Sabrina Mockenhaupt: „Sieg im Wohlfühlmodus“
Die 32-jährige Sabrina Mockenhaupt war bei den Deutschen 10 Kilometer-Meisterschaften im schwäbischen Bobingen das Ass. In souveräner Manier lief sie vom ersten Meter an „ihr“ Rennen und gewann nach 32:34 Minuten mit zwei Minuten Vorsprung. Im Interview spricht die Siegerländerin über fehlende Aggressivität, ihren inzwischen verarbeiteten Ausstieg bei der WM und ihre Vorbereitung auf den New York-Marathon.
Sabrina Mockenhaupt, herzlichen Glückwunsch zum 35. deutschen Meisterschaft, Ihrem dritten 10-Kilometer-Titel in Serie.Sabrina Mockenhaupt:
Besten Dank. Aber ich muss das korrigieren, es ist mein 37. Titel. Aufgrund der Meldung einer Agentur habe ich mir noch einmal meine Titelsammlung durchgerechnet und bin bis heute auf 36 Meistertitel gekommen.
Mit einem Vorsprung von zwei Minuten haben Sie diesen Titel geholt. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Sabrina Mockenhaupt:
Eigentlich wäre ich gerne länger in einer Gruppe gelaufen, aber das hat sich nicht angeboten, weil die Mädels nicht in der entsprechenden Form angetreten sind. Deshalb bin ich mit dem Lauf sehr zufrieden. Zumal die Strecke wohl 150 Meter länger war, wie verschiedene GPS-Uhren mir auch bestätigt haben. Zum Vergleich: Im Frühjahr bin ich vor dem Boston-Marathon in Leverkusen 32:01 Minuten gelaufen. Natürlich würde ich gerne einmal eine 31er Zeit laufen, aber das ist im Alleingang natürlich nicht möglich. Die heutige Zeit spiegelt nicht mein wahres Leistungsvermögen wieder. Subjektiv gesehen fühle ich mich besser gerüstet auf dem Weg zum New York-Marathon als vor einem Jahr.
Im Prinzip sind Meisterschaftsrennen mit Ihnen im Feld leicht vorhersehbar, denn es gibt nur eine Siegerin, nämlich Sabrina Mockenhaupt. Das spricht für Ihre persönliche Leistungskonstanz, stellt aber letztlich dem Leistungsniveau an der Spitze in Deutschland ein schlechtes Zeugnis aus. Stellt Sie diese Situation zufrieden?
Sabrina Mockenhaupt:
Solche Rennen wie heute sind natürlich nicht einfach. Wie vor einer Woche bei den Militär-Europameisterschaften würde ich auch schon gerne einmal im Feld mitlaufen. Das ist viel einfacher. Ich bin dafür, dass man die Frauen künftig wieder mit den Männern zusammen laufen lässt. Da würden wir schon voneinander profitieren. Oder die Einbindung in einen Citylauf mit großen Teilnehmerfeldern. Damit möchte ich jetzt nichts gegen den Veranstalter sagen, der hat seine Sache gut gemacht. Mir persönlich bringt eine derartige Aufsplitterung nichts! Du bist vorne, rennst nicht so aggressiv, wie es vielleicht sein müsste. Sondern eher in einer Art Wohlfühlmodus!
Was bedeuten für Sie Deutsche Meisterschaften?
Sabrina Mockenhaupt:
Ohne überheblich zu wirken, denke ich schon, dass ich einer Deutschen Meisterschaft wie hier einen gewissen Touch geben kann. Sie hat für mich schon einen Stellenwert, auch wenn für mich, wie heute, der Aufwand erheblich ist. Wir trainieren derzeit in Kienbaum, da muss die Anreise schon gut abgestimmt sein. Eine zentral gelegene Austragung wie in Düsseldorf im kommenden Jahr ist eine coole Entscheidung des DLV. Auf der Kö zu laufen, das wird schon geil!
Im Prinzip ist dies Ihr erster größerer Auftritt nach dem Ausstieg bei den Weltmeisterschaften in Moskau über 10.000 Meter. Offensichtlich haben Sie dieses für Sie sicherlich große Debakel gut verarbeitet. Oder täuscht diese Annahme?
Sabrina Mockenhaupt:
Ja, ich habe Moskau mental gut weggesteckt. Natürlich habe ich viel Kritik einstecken müssen, aber auch viele aufmunternden Worte gehört. Meine Einstellung war bei den Weltmeisterschaften falsch. Im Training zuvor lief es einfach zu gut. Aber bekanntlich kommt Hochmut vor dem Fall. Ich war zu sehr auf die Endzeit fixiert, lag phasenweise unter dem Deutschen Rekord. Dabei habe ich mich selbst kaputt gemacht. Es wäre mein bestes WM-Ergebnis überhaupt geworden… Ich habe einfach nicht realisiert, dass es „nur“ noch 2.200 Meter zu laufen gewesen wären. Deshalb bin ich froh, dass ich es hier so durchgezogen habe. Natürlich habe ich nach acht Kilometern an die Situation in Moskau gedacht. Aber ich bin stolz, dass ich diesen kritischen Punkt einfach ausblenden konnte!
Wie geht für Sie die Saison 2013 weiter?
Sabrina Mockenhaupt: Wir haben jetzt noch zwei sehr wichtige, intensive Wochen vor uns. Vor dem Halbmarathon in Köln werde ich etwas reduzieren, denn dort soll es unter 1:10 Stunden gehen. Ich konnte jetzt mit meinem Trainer Dietmar Bittermann gut arbeiten und bin für das zweite große Saisonziel, den New York-Marathon, optimistisch. Es werden dort zahlreiche Europäerinnen starten, deshalb freue ich mich besonders darauf. Es ist einfach eine geile Atmosphäre.
Mit welcher Erwartungshaltung gehen Sie in dieses Rennen?
Sabrina Mockenhaupt:
Das Pflichtziel ist die EM-Norm von 2:31:30 Stunden. Das nächste Ziel ist natürlich ein guter Platz. Ich weiß, dass die Strecke schwer ist, deshalb werde ich zunächst auf Nummer sicher anlaufen. Alles weitere werde ich sehen.