig. Da gibt es noch viele Defizite. Jetzt weiß ich aber endlich, wo ich stehe und woran ich arbeiten muss. Wenn man irgendwo bei einem Rennen vorne weg läuft oder wie bei der Militär-WM nur vier Kilometer läuft, dann sieht man solche Defizite einfach nicht. Meine Form ist ansteigend, aber ich bin sicher noch nicht in Top-Form.
Sie haben vor dem Rennen angekündigt, dass der Start in Berlin der Höhepunkt im Frühjahr sein soll. Was steht als nächstes an?
Sabrina Mockenhaupt:
Am 1. Mai werde ich bei den Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften starten. Dort will ich auch auch die Norm von 32:25 Minuten für die EM nach Möglichkeit gleich abhaken.
In drei Wochen (18. April) sind die Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften in Bad Liebenzell. Warum haben Sie sich für einen Start in Berlin und gegen einen Start bei den Deutschen Meisterschaften entschieden?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich habe ja letztes Jahr in Berlin gewonnen und die Strecke hat mir sehr gut gefallen. Eigentlich wollte ich ja auch zwei Halbmarathons laufen, aber ich habe schon recht früh gemerkt, dass die Form dazu einfach nicht reicht. Mit Berlin habe ich schon direkt nach meinem Erfolg vereinbart, dass ich da hinkomme und ich halte mich auch an meine Abmachungen und Verträge. Bad Liebenzell wäre sicherlich auch eine schnelle Strecke gewesen, und ich hätte noch mehr Zeit gehabt mich vorzubereiten. Mein Start in Berlin stand aber schon fest, bevor ich überhaupt wusste, wann und wo die Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften stattfinden. Außerdem ist Berlin einfach ein Klassiker. Das war auch heute schon wieder toll dort zu laufen, und man hat eben internationale Konkurrenz, was bei den Deutschen Meisterschaften nicht der Fall ist.
Sie habe sich dafür entschieden, bei der EM in Barcelona (Spanien; 26. Juli bis 1. August) die 10.000 Meter in Angriff zu nehmen. Stellen Sie Ihr Training jetzt um und trainieren mehr Qualität statt Quantität?
Sabrina Mockenhaupt:
Nein. Ich werde genauso weitertrainieren. Ich bin jetzt gerade im Aufbau, werde meine Ausdauer verbessern und Tempotraining machen, dann kommt der Rest von ganz alleine. Mir fehlt auch nach wie vor die Ausdauer, und über 10.000 Meter hilft die dann auch vor allem gegen Ende des Rennens.
Sie haben sich bereits im letzten Jahr an dem deutschen Rekord über 10.000 Meter versucht, sind aber gescheitert. Ist das in dieser Saison wieder ein Ziel?
Sabrina Mockenhaupt:
Nein. Wenn es passieren sollte auch gut, aber grundsätzlich kündige ich so etwas nicht mehr an. Deswegen mag ich auch keine Pressekonferenzen vor Wettkämpfen. Da wird immer etwas aus einem herausgekitzelt, und daran wird man danach auch gemessen. Aus diesem Grund ist es manchmal besser, man sagt nichts und macht einfach.
Heißt das, dass sie bei den Deutschen Meisterschaften die 10.000 Meter laufen und dann erst wieder in Barcelona?
Sabrina Mockenhaupt:
Nein. Ich will mich auch auf jeden Fall mal in einem internationalen Feld beweisen und nicht nur hinter irgendeinem Hasen hinterherlaufen. Deswegen will ich am 6. Juni auf jeden Fall beim 10.000-Meter-Europacup laufen. Es wäre natürlich schön, wenn ich die Norm da schon in der Tasche hätte, dann müsste ich nämlich nicht auf die Zeit schauen, sondern könnte mich einfach auf das Duell Frau gegen Frau konzentrieren.
Und wie sehen Ihre Marathon-Planungen aus? Laufen Sie im Herbst?
Sabrina Mockenhaupt:
Ja, auf jeden Fall. Wo, steht allerdings noch nicht fest, dass entscheidet sich im nächsten Monat.
Kann es auch sein, dass Sie vielleicht im Ausland einen Marathon laufen oder bleiben Sie in Deutschland?
Sabrina Mockenhaupt:
Das Ausland ist auf jeden Fall nicht ausgeschlossen. Wir sind gerade in Verhandlungen. Es sollte auf jeden Fall ein stark besetzter Marathon sein.