Sabrina Mockenhaupt weint nicht aus Enttäuschung
Bescheiden endete das erste olympische Finale für Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg). Im 10.000-Meter-Finale war sie am Freitagabend in 32:00,85 Minuten auf Rang 15 gelaufen und hatte zur Siegerin Huina Xing, der 20-jährigen Junioren-Weltrekordlerin aus China, einen Abstand von über eineinhalb Minuten.

Sabrina Mockenhaupt wollte in Athen etwas beweisen (Foto: Chai)
Huina Xing hatte die Äthiopierinnen überrascht und war 30:24,36 Minuten gelaufen. Als Sabrina Mockenhaupt die Mixed-Zone des Athener Olympiastadions erreichte, weinte sie bitterlich. Doch es waren, erklärte sie den erstaunten Medienvertretern, keine Tränen der Enttäuschung. "Ich weine aus Freude. Es ist so schön bei Olympischen Spielen ins Ziel zu laufen, ich bin glücklich." "Ich wollte allen beweisen, dass ich bei einer großen Meisterschaft ins Ziel rennen kann und nicht aufgebe", erklärte Sabrina Mockenhaupt. Vor einem Jahr, beim WM-Finale über 10.000 Meter in Paris, hatte sie ihr Rennen vorzeitig beendet. Darüber hinwegzukommen, ist ihr offenbar nicht leicht gefallen.
Denn in der Mixed-Zone erklärte sie nun: "Ich wollte erreichen, dass mich von jetzt an niemand mehr fragt: Und wann steigst Du bei einem der nächsten großen Rennen wieder aus?" Das immerhin ist der 23-Jährigen in Athen gelungen. Doch offensichtlich wurde auch der enorme Abstand zur Weltklasse. Mit einer persönlichen Bestleistung von 31:23,35 Minuten hatte Sabrina Mockenhaupt zu Saisonbeginn aufhorchen lassen. Doch diese Leistung konnte sie in Athen nicht bestätigen.
Eigenes Tempo
"Ich bin ruhig mein eigenes Tempo gelaufen und habe mich dabei gut gefühlt", sagte die Deutsche Meisterin dieses Jahres über 5.000 und 10.000 Meter. "Es war so heiß. Und ich habe mir zwischendurch auch etwas zu trinken geholt, da habe ich vielleicht ein paar Sekunden verloren", erzählte Sabrina Mockenhaupt. Die Temperaturen hielten sich mit 26 Grad Celsius für Athener Verhältnisse allerdings in Grenzen.
Für die Zukunft gab sich Sabrina Mockenhaupt optimistisch: "Ich denke, dass ich innerhalb der nächsten zwei oder drei Jahre den deutschen Rekord über 10.000 Meter brechen kann." Der steht bei 31:03,62 Minuten und wird gehalten von Kathrin Weßel (SCC Berlin). In den nächsten zwei bis drei Jahren strebt Sabrina Mockenhaupt auch ihr Marathondebüt an. "Aber bei Olympischen Spielen könnte ich mir erst 2012 vorstellen, im Marathon an den Start zu gehen."
Drei Nächte lang feiern
"Ich habe hier in Athen alles gegeben und habe zum richtigen Zeitpunkt die richtige Leistung gezeigt", erklärte Sabrina Mockenhaupt und fügte noch hinzu: "Deswegen wird jetzt drei Nächte lang feiern, das konnte ich das ganze Jahr nicht machen wegen der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele."
Festzuhalten gilt, dass die deutschen Läufer in der Ära nach Dieter Baumann, Uta Pippig oder Katrin Dörre-Heinig der Weltspitze hinterherlaufen. Zumal Nils Schumann nach seinem sensationellen 800-Meter-Olympiasieg von Sydney 2000 nie mehr an die damalige Form anknüpfen konnte und von immer neuen Verletzungen zurückgeworfen wurde.
Elf Laufwettbewerbe von 800 Meter bis zum Marathon standen bei den Olympischen Spielen auf dem Programm. Theoretisch hätten sie mit 33 deutschen Athleten besetzt werden können. Ganze sieben Läufer gingen in Athen an den Start. Nur eine von ihnen erreichte eine Top-Ten-Platzierung: Irina Mikitenko (Eintracht Frankfurt) lief trotz gesundheitlicher Probleme im Vorfeld auf Rang sieben im 5.000-Meter-Finale. Das war ein echtes Highlight.
Diskrepanz zwischen Spitzen- und Breitensport
Das Abschneiden der deutschen Leichtathleten in Athen ist enttäuschend. Und innerhalb der Disziplinblöcke bilden die Läufer das Schlusslicht. Eine Diskrepanz zum Breitensport tut sich auf, denn dort boomt der Laufsport in Deutschland wie kaum eine andere Sportart. In vier Wochen werden über 35.000 Läufer den Berlin-Marathon rennen. Fast alle großen deutschen Straßenläufe haben im Laufe der letzten Jahre immer neue Teilnehmerrekorde aufgestellt. Immer mehr Veranstalter integrieren erfolgreich Rennen für Kinder und Jugendliche über kürzere Strecken. Das Interesse und die Begeisterung ist auch beim Nachwuchs vorhanden.
Doch wenn es gilt, mit hartem Training den Sprung zu schaffen, läuft nicht mehr viel in Deutschland. "Die deutschen Läufer trainieren nicht hart genug", sagt die frühere Marathon-Weltrekordlerin Tegla Loroupe. Die Kenianerin lebt seit vielen Jahren mehrere Monate im Jahr in der Nähe von Detmold. Und Irina Mikitenko erklärt: "Ohne sehr hartes Training kommt man international nicht voran."
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