| Interview der Woche

Sabrina Mockenhaupt: „Schnelles Rennen hätte ich nicht riskiert“

Den Düsseldorfer Prachtboulevard Königstraße nutzte Langstrecklerin Sabrina Mockenhaupt am Sonntag als Laufsteg: Die kleine Siegerländerin holte sich bei den Deutschen Meisterschaften im 10 Kilometer Straßenlauf, die im Rahmen des Stadtwerke Düsseldorf Kö-Laufs ausgetragen wurden, ihren 40. DM-Titel. leichtathletik.de-Mitarbeiter Wilfried Raatz sprach nach dem Lauf mit der „Jubilarin“ über das Rennen und die zurückliegende Saison.
Wilfried Raatz

Sabrina Mockenhaupt, herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der 40. deutschen Meisterschaft! Wie fühlt sich dieses Jubiläum an?  

Sabrina Mockenhaupt:

Das fühlt sich schon toll an! Ich freue mich wirklich, dass es geklappt hat! Vor allem wegen meiner Verletzung war natürlich ein Risiko dabei. Deshalb bin ich auch in der letzten Woche nur auf Rasen gelaufen. Ich habe schon gemerkt, dass die Form mehr und mehr zurückgeht. Aber ich wollte unbedingt in Düsseldorf laufen und meinen 40. Titel gewinnen. Die Zeit ist eher nebensächlich, Hauptsache ist: Gewonnen! Nach einigen Nackenschlägen lernt man wieder Dinge richtig zu schätzen!

Der Papierform nach sprach ja vieles für einen erneuten Erfolg für Sie. Wie sind Sie damit umgegangen, als bekannt wurde, dass mit Simret Restle-Apel eine starke Konkurrentin nachgemeldet hatte?

Sabrina Mockenhaupt:

Ich hatte schon im Laufe der letzten Woche davon gehört und konnte mich etwas auf diese neue Situation einstellen. Aber dennoch: Ich konnte die letzte Nacht nicht schlafen!

Zwei Runden lang war es ein Duell auf Augenhöhe, dann haben Sie sich Meter um Meter absetzen können. Offenbar hat Sie die Verletzung nicht stark behindert?

Sabrina Mockenhaupt:

Wegen des Ödems im Sprunggelenk hatte ich natürlich meine Bedenken. Es ist einfach kein rundes Laufen möglich. Ruhiges Laufen geht deutlich schwerer als schnelles Laufen. Ich wusste nicht, wie stark Simi tatsächlich ist. Sie wirkte auf jeden Fall sehr locker, vor allem, als sie anfangs das Tempo gemacht hat. Nach vier Kilometern habe ich attackiert und gleich einige Meter gewinnen können. Die Kurven waren wirklich zäh. Wenn du aber etwas drauf hast, dann kannst du auf dieser Strecke richtig schnell laufen.

Man muss lange zurückblättern um eine Deutsche Meisterschaft zu finden, die mit einer 34er Zeit gewonnen wurde. Worin sehen Sie hierfür die Gründe?

Sabrina Mockenhaupt:

Im letzten Jahr bin ich in Bobingen im Alleingang 32:34 Minuten gelaufen. Mir war natürlich bewusst, dass ich mit der Verletzung nicht einmal eine 33er Zeit abliefern kann. Dies war auch bei der Konkurrenz überhaupt nicht notwendig. Ein schnelles Rennen hätte ich heute auch nicht riskiert. Aber es ging „lediglich“ um meinen vierzigsten Meistertitel.  

Wie finden Sie die Integration der Deutschen Meisterschaften in einen Citylauf, wie hier in Düsseldorf beim Stadtwerke Kö-Lauf?

Sabrina Mockenhaupt:

Es ist schon megacool, die Meisterschaft in den Kö-Lauf zu integrieren. Auf dem Rundkurs siehst du immer, was los ist. Die vielen Überrundungen waren natürlich nicht optimal, haben aber auch ihre Vorteile. Denn die Gegnerinnen sehen dich nicht immer direkt vor dir. Die Stimmung war genial. Das muss der DLV immer in Düsseldorf machen!

Was bedeutet für Sie der 40. Meistertitel, vor allem nach einer doch sehr wechselhaften Saison?

Sabrina Mockenhaupt:

Das ist das einzig Versöhnliche nach einer sehr bescheidenen Saison. Es war einfach zu viel Krampf dabei. Ok, die 10.000 Meter in Zürich waren schon ein Highlight für mich. Der Marathon hat natürlich alles mies gemacht, was du ein paar Tage zuvor abgeliefert hast. Es gab einfach zu viele Rückschläge in diesem Jahr. Nach der Rückkehr aus Kenia war der Halbmarathon in Berlin nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Die 10.000-Meter-Meisterschaften in Aichach habe ich verloren. Dann kamen private Dinge hinzu, die man auch verarbeiten muss.

1996 begann Ihre internationale Karriere bei der Cross-EM in Oeiras. In der Zwischenzeit sind viele internationale Meisterschaften im Cross, auf der Bahn und auf der Straße hinzugekommen. Sie sind jetzt fast 34 Jahre alt - eigentlich im besten Langstreckenalter. Gibt es inzwischen trotzdem Gedanken ans Aufhören?

Sabrina Mockenhaupt:

Ehrlich gesagt: Ich wüsste derzeit nicht, was ich sonst machen sollte. Ich plane zunächst einmal bis Rio. Irina Mikitenko hat uns ja vorgemacht, wie lange man auf höchstem Niveau laufen kann. Ich werde so lange dabei bleiben, wie es mir mein Gefühl sagt. Und damit habe ich eigentlich immer richtig gelegen.

<link news:36759>Favoritensiege durch Mockenhaupt und Pollmächer
Video: <link video:10908>Sabrina Mockenhaupt macht die 40 voll

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024